Das geheimnisvolle Okapi ist schon auf dem Plakat zu sehen. In Mariana Lekys Bestseller „Was man von hier aus sehen kann“ spielt es eine nicht unbedeutende Rolle. Taucht es in den Träumen von Selma, einer der Hauptpersonen in diesem modernen Märchen, auf, stirbt bald jemand im Dorf.

2022 erfolgreich verfilmt, kommt die Geschichte nun in Halle auf die Bühne des Puppentheaters. Ania Michaelis ist als Regisseurin dafür verantwortlich. Von einem Okapi habe sie nicht geträumt, gibt sie bei MDR KULTUR zu Protokoll.

Auch die Puppenspielerin Claudia Luise Bose kann bestätigen: „Bei uns ist noch niemand verstorben.“ Im Zuge dessen erzählt sie allerdings vom „typischen Premieren-Voralbtraum“: „Ich stehe auf der Bühne, das Licht geht an und es ist Premiere und ich weiß noch nicht mal so genau, welches Stück wir eigentlich gerade spielen.“

Viele Rollen für kleines Ensemble

„Was man von hier aus sehen kann“ kommt mit einer poppig-bunten Fantasie-Landschaft in Rosa daher. In der kümmert sich ein sehr kleines, orange gekleidetes Spieler-Ensemble darum, mit einem sehr viel größeren Arsenal von gelb kostümierten Puppen, einen 320-Seiten-Roman dem Raum- und Zeitmaß ihrer Puppenbühne anzupassen.

Ein offensichtlich nicht so leichtes Unterfangen, wie Michaelis einschätzt. Man müsse mit vier Personen ein großes Figuren-Personal bespielen. „In dem Buch kommen sehr viele Leute vor, also eigentlich sind wir von Anfang an mit einer Überforderung umgegangen.“

Neue Puppen bereichern Theater

Aus dem knappen Budget für die Produktion und dem Wunsch nach vielen Vierfüßlerpuppen habe man sich drei neue Puppen leisten können, berichtet die Regisseurin. Vierfüßler-Puppen haben zwar zwei Füße, können dafür aber an diesen und den beiden Armen sowie an einem Knubbel am Rücken bewegt werden. Im besten Falle spielt man sie mit mehreren, nämlich zu zweit, zu dritt, manchmal sogar zu viert.

Das ist ein wunderbares Ensemble, ein ganz besonders leistungsstarkes, das sich in jede Aufgabe hineinwirft.

Ania Michaelis, Regisseurin

Gerade für die brandneuen Puppen braucht es selbst als Profi einen Annäherungsprozess, erzählt Claudia Luise Bose: „Die hat ihre Schwierigkeiten, also sowohl was das Spielerische angeht, als auch was die Ästhetik angeht.“ Inzwischen habe sie sich in die Puppe „reingeguckt“, doch auch kurz vor der Premiere stelle sie die Puppe vor handwerkliche und spielerische Herausforderungen.

Neben den drei neuen Puppen stehen alte Bekannte aus dem Fundus auf der Bühne. Diese wurden für die Inszenierung von „Was man von hier aus sehen kann“ aber neu eingekleidet. Das Ensemble lässt die neuen und alten Puppen gekonnt durch eine Story tanzen, die jedermann verzaubern dürfte.

Leistungsstarkes Team

Die Regisseurin macht sich über den Ausgang des offensichtlichen Findungsprozesses keinerlei Sorgen. Als Gast-Regisseurin könne sie hemmungslos für das Ensemble schwärmen: „Das ist ein wunderbares Ensemble, ein ganz besonders leistungsstarkes, das sich in jede Aufgabe hineinwirft. Und die besondere Spezialisierung des Ensembles ist tatsächlich auf diese sogenannten Vierfüßlerpuppen.“

Puppenspielerin Claudia Luise Bose ist sich sicher, dass die Inszenierung des Puppentheaters Halle auch für diejenigen interessant ist, die das Buch bereits gelesen haben. „Es ist ja einfach ein sehr dickes, umfangreiches Buch.“ Bei so viel Stoff sei es interessant, worauf bei der Verdichtung auf der Bühne der Fokus gelegt werde. „Auf welchen Weg haben wir uns begeben? Welche Hauptstränge haben wir rausgearbeitet aus dem Buch?“ Das können die Besucher ab Freitag im Puppentheater Halle entdecken.