„Dann bin ich 97“

Darum will Münchens Alt-OB Ude nicht über Olympia 2044 abstimmen

10.10.2025 – 02:08 UhrLesedauer: 2 Min.

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Christian Ude (Archivbild): Der Münchner Alt-OB kritisiert den Bürgerentscheid. (Quelle: Felix Hörhager/dpa/dpa-bilder)

Christian Ude will bei der Olympia-Abstimmung nicht mitmachen. Der Grund: Er hält den Zeitpunkt für absurd. Was der Münchner Alt-OB damit meint.

Münchens Alt-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) wird sich nicht am Bürgerentscheid über die Olympia-Bewerbung 2044 beteiligen. Das kündigte der 78-Jährige in einem Interview mit der Abendzeitung an. Seine Begründung: Die Abstimmung finde viel zu früh statt. „Ich finde die Situation grotesk, dass wir fast 20 Jahre vor dem möglichen Termin 2044 die Bevölkerung abstimmen lassen über eine Riesen-Aufgabe mit riesigem Finanzaufwand“, sagte Ude.

Am 26. Oktober stimmen die Münchner darüber ab, ob sich die Stadt um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2044 bewerben soll. Ude kritisiert den langen Vorlauf scharf: „Da bin ich 97! Ich finde, über solche Entscheidungen sollen die entscheiden, die das dann auch zahlen müssen – und profitieren. 19 Jahre davor – das ist doch atemberaubend!“

Der SPD-Politiker, der von 1993 bis 2014 Oberbürgermeister war, begründet seine Enthaltung mit der Ungewissheit über die Zukunft. In der jetzigen Situation mit totaler Ungewissheit über die Zukunft vieler Branchen und über die Friedens- oder Kriegssituation sei es kühn zu sagen, man wisse genau, dass man sich das in 19 Jahren leisten könne. Er beobachte auch bei jungen Leuten eine Stimmung voller Zweifel: „Ihr macht es euch leicht, ihr fasst hier kühne Beschlüsse und wir müssen es dann zahlen.“

Ude verglich die aktuelle Situation mit der Olympia-Bewerbung 1972. Damals sei Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel 1966 aus Rom zurückgekommen, und bereits 1972 hätten die Spiele stattgefunden. „Und sämtliche Vorbereitungen noch in seiner Amtszeit!“ Besonders kritisch sieht der Alt-OB die „Knebelverträge“ des Internationalen Olympischen Komitees, die man „nur mit dem Begriff Unverschämtheit bezeichnen“ könne.

Trotz seiner Enthaltung betonte Ude, dass er durchaus eine Meinung habe: „Ich bin ein begeisterter Anhänger der Olympischen Idee und ein entschiedener Gegner von Knebelverträgen für Kommunen.“ Die Abwägung könne er aber nicht jetzt schon treffen „für die Menschen in vielleicht fast 20 Jahren die Rechnung zahlen müssen.“