ROLLING STONE Badge

Empfehlungen der Redaktion

Es ist nicht schwer, sich Gordo, den produktiven Produzenten und DJ, bei einem ausschweifenden Wochenende im Berghain vorzustellen – diesem berüchtigten Berliner Techno-Tempel in einem riesigen alten Kraftwerk, bekannt für kompromisslosen Sound und ebenso kompromisslose Partys. Schwerer fällt das Bild, wenn man sich vorstellt, dass er dort mit Drake auftaucht. Doch vor ein paar Wochen hat Gordo es tatsächlich geschafft, den Superstar (für den er regelmäßig produziert) zu einem Abend im Club zu überreden, der für Exzess, Orgien und eine unvergleichliche Soundanlage berühmt ist.

Zuerst ein paar Klarstellungen: Es gab keine Promi-Vorteile oder Sicherheitspersonal, das sie hineinbegleitete – sie stellten sich wie alle anderen in die Schlange und versuchten, die berüchtigt strenge Türpolitik zu überstehen. „Alles, was ich sagen werde, ist: Es gab keinen Extra-Service, keine Sonderbehandlung. Nichts. Wir sind einfach bis nach vorne gelaufen, kein Bezahlen, nichts“, erzählt Gordo im Gespräch mit ROLLING STONE aus Amsterdam. Und zweitens: In einem Tweet hatte er behauptet, sie hätten rund drei Stunden dort verbracht („Me & Drake went to Berghain last night no security and listened to industrial techno for about 3 hours…. Probably top 5 most insane nights of my life“). Doch Gordo stellt klar, dass er bis zum nächsten Morgen geblieben ist – genau so, wie man es im Berghain eben macht.

„Ich kenne niemanden auf diesem Planeten, der Drake ins Berghain bekommt und ihn länger als 20 Minuten dort hält. Dass ich ihn zwei bis drei Stunden da hatte, dafür verdiene ich meinen Respekt. Und dann sagen die Leute: ‚Nur drei Stunden?‘ Ich bin bis sechs oder sieben Uhr morgens geblieben – aber du redest hier auch mit jemandem, der 14 Stunden lang auflegen kann.“ Was genau im Inneren passierte, will Gordo nicht allzu detailliert erzählen. Er verrät lediglich, dass sie zunächst eine Weile in der Panorama Bar blieben, bevor Fans begannen, Drake zu erkennen. Selbst für Gordo, der auf den größten elektronischen Festivals der Welt auftritt, war der Abend eine Erfahrung wie keine andere. „Ich habe so etwas noch nirgendwo auf der Welt gesehen. Es hat mich umgehauen. Und ich bin einer dieser DJs, die schon eine Menge Verrücktes erlebt haben“, sagt er.

Von Berghain bis Studio

Abseits der Clubnächte steckt Gordo mitten in mehreren Projekten. Er arbeitet an neuer Musik, nachdem er im vergangenen Jahr sein gefeiertes, mit Stars gespicktes Album Diamante veröffentlicht hatte. Die Platte wurde doppelt mit Platin ausgezeichnet und vereinte Künstler wie Leon Bridges und Fuerza Regida – und klang dabei dennoch unverkennbar nach Gordo. „Ich kenne viele Künstler, die solche Alben machen, bei denen sie einfach irgendwelche Leute draufpacken, und das wirkt dann merkwürdig oder experimentell. Aber bei Diamante fühlte sich jeder Song geschmackvoll an“, erzählt er.

Ein Titel oder ein klares Konzept für das neue Projekt stehen noch nicht fest, aber Gordo hat schon eine Richtung im Kopf: „Ich will zu den Deep-House-Wurzeln zurückkehren und richtig tief eintauchen“, sagt er. „Ich habe ein paar Tracks, die bereit sind, aber es gibt keinen Grund zur Eile. Ich hasse es, Dinge zu überstürzen. Alles passiert organisch.“

Drakes neues Album und große Tourpläne

Zuerst muss er allerdings Drakes kommendes Album Iceman fertigstellen, das noch in diesem Jahr erscheinen soll. „Ich bereite mich auf das nächste Kapitel meines Lebens vor – mein eigenes Projekt – und gleichzeitig darauf, Drakes Album fertigzubekommen“, erklärt er. Über den Veröffentlichungstermin weiß er selbst wenig: „Alles, was ich weiß, ist: Beats machen, an ihn schicken und sehen, was passiert.“

Derzeit liegt sein Fokus auf der Tour, mit gigantischen Sets in Lissabon und Rio de Janeiro. Der Auftritt in Brasilien ist Teil einer großen Geburtstagsparty, die er vorbereitet. „Wir haben ein massives Line-up – darauf freue ich mich am meisten.“ All das, so hofft er, soll den Start in ein noch größeres Jahr markieren.