Stand: 10.10.2025 09:46 Uhr

Vom Streifendienst bis zur Führungskraft: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 17 Polizisten des ersten Polizeireviers in Frankfurt – wegen des Verdachts auf Körperverletzung, der Strafvereitelung im Amt sowie der Verfolgung Unschuldiger.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt (LKA) haben am frühen Freitagmorgen umfangreiche Durchsuchungen durchgeführt. Im Fokus: 17 Bedienstete der Frankfurter Polizei. Die Ermittler durchsuchten vier Dienststellen und 21 Privatadressen.

Gegen die Verdächtigen werde wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt, der Strafvereitelung im Amt sowie der Verfolgung Unschuldiger ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Unberechtigt „körperlichen Schaden“ zugefügt

Die Ermittlungen richten sich demnach gegen fünf Polizeibeamtinnen und zwölf Polizeibeamte im Alter zwischen 24 und 56 Jahren, die im Streifendienst und in führenden Positionen eingesetzt waren.

Die Verdächtigen sollen im Zeitraum von Februar bis Ende April 2025 insgesamt sechs Männern während oder nach deren Festnahme „unberechtigt körperlichen Schaden“ zugefügt oder „dies geduldet und die Taten nicht angezeigt“ haben, wie die Ermittler weiter mitteilten.

Videomaterial von mutmaßlichen Taten liegt vor

Mehrere der betroffenen Polizisten sollen den mutmaßlichen Opfern Widerstand unterstellt oder ihnen sogar tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte angedichtet haben, um nachträglich die Gewaltanwendung zu rechtfertigen.

Den Angaben zufolge liegen Aufzeichnungen von einigen Taten vor, teils durch die Videoüberwachung im Polizeirevier, teils durch Bodycams oder öffentliche Videoanlagen.

Polizeipräsident Müller: „Gravierende Vorwürfe“

Das erste Polizeirevier in Frankfurt ist damit erneut in den Schlagzeilen. „Die im Raum stehenden Vorwürfe sind sehr gravierend“, sagte der Frankfurter Polizeipräsident Stefan Müller. „Menschen im Gewahrsam der Polizei müssen sicher vor Übergriffen sein.“ Polizeibeamte, die in solchen Situationen Körperverletzungen im Amt begingen, verletzten den Kernbereich ihrer Dienstpflichten.

Die Tatvorwürfe gingen zu Lasten aller rechtmäßig handelnden Beamten, die täglich für die Frankfurter einstehen, so Müller. Gegen die betroffenen Beamten seien Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Die Verdächtigen wurden vorübergehend suspendiert.

Keine Hinweise auf extremistisches Motiv

An den Durchsuchungen von Privatwohnungen und Dienststellen am Freitag seien rund 150 Beamtinnen und Beamte des LKA sowie Beamte der Staatsanwaltschaft beteiligt gewesen.

Bei den Tatverdächtigen wurden mehrere Mobiltelefone und Datenträger sichergestellt, die nun ausgewertet werden. Die Ermittlungen dauern an. Bislang würden keine Hinweise auf ein extremistisches Motiv vorliegen, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Polizeirevier in Chat-Skandal verwickelt

Das war in der Vergangenheit im betroffenen ersten Polizeirevier anders: Die Dienststelle auf der Frankfurter Zeil war in den öffentlichen Fokus geraten, nachdem Polizisten in rechtsextremen Chatgruppen aufgefallen waren.

In der Chatgruppe mit dem Namen „Itiotentreff“ sollen Darstellungen von Adolf Hitler, Hakenkreuze und weitere nationalsozialistische Symbole sowie Verharmlosungen des Holocausts geteilt worden sein.

Weitere Schlagzeilen machten zudem rechtsextremen Drohschreiben mit der Unterschrift „NSU 2.0“ an zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens. In diesem Zusammenhang gab es Ermittlungen gegen einen Polizisten und eine Polizistin des Reviers. Inzwischen wurden die Ermittlungen eingestellt.

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