Familie, Kinder, Liebe. Nach außen verteidigt Putin traditionelle Werte. Doch hinter den Kulissen herrschen Geschäfte in Stripbars, Affären und Gewalt – das enthüllt ein neues Buch aus Russland.

Spätestens seit seiner zweiten Amtszeit im Jahr 2004 predigt der russische Präsident traditionelle Werte. Wladimir Putin stellte fortan Familie und Kinder ins Rampenlicht. Vier Jahre später wurde der „Tag der Familie, der Liebe und der Loyalität“ eingeführt und seither am 8. Juli gefeiert. Seine damalige Ehefrau Lyudmila Putin stand an seiner Seite, begleitete ihn während des Wahlkampfes Anfang der 2000er. Dabei spielte der russische Präsident offenbar ein falsches Spiel auf der politischen Bühne.

ANZEIGE

Denn hinter den Kulissen war Putin nicht der treue und liebevolle Ehemann, als der er sich inszenierte. Das beschreiben die Autoren Roman Badanin und Mikhail Rubin in „Der Zar selbst – Wie Wladimir Putin uns alle betrogen hat“. Badanin ist ein bekannter russischer Investigativ-Journalist, der mittlerweile an der renommierten Stanford-Universität in den USA lehrt. Rubin ist auch ein russischer Investigativjournalist, der im Exil lebt.

ANZEIGE

Das Cover ihres Buches schmückt die Hülle einer Statue, im Profil die Maske, die das Gesicht Putins erkennen lässt. Die Augen sind ausgestanzt und leer, auf dem Kopf eine Krone, hinter den Ohren ein Band mit Schleife. In dem Kapitel „Liebe und Ehe“ berichten die Autoren davon, wie Putin seine Familie „gründete und zerstörte“. Es geht um Stripbars, Affären, Demütigungen und Gewalt.

Putins „zweites Zuhause“ – eine Stripbar 

Schon Anfang der 1990er-Jahre soll Wladimir Putin häufig im „Luna“, einer Stripbar in St. Petersburg, gewesen sein – nahe dem Voznesensky-Prospekt und „der schönsten Kirche Russlands“, wie es zu Beginn des Kapitels heißt. Damals war Putin noch stellvertretender Bürgermeister der Stadt. Das Etablissement sei elitär, wie Badanin und Rubin schreiben. Putin soll sich dort mit Geschäftspartnern getroffen haben. Das berichtete auch das russische Nachrichtenmagazin „Nezavisimaya Gazeta“ 1999.

ANZEIGE

Vor allem wegen der Erotikshow „Mondfantasie“ sollen Putin und seine Geschäftspartner im „Luna“ gewesen sein, schrieb„Nezavisimaya Gazeta“. Schon damals war Putin verheiratet, hatte zu dem Zeitpunkt zwei Töchter. Trotzdem sei die Stripbar „wie ein zweites Zuhause“ für ihn gewesen, erzählt ein Beamter, der damals in den Behörden von  St. Petersburg gearbeitet hat. Ihm zufolge soll selbst Putins Sicherheitsdienst die Stripbar „beschützt“ haben. An einer Wand der Bar hängt demnach ein Autogramm Putins.

ANZEIGE

Ehe mit Lyudmila: Isolation, Streit und ein Doppelleben

Dabei war Putin bereits seit 1983 mit Lyudmila Shkrebneva verheiratet. Er lernte sie bei einer Show eines der bekanntesten sowjetischen Stand-up-Comedians kennen. Beide sollen sich „mehr als einmal“ gestritten haben, wie Badanin und Rubin schreiben. Erst über eine Freundin soll Lyudmila erfahren haben, dass Wladimir Putin beim russischen Geheimdienst „KGB“ arbeitet.

ANZEIGE

ANZEIGE

Der russische Journalist und Schriftsteller Oleg Michailowitsch Blozki recherchierte für zwei Bücher. 2002 wurde die Biografie „Wladimir Putin. Der Weg zur Macht“ veröffentlicht. Blozki sprach mit Putins Ehefrau Lyudmila. Sie erzählte dem Autor von ihrer Einsamkeit während der Schwangerschaft. Davon, dass es Wladimir nicht interessierte, ob seine Ehefrau – hochschwanger, mit einem Kind in einem Arm und dem Einkauf im anderen – die Treppen in den sechsten Stock hinaufkletterte.

ANZEIGE

Russland, 1986 – der junge Wladimir Putin mit seiner Frau Ljudmila und seiner Tochter. Russland, 1986 – der junge Wladimir Putin mit seiner Frau Ljudmila und seiner Tochter. IMAGO / ZUMA Press Wire Gewalt und Verachtung: Putins Umgang mit seiner Ehefrau

„Ich weiß, dass der Nachbar mehrmals zu meinem Mann gesagt hat: „Wladimir, du musst helfen. Du musst helfen, Wladimir!‘“ Die Worte des Nachbarn prallten an Putin ab. Er sei überzeugt gewesen, dass eine Ehefrau im Haus alles selbst schaffen müsste, berichtete Blozki. Auch die Autorin Irene Pitch konnte bestätigen, dass „Lyudmila unter unzähligen Demütigungen litt“. Putin habe seine Frau betrogen und „manchmal geschlagen“, wie Pitch schreibt. Weiter beschreibt sie Putin als „Vampir“. Seine Augen seien wie die eines „Raubtiers, das auf Beute lauert“. Pitch lernte die Putins Mitte der 1990er in der DDR kennen und war mit ihnen befreundet.

ANZEIGE

Er soll nicht nur häufig in einer Stripbar gewesen sein und seine Frau schlecht behandelt haben – Putin soll auch eine Affäre gehabt haben. Davon schreiben die Autoren von „Der Zar selbst“. Seine heimliche Geliebte: Svetlana, eine 23 Jahre jüngere Frau. Zwei ehemalige Staatsbeamte, die mit dem russischen Präsidenten eng befreundet sind, antworteten auf die Frage nach Svetlana nur: „Wir werden nichts über sie sagen.“ Zwei Bekannte von Svetlana würden sich daran erinnern, dass sie mit einem Beamten der Stadtverwaltung St. Petersburg zusammen war.

ANZEIGE

ANZEIGE

ANZEIGE

Svetlana Krivonogikh, Putins Affäre, soll eine Stelle bei der Bank „Rossiya“ angeboten bekommen und später Anteile an der Bank erhalten haben. Von Putins Freunden sollen ihr Wohnungen geschenkt worden sein. So wird das Vermögen der Familie Krivonogikh auf rund 100 Millionen Dollar geschätzt. Ihre heute 22-jährige Tochter soll Gegenstand staatlicher Geheimhaltung sein. Zu der Zeit ihrer Geburt war Putins Ehefrau Lyudmila noch immer mit ihm verheiratet. Erst im Jahr 2013 hatte sie sich von ihm scheiden lassen.