Ein Feuer in Russland nach dem Einschlag einer ukrainischen Drohne.

Ein Feuer in Russland nach dem Einschlag einer ukrainischen Drohne.

Picture Alliance

Die Ukraine verstärkt ihre Langstreckenangriffe auf den russischen Energiesektor.

Präsident Selenskyj sagte am Mittwoch, Russland stehe vor einer Treibstoffknappheit und habe seine Reserven angezapft.

Eine ukrainische Sicherheitsquelle sagte, die Angriffe hätten viele russische Raffinerien „stillgelegt“.

Die eskalierenden Angriffe der Ukraine auf den russischen Energiesektor belasten die Wirtschaft und die Kriegskasse des Landes. Sie zwingen Moskau dazu, auf Notreserven zurückzugreifen, wie Kiew diese Woche mitteilte.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Mittwochabend, dass die „Langstreckensanktionen gegen Russland“, eine Anspielung auf die tiefgreifenden Angriffe auf russische Energieanlagen, „wirklich bedeutende Ergebnisse erzielen“. Moskaus riesige Ölindustrie ist ein kritischer Sektor, dessen Öl- und Erdgasexporte die Kriegsanstrengungen in der Ukraine finanzieren.

Lest auch


Das Nato-Dilemma an der Ostflanke: Die Luftraumüberwachung wird immer riskanter

Ukraine setzt Russland mit Drohnen unter Druck

Die Ukraine hat die Infrastruktur in ganz Russland, einschließlich Raffinerien, mit Langstreckenwaffen angegriffen, um den Druck auf Moskau zu erhöhen.

„Die Treibstoffknappheit in Russland nähert sich bereits 20 Prozent — das betrifft vor allem das Benzin“, sagte Selenskyj unter Berufung auf ukrainische Daten. „Sie haben jetzt begonnen, die Dieselreserven anzuzapfen, die sie für schlechte Zeiten aufgespart haben“.

Ukrainische Drohnen haben Ziele weit jenseits der Frontlinien angegriffen, manchmal Hunderte von Kilometern weit im russischen Gebiet. Bei einem Angriff am Freitag wurde beispielsweise eine mehr als 1287 Kilometer entfernte Einrichtung getroffen. Das zeigt die große Reichweite Kiews.

Lest auch


„Rucksack“-Drohne mit Lasern – diese neue Waffe soll Kampfjets stärken und Soldaten schützen

Eine Quelle des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU) erklärte, dass fast 40 Prozent der Kapazität der russischen Raffinerien aufgrund der weitreichenden Angriffe bereits stillgelegt sind.

„Der SBU fährt fort, der russischen Wirtschaft ernsthaften Schaden zuzufügen, indem er an den Anlagen der Öl- und Gasindustrie der Russischen Föderation arbeitet“, sagte die Quelle nach dem Streik in der vergangenen Woche. Das geht aus einer Übersetzung ihrer Äußerungen hervor, die BUSINESS INSIDER (BI) vorliegt.

„Der Rückgang der Petrodollar-Einnahmen für den Haushalt wirkt sich direkt auf die Fähigkeit des Aggressors aus, den Krieg gegen die Ukraine fortzusetzen“, fügten sie hinzu.

Selbstgebaute Waffen

Die Ukraine hat in erster Linie selbstgebaute Raketen und Drohnen eingesetzt, um tief in Russland einzudringen. Sie hat stark in die Produktion von Waffen investiert, um die Beschränkungen und Engpässe zu umgehen. Denen war sie bei der Verwendung von Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Raketen aus dem Westen ausgesetzt, die sie über die Grenze hinweg einsetzte.

Selenskyj lobte am Mittwoch die ukrainischen Waffenhersteller. Er sagte, sie arbeiteten daran, dass Russland die Kosten des Krieges trage. Ihre Ausrüstung sei präziser geworden, fügte er hinzu.

Lest auch


Rakete attackiert Drohnen mit Wolke aus Stahl: So funktioniert die Waffe, die die Ukraine schützen soll

Bei den Angriffen auf die russische Energieinfrastruktur wurden vor allem Drohnen eingesetzt. Die Ukraine hat jedoch auch im Inland hergestellte Marschflugkörper und Hybrid-Raketen-Drohnen verwendet, um russische Ziele zu treffen.

Die Ukraine hat von westlichen Ländern Sicherheitshilfen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar erhalten. Trotzdem drängte Selenskyj die ukrainische Rüstungsindustrie dazu, einen größeren Anteil an im Inland produzierten Waffen in die Hände der Soldaten zu geben.

Am Montag erklärte er, dass mehr als 40 Prozent der Waffen, die die Ukraine an der Front einsetzt, aus ukrainischer Produktion stammen. Dieser Anteil soll seinen Angaben zufolge bis Ende des Jahres auf mindestens 50 Prozent steigen.

Eine kritische Industrie

Russlands Energieinfrastruktur ist seit langem ein Ziel. Der Öl- und Gassektor ist eine wichtige Einnahmequelle für Russland, die wiederum zur Finanzierung der Invasion beiträgt. Man schätzt, dass dieser Wirtschaftszweig im Durchschnitt etwa 20 Prozent des russischen BIP ausmacht.

Kyle Glen ist ein Ermittler des in Großbritannien ansässigen Centre for Information Resilience. Er verfolgt die ukrainischen Angriffe auf den russischen Energiesektor. Glen erklärte BI, dass es seit Anfang August 24 Angriffe auf Ölraffinerien gegeben hat.

Die Fähigkeit, diese Anlagen anzugreifen, ist für die Ukraine von entscheidender Bedeutung, selbst wenn sie mit Herausforderungen wie Rückschlägen auf dem Schlachtfeld oder einem Mangel an Waffen und Munition seitens ihrer Partner konfrontiert ist. Kiew betrachtet diese Bemühungen als Chance, Russland zu schwächen und seine Macht zu demonstrieren.

Lest auch


Ein ehemaliger Drohnenpilot der Air Force packt aus: „Kein Videospiel der Welt kann dich darauf vorbereiten“

Die „Deep-Strike“-Kampagne war ein Lichtblick für die Ukraine, da ihre Streitkräfte sich weiterhin gegen die eindringenden Russen verteidigen, wobei die Frontlinien relativ statisch sind und die Verluste steigen.

Die eskalierende Kampagne erfolgt vor dem Hintergrund, dass die Ukraine zunehmend in der Lage ist, hochrangige russische Ziele — wie Kriegsschiffe, Flugzeuge, Stützpunkte, Fabriken und Munitionsproduktionsstätten — weit über ihre Grenzen hinaus mit ihren eigenen Waffen anzugreifen, um Russlands Kriegsmaschinerie zu behindern und zu verhindern, dass der Konflikt ausschließlich auf ukrainischem Boden ausgetragen wird.

Russland greift die Ukraine auch mit schweren Angriffen an. Nächtliche Angriffe, bestehend aus einer großen Anzahl von Drohnen und Raketen, treffen zivile Gebiete und kritische Infrastrukturen, einschließlich des Energiesektors des Landes. Bei den Bombardierungen kommen manchmal Hunderte von Geschossen zum Einsatz, da Moskau seine eigene Waffenproduktion hochgefahren hat.

Die russischen Angriffe haben zu Stromausfällen geführt und die Ukraine von Energieimporten abhängig gemacht. Aber sie haben nicht wie die Angriffe in Russland eine wichtige nationale Einkommensquelle dezimiert.

Dieser Artikel wurde von Muriel Dittmar aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.