Als fünftes Kind der Eheleute Alois und Margarete Hock 1935 geboren, wuchs sie in der Wenigumstädter Kappesgasse auf. In ihrer Kindheit gab es fast keinen Zugang zur Literatur. Sie erinnert sich, dass es bei einer Familie in ihrer Nachbarschaft nur ein Märchenbuch gab, welches man nur bei eigener Krankheit ausleihen durfte. Trotz ihres Handicaps – sie ist mit nur einem Arm geboren – wurde sie vom Dorflehrer, Pfarrer und ihren Eltern gefördert und durfte die Aschaffenburger Mädchenrealschule der Maria-Ward-Schwestern besuchen.

Dort hatte sie hin und wieder Zugang zu Büchern, denn Lesen war zeitlebens ihre große Leidenschaft. In Pflaumheim konnte sie schon gleich nach Gründung der dortigen Pfarrbücherei ab 1950 ihre Bücher kostenpflichtig ausleihen. Als im Herbst 1952 auf Initiative von Pfarrer Ludwig Konze die Wenigumstädter Pfarrbücherei gegründet wurde, war die 18-jährige Maria Hock hellauf begeistert und eifrigste Helferin um Büchereileiter Winfried Jakob. Drei Jahre später ernannte Pfarrer Konze die junge Frau zur Büchereileiterin.

Schnell motivierte sie ihre Mitstreiter und führte 1954 zusammen mit der Aschaffenburger Buchhandlung Pfeiffer die vorweihnachtliche Buchausstellung ein, sorgte mit Nachdruck in Schule und Kindergarten sowie beim Tag der offenen Tür für eine großangelegte Bücher- und Lese-Werbung.

Kreisarbeitsgemeinschaft der Büchereien aufgebaut

Ihre Verdienste um die Literatur wirken weit über Wenigumstadt hinaus. So setzte sich Maria Hock bereits 1973 für den Aufbau der Kreisarbeitsgemeinschaft der Büchereien im Landkreis Aschaffenburg ein. Mehr als 30 Jahre gehörte sie dem Vorstand an. 1972 hatte sie in Sankt Augustin bei Bonn die Ausbildung zur kirchlichen Bücherei-Assistentin absolviert. Generationen von Kindern und Jugendlichen hat sie die Welt der Bücher erschlossen.

Dreimal ist Maria Hock mit der Bücherei in neue Gebäude umgezogen. In der zum Jugendheim umgebauten Pfarrscheune war die erste Bleibe. 1968 zog man in einen kleinen Raum ins Pfarrhaus. Nach der Gebietsreform 1978 und der Eingemeindung Wenigumstadts nach Großostheim konnte die Bücherei die ehemaligen Räume der Gemeindeverwaltung im alten Schulhaus in der Mosbacher Straße beziehen. Im Februar 2001 zog man nach der Sanierung von historischem Rathaus und erster Schule in die neue Bibliothek im nebenstehenden Fachwerkgebäude.

Zweites Zuhause

Maria Hock hat hier ihr zweites Zuhause, denn nach wie vor verbringt sie viel Zeit in der Bücherei, um für ihre Leserinnen und Leser zu arbeiten. Das Bibliothekswesen hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Von der einfachen Karteikarte zum PC-gestützten Ausleihverfahren. Im Online-Katalog von Wenigumstadts Bücherei sind derzeit 10.460 Einträge verzeichnet. Im Bestand sind neben Printmedien wie Bücher und Zeitschriften auch Tonträger und Digitale Medien. Maria Hock hat mehrere fähige ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch wenn noch niemand in ihre Fußstapfen treten möchte, ist Maria Hock zuversichtlich, dass Wenigumstadts Bücherei auch nach ihr in guten Händen fortgeführt wird.

Geöffnet ist die Bücherei Wenigumstadt sonntags von 12 bis 13.30 Uhr, dienstags von 19 bis 20 Uhr und donnerstags von 10 bis 12 sowie von 15.30 bis 17 Uhr.