Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die Venezolanerin Maria Corina Machado. Das teilte das Nobelkomitee in Oslo am Freitag mit. Machado erhält den Preis demnach für ihren Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie.

Wegen ihres politischen Engagements war die 58-Jährige in ihrem Heimatland immer wieder Unterdrückung und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. 2024 wurde sie bei der venezolanischen Präsidentschaftswahl als Kandidatin der oppositionellen „Mesa de la Unidad Democrática“ zunächst als Kandidatin nominiert, dann aber vom regierungsnahen Nationalen Wahlrat ausgeschlossen.

Machado bei einer Demonstration vergangenes Jahr in Caracas.

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Stattdessen bewarb sich der Diplomat Edmundo Gonzáles Urrutia. Er holte laut internationalen Beobachtern die meisten Stimmen. Der autoritäre Machthaber Nicolás Maduro, der Venezuela seit 2013 regiert, hält jedoch weiter an der Macht fest.

Der Friedensnobelpreis gilt gemeinhin als wichtigste politische Auszeichnung der Welt. Trump hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, man möge ihm den Preis zusprechen. Unter anderem vor der UN-Vollversammlung in New York führte er im September an, innerhalb von nur sieben Monaten sieben Kriege beendet zu haben. „Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte“, meinte er. 

Jorgen Watne Frydnes, der Vorsitzende des Nobelpreiskomitees, verkündet die Nobelpreisträgerin in Oslo.

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Noch dazu konnte Trump in dieser Woche einen ersten Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen zur Beilegung des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas verkünden. Das dürfte ihn in seinen Ambitionen weiter bestärkt haben.

Friedensnobelpreis 2025: Was gegen Trump sprach

Dass Trump als nicht preiswürdig erachtet wurde, findet Christian Lammert plausibel. „Die Entwicklungen in den USA unter seiner zweiten Präsidentschaft waren von einer weiteren Erosion demokratischer Normen, der gezielten Schwächung unabhängiger Institutionen und einer bislang beispiellosen gesellschaftlichen Spaltung geprägt“, sagt der Professor für Politikwissenschaft am John-F.-Kennedy-Institut der FU Berlin.

Hinzu kämen außenpolitische Aktionen, die weniger auf nachhaltige Friedensförderung als auf kurzfristige Machtdemonstration und teils aggressive Alleingänge setzten, wie etwa die militärische Eskalation gegen venezolanische Schmugglerboote. „Der Preis versteht sich als Würdigung von Menschen, die einen substanziellen Beitrag zu Versöhnung und friedlicher Konfliktlösung leisten – Trumps Bilanz steht dem diametral entgegen.“

Eine Preisvergabe an den US-Präsidenten unter diesen Voraussetzungen wäre Lammert zufolge ein beunruhigendes Signal: „Sie hätte als Legitimation autokratischer Tendenzen und als Verharmlosung von Demokratieabbau und Menschenrechtsverletzungen verstanden werden können“, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien. Und: „Die Glaubwürdigkeit des Friedensnobelpreises würde massiv Schaden nehmen, wenn kurzfristige politische Interessen oder mediale Aufmerksamkeit über die eigenen Prinzipien gestellt werden.“

Nach Angaben des Nobelkomitees sind für den Friedensnobelpreis in diesem Jahr 338 Kandidaten nominiert worden, darunter 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen. Insgesamt waren das 52 Nominierte mehr als im Vorjahr. Wer dazu gehört und wer den entsprechenden Kandidaten vorgeschlagen hat, wird in der Nobelwelt stets 50 Jahre lang geheim gehalten. 

Im vergangenen Jahr war die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die Organisation von Überlebenden der Atomwaffenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki wurde für ihre auf Zeitzeugenaussagen beruhenden Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt geehrt.

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Mit der Kür des Friedensnobelpreisträgers erreicht die Woche der Nobelpreis-Bekanntgaben alljährlich ihren Höhepunkt. In den vergangenen Tagen wurden bereits die Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften. Die Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, die Ausnahme bildet der Friedensnobelpreis in Oslo. 

Auch in diesem Jahr sind die Nobelpreise erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert – umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro. Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896). (vib/dpa)