Eine Reihe von Hunden sitzt wie die Hühner auf der Stange auf einem Weg in einem Augsburger Waldstück. Nur einige wenige Meter trennen die Tiere. Noch keine schwere Übung, doch nun läuft jeweils der letzte Hund in der Reihe an den anderen vorbei. Das klappt mal reibungslos, mal endet es in großem Gebell. Den ganzen Nachmittag über werden die Tiere solche Dinge üben, das Konzept nennt sich „Social Walk“. Hundetrainerin Jessica Laumeyer erklärt, was das Hund, Frauchen und Herrchen bringt.

„Ziel des Social Walk ist es, dass Hunde entspannt an der Leine gehen, ohne daran herumzuzerren“, erklärt Jessica Laumeyer. Sie nennt ein paar klassische Beispiele, warum Hunde leinenscheu sein könnten: Kleine Hunde würden oft gegen ihren Willen gestreichelt, große Hunde müssten lernen, ihren Spieltrieb und ihre Masse zu kontrollieren. „Ein Lkw braucht auch länger, um abzubremsen, als ein Smart“, sagt sie.

Hundetrainerin Jessica Laumeyer bietet neben traditioneller Hundeschule auch Social Walks an. Dabei stehen nicht Befehle wie Sitz, Platz und Bleib im Vordergrund, sondern das Sozialverhalten der Hunde.

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Hundetrainerin Jessica Laumeyer bietet neben traditioneller Hundeschule auch Social Walks an. Dabei stehen nicht Befehle wie Sitz, Platz und Bleib im Vordergrund, sondern das Sozialverhalten der Hunde.
Foto: Kristina Orth

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Hundetrainerin Jessica Laumeyer bietet neben traditioneller Hundeschule auch Social Walks an. Dabei stehen nicht Befehle wie Sitz, Platz und Bleib im Vordergrund, sondern das Sozialverhalten der Hunde.
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Ein solches Schwergewicht mit seinen 36 Kilogramm ist der schwarzfellige Buddy. Immer wieder wickelt er sein Frauchen Martina Schulz mit der Leine ein, springt um ihre Beine herum und bellt laut. Wenn er Wasser sieht, ist er kaum noch zu halten. Sogar in einen kleinen Trinkbrunnen versucht sich der Mix aus Golden Retriever und schwarzem Schäferhund hineinzuzwängen.

Martina Schulz mit ihrem Hund Buddy. Ihn zieht es magisch zu Wasser hin.

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Martina Schulz mit ihrem Hund Buddy. Ihn zieht es magisch zu Wasser hin.
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Martina Schulz mit ihrem Hund Buddy. Ihn zieht es magisch zu Wasser hin.
Foto: Kristina Orth

Buddys Frauchen Martina Schulz ist mit Hunden aufgewachsen, dann kam eine mehrjährige Pause – mit gutem Grund: „Mein damaliger Husky wurde von einem anderen Hund angegriffen“. Seitdem sitzt ihr die Angst im Nacken, wenn ein anderer Hund ihrem Buddy und ihr zu nahe kommt. Das merkt Buddy und bellt. Ähnliches hat auch Schäferhund Jack mit Frauchen Daniela Bayer erlebt. Vor einem Monat wurde er von einem frei herumlaufenden Hund gebissen, musste am Hinterbein genäht werden. Jetzt trägt er einen Maulkorb, damit er nicht aus einer plötzlichen Panik heraus zuschnappt.

Im Entenmarsch laufen die Hunde vom Parkplatz weg in einer Reihe, dann läuft immer ein Hund quer durch die Gruppe, die anderen sollen ihn ruhig passieren lassen. Doch so mancher Hund flüchtet verängstigt ins Unterholz, andere bellen. Mit zunehmender Wegstrecke werden die Tiere ruhiger, gewöhnen sich an die Gegenwart der anderen. Buddy bellt nur noch einmal, als ein kleiner weißer ungarischer Hütehund in zwei Metern Abstand vorbeiläuft. „Tschuldigung, das war zu nah“, kommt sofort. Rücksicht gehört zu den Grundlagen beim Social Walk.

Wenn Hunde gegen ihren Willen gestreichelt werden, reagieren sie unentspannt

Franziska Stumpf gehört der weiße, wuschelige Hütehund Eska, der sehr oft von Menschen gestreichelt wird, das aber nicht immer mag. „Eska springt dann in meinen Arm, zieht den Schwanz runter und versteckt sich zwischen den Beinen.“ Davon ist an diesem Tag wenig zu merken, ganz entspannt wälzt die Hündin sich auf dem Rücken herum, trotz größerer Hunde bleibt sie ruhig.

Franziska Stumpf mit ihrer Hündin Eska Mit ihrem wuscheligen Fell sieht Eska zum Kuscheln aus, nur mag sie nicht von jedem gestreichelt werden.

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Franziska Stumpf mit ihrer Hündin Eska Mit ihrem wuscheligen Fell sieht Eska zum Kuscheln aus, nur mag sie nicht von jedem gestreichelt werden.
Foto: Kristina Orth

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Franziska Stumpf mit ihrer Hündin Eska Mit ihrem wuscheligen Fell sieht Eska zum Kuscheln aus, nur mag sie nicht von jedem gestreichelt werden.
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Jessica Laumeyer mit ihrem Border Collie „Kiwi“ erklärt, was aus ihrer Sicht häufig bei Hunden schief läuft: „Manche sagen: Du musst dem Hund beibringen, wer der Chef im Ring ist. Ich dagegen sage: Erziehung entsteht durch eine gute Beziehung.“ Manchmal liegt ungewöhnliches Verhalten beim Hund aber nicht an der falschen Erziehung, sondern an schlechten Erfahrungen. Jessica Laumeyer erzählt: „Vor einiger Zeit hatte ich einen Hund, der ist mit allen zurechtgekommen, nur mit einem Mann nicht“, sagt sie. Der Auslöser – unklar. Erst mit der Zeit und viel Geduld kam heraus, dass es wohl am Geruch des Mannes lag. „In den Klamotten hing ein Geruch, mit dem der Hund schlechte Erinnerungen an ein schimmliges Haus und eine schwere Kette um den Hals verband.“ Die Lösung: Ein Klamottenwechsel und eine langsame Gewöhnung an den Geruch. Bald blieb der Hund entspannt.

Die beiden Berner Sennenhunde sind sehr unterschiedlich im Temperament. Die braun-weiße Lisa ist etwas ängstlich, während der jüngere Benny gerne den Ton angibt.

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Die beiden Berner Sennenhunde sind sehr unterschiedlich im Temperament. Die braun-weiße Lisa ist etwas ängstlich, während der jüngere Benny gerne den Ton angibt.
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Die beiden Berner Sennenhunde sind sehr unterschiedlich im Temperament. Die braun-weiße Lisa ist etwas ängstlich, während der jüngere Benny gerne den Ton angibt.
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Zwei Kinder und zwei Hunde halten Judith Jahne auf Trab. Die ältere Lisa ist das Bezugstier für ihre Tochter, damit sie mehr aus sich herausgeht und sich traut zu sprechen. „Mit beiden Hunden an der Straße zu spazieren ist eine Herausforderung, besonders wenn die dann noch spielen wollen“, sagt Jahne. Was den Unterschied zwischen Social Walk und klassischer Hundeschule macht? „Da lernen Hunde nur Sitz, Platz, Bleib. Beim Social Walk geht es um das Miteinander.“ Das muss auch Toni noch lernen. „Sie ist wie eine Katze“, sagen Dominik Jennen und Gerlinde Bachl. Im Büro hat Toni schnell herausgefunden, wo es Leckerlis gibt. Beim Social Walk lernt sie nun klare Regeln.

Dominik Jennen und Gerlinde Bachl mit ihrem Shiba Inu Toni. Der junge Hund ist stur wie eine Katze, sagen die beiden.

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Dominik Jennen und Gerlinde Bachl mit ihrem Shiba Inu Toni. Der junge Hund ist stur wie eine Katze, sagen die beiden.
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Dominik Jennen und Gerlinde Bachl mit ihrem Shiba Inu Toni. Der junge Hund ist stur wie eine Katze, sagen die beiden.
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Info: Jessica Laumeyer bietet mit ihrer Schule „Freude mit 4 Pfoten“ regelmäßig Social Walks an. Die Kosten belaufen sich auf 30 Euro für 90 Minuten. Infos gibt es unter www.freude-mit-4pfoten.de/social-walks

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