Bild: Annemarie Scirtuicchio
Vorzeigeprojekt für digitale Verwaltung soll bundesweit Maßstäbe setzen
Der Landkreis Augsburg hat im Rahmen einer Pressekonferenz offiziell seine Bewerbung als Modellregion „Ermöglichende Verwaltung“ gestartet. Im Mittelpunkt steht als eine der möglichen Ideen derzeit der Einsatz von KI beim digitalen Bauantrag. Dieser wird bereits seit 2021 im Landkreis eingesetzt. Nun soll getestet werden, ob und wie das Bauverfahren unter anderem unter Einsatz von KI weiterentwickelt werden kann. Das Verfahren zählt zu einem der komplexesten Bereiche der Verwaltung – gelingt hier eine KI-gestützte Digitalisierung, lässt sich das Modell auf viele andere Prozesse übertragen.
Bund und Freistaat sehen Vorbildcharakter
Bei der Auftaktveranstaltung im Landratsamt unterstrichen Vertreterinnen und Vertreter aus Bund, Freistaat, Landkreisen und Kommunen die Bedeutung des Projekts. Hansjörg Durz, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Digitales, machte deutlich, dass Innovationen in der Verwaltung vor allem vor Ort entstehen: „Wir sind im Landkreis Augsburg längst digital unterwegs. Entscheidend ist aber, dass wir auch neue digitale und bürgerfreundliche Tools erproben und weiterentwickeln, um sie dann in der Fläche ausrollen zu können. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz ist dabei der nächste logische Schritt, um komplexe, manuelle Verfahren zu vereinfachen. Was hier entsteht, kann morgen Blaupause für ganz Deutschland werden.“ Auch der Bürokratiebeauftragte der Staatsregierung, Walter Nussel, MdL, sieht im Projekt einen notwendigen Systemwechsel. Statt nur einzelne Verfahren zu optimieren, brauche es einen integrierten Ansatz mit klaren Entscheidungsrahmen, intelligenter Nutzung von KI und der Vereinfachung von Vorschriften. Insbesondere beim Datenschutz müssten die praktizierten Standards auf ein vernünftiges Maß zurückgeführt werden. „Nur so gelingt nachhaltiger Bürokratieabbau im Sinne schnellerer und transparenter Verfahren“, so Nussel.
Kooperation als Schlüssel zum Erfolg
Landrat Martin Sailer verwies auf die konkrete Ausgangslage im Landkreis Augsburg: steigende Fallzahlen, zunehmender Fachkräftemangel und bevorstehende Personalabgänge durch den demografischen Wandel. „Wir haben mit dem digitalen Bauantrag bereits gezeigt, dass wir Pionierarbeit leisten können. Jetzt wollen wir, beginnend mit einem Testlauf im Baugenehmigungsverfahren, die gesamte Verwaltung modernisieren, indem wir mit dem Einsatz von KI die Prozesse für die Mitarbeitenden und die Bürgerinnen und Bürger schneller machen – nicht als IT-Projekt, sondern als Staatsmodernisierung, die Bürgerinnen und Bürgern sowie der Wirtschaft gleichermaßen zugutekommt.“ Unterstützung kommt auch aus dem Landkreis München. Landrat Christoph Göbel betonte die Vorteile des bereits jetzt stattfindenden Erfahrungsaustausches und der Zusammenarbeit bei diesem Thema über die Bezirksgrenzen hinweg: „Statt auf Konkurrenz setzen wir auf Kooperation. Wenn zwei so unterschiedliche Landkreise wie Augsburg und München gemeinsam digitale, KI-gestützte Standards entwickeln, können sie später überall in Bayern Anwendung finden.“
Kommunale Praxis als Testfeld
Dass Digitalisierung und KI als Prozessbeschleuniger gerade auf der kommunalen Ebene entscheidend sind, hob Dr. Michael Higl, Erster Bürgermeister des Marktes Meitingen, hervor: „Hier begegnen die Bürgerinnen und Bürger dem Staat. Wenn es uns gelingt, die Bürgerinnen und Bürger mit KI und Digitalisierung besser und schneller durch den Behördendschungel zu lotsen, dann ist die Modellregion der richtige Ansatz.“ Die wissenschaftliche Begleitung durch den bundesweiten Experten für Verwaltungsdigitalisierung, Prof. Dr. Robert Müller-Török, soll sicherstellen, dass die Erfahrungen aus dem Landkreis Augsburg systematisch ausgewertet werden. Erste Ergebnisse sollen im Februar 2026 vorliegen und in die Strategie der Staatsregierung einfließen.
Mit der Bewerbung als Modellregion will der Landkreis Augsburg zeigen, dass Bürokratieabbau und Verwaltungsmodernisierung keine Zukunftsmusik sind, sondern ganz konkret im Bauantragswesen beginnen können – und von dort aus Schritt für Schritt auf die gesamte Verwaltung übertragen werden.