Dass Steffen Krach die Berliner SPD in die Abgeordnetenhauswahl in einem knappen Jahr führen soll, hat der Landesvorstand längst entschieden. Unklar war bislang, wo denn der noch amtierende Regionspräsident von Hannover innerparteilich andocken könnte. Weil die SPD für die Wahlen keine Landesliste aufstellt, sondern jeder Bezirk eigene Kandidaten nominiert, musste irgendwo jenseits der Reichweite der Landesspitze ein Platz für den Spitzenmann gefunden werden.
Morgenpost Späti
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Die Suche währte einige Wochen, nun gibt es eine Lösung: Steffen Krach wird vorbehaltlich der Zustimmung der Parteibasis den Wahlkreis des früheren Finanzsenators Mathias Kollatz im Steglitzer Ortsteil Südende zwischen Hindenburgdamm, Schlossstraße und Teltowkanal übernehmen. Das bestätigte Kollatz der Morgenpost. Er werde nächstes Jahr 69, da sei es Zeit, Platz zu machen, so der frühere Entwicklungsbanker, der 2014 bis 2021 unter dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller die Landeskasse verwaltete.
Steffen Krach wird den Steglitzer Wahlkreis von Ex-Finanzsenator Kollatz übernehmen
Der Steglitzer Wahlkreis war lange eine Domäne der SPD, ehe er 2011 mal an die CDU fiel. Kollatz konnte das Direktmandat dann aber 2016 zurückgewinnen. Er verteidigte es 2021 und auch bei der Wiederholungswahl zwei Jahre später. Krach muss also den Anspruch haben, auf diesem Wege den Einzug ins Parlament zu schaffen. Gleichwohl wird der Steglitz-Zehlendorfer SPD-Kreisverband den Spitzenkandidaten wohl auch auf Platz eins der Bezirksliste setzen. So käme Krach notfalls auch beim Verlust des Wahlkreises ins Abgeordnetenhaus. Mit dem Kreisvorsitzenden, dem Bundestagsabgeordneten Ruppert Stüwe, ist Krach seit gemeinsamen Juso-Tagen gut bekannt.
Der Spitzenkandidat selbst mochte sich auf Nachfrage der Morgenpost nicht äußern. In der Partei kursieren aber unterschiedliche Geschichten über Krachs Suche nach einem Wahlkreis und einem sicheren Listenplatz. Er soll über Tempelhof-Schöneberg nachgedacht haben. Dort wohnt er. Und der Wahlkreis Mariendorf wird vakant, weil der Abgeordnete Lars Rauchfuß wohl nicht mehr antreten möchte. Allerdings ist hier das Direktmandat für die SPD keineswegs sicher.
Krach brauchte also auf jeden Fall einen vorderen Platz auf der Bezirksliste. Für die Männerplätze auf der durchquotierten Liste wäre er aber einflussreichen Sozialdemokraten begegnet, dem Integrationsexperten Orkan Özdemir und dem Wirtschaftsstaatssekretär Michael Biel. Ehe es hier zum offenen Konflikt kam, suchte Krach seine Chance lieber in Steglitz-Zehlendorf. So steht der Bürgermeisterkandidat der SPD zumindest im Südwesten auf den Wahlzetteln ganz oben.