Nach dem gelungenen „Superman“ wartet nicht nur FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher gespannt auf das Sequel „Man Of Tomorrow“. Doch was dazwischen passiert, ist ein Problem – und das liegt nicht daran, dass „Peacemaker: Staffel 2“ nur auf RTL+ läuft.
Warner Bros.
Ein kurzer Hinweis vorab: Dieser Artikel enthält auch Spoiler zur zweiten Staffel von „Peacemaker“ und der am heutigen 10. Oktober auf RTL+ veröffentlichten finalen Folge. Wir beschränken die Story-Enthüllungen aber auf drei kurze, von einer separaten Spoiler-Warnung eingeleitete Absätze. Den übrigen Text könnt ihr auch lesen, wenn ihr „Peacemaker“ überhaupt nicht oder noch nicht alle Episoden gesehen habt (und solltet das auch, wenn ihr euch für das DCU interessiert).
Hausaufgaben auch im DCU? Doch das ist noch nicht das Problem!
Marvel-Boss Kevin Feige hat kürzlich eingestanden, dass es sich langsam wie Hausaufgaben anfühle, im MCU auf dem Stand zu bleiben. Schließlich erschienen zwischenzeitlich zu mehreren Filmen im Jahr auch noch zahlreiche Serien auf Disney+. Und dort ereigneten sich Dinge, die man wissen musste, wenn man auf dem Stand bleiben wollte.
Auch James Gunns DCU-Universum wird Geschichten und Filme aus Serien miteinander verbinden. Das könnte langfristig zum Hausaufgaben-Problem werden. Aktuell ist es noch nicht der Fall, weil die Menge noch recht überschaubar ist. Doch leider scheint Gunn vergessen zu haben, dass er es einer ganzen Menge DCU-Fans unmöglich macht, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Und dabei wurde im Finale der zweiten „Peacemaker“-Staffel etwas eingeführt, was laut dem DC-Boss, Drehbuchautor und Regisseur selbst, ein großer Teil seines DCU-Plans ist. Laut Gunn ist es sogar der Moment, wo die große, übergreifende Geschichte beginnt.
Für das Verständnis des Meinungsartikels reicht es, zu wissen, dass dies passiert ist. Falls ihr aber wissen wollt, wie „Peacemaker“ das DCU und damit auch die Welt von „Superman“ auch für „Man Of Tomorrow“ entscheidend verändert hat, folgen nachfolgend SPOILER!
SPOILER: So ändert „Peacemaker: Staffel 2“ die Welt von „Superman“
In der zweiten Staffel machte Rick Flagg Sr. (Frank Grillo) als neuer Chef von A.R.G.U.S. Jagd auf Peacemaker (John Cena). Das ist einerseits persönlich motiviert durch Peacemakers Mord an Ricks Sohn (siehe „The Suicide Squad“). Doch nach und nach rückt in den Fokus, dass Flagg sich auch Peacemakers Möglichkeit, andere Welten zu besuchen, unter den Nagel reißen will. Im Staffel-Finale erfahren wir, welchen sinistren Plan er damit verfolgt.
Bereits im Laufe der zweiten Season begann Flagg mit Lex Luthor (Nicholas Hoult) zusammenzuarbeiten. Der sitzt zwar weiter im Knast, doch hilft von dort nun der Regierung. Wie weit das geht, macht das Finale deutlich. Luthor zieht im Hintergrund die Strippen. Er hat Flagg in einen Meta-Menschen-Hasser verwandelt, der ihm sehr ähnlich ist. Der immer mehr auf eigene Faust agierende General feiert und lacht sogar mit Luthors alter, rehabilitierter Crew um Sydney Happersen (Stephen Blackehart) und Otis Berg (Terence Rosemore), während rund um sie herum Flaggs Agenten grausam sterben oder verstümmelt werden. Unterdessen erkunden sie andere Welten.
In „Peacemaker“ wird Flagg nicht nur zum Bösewicht, Luthor wieder zum Strippenzieher und die Jagd auf Metamenschen wieder eröffnet. Schließlich wird mit einer „Salvation“ getauften und aus den Comics bekannten Welt eine Art zweite Erde gefunden – und dabei kommt der ganze Plan von Flagg und Luthor ans Licht. Dank einer Weiterentwicklung der Technologie der Portale zwischen den Welten soll (wie in den Comics) als Abschiebeort für gefährliche Metamenschen dienen, die man so für immer von der Erde verbannen kann. Als Testsubjekt wird Peacemaker am Ende schon auf diese Welt verbannt – um zu merken, dass diese doch nicht so unbewohnt ist, wie vorschnell angenommen wurde. Im offiziellen Podcast zur Serie hat James Gunn bereits bestätigt, dass Salvation der Anfang einer großen Erzählung im DCU sein wird.
Ab hier keine Spoiler mehr: James Gunn schließt einen Teil des „Superman“-Publikums aus
Ich bin überzeugt, dass James Gunn zum Start von „Man Of Tomorrow“ einen Weg finden wird, um ein mit „Peacemaker“ nicht vertrautes Publikum die Änderungen im DCU seit dem ersten Film zu zeigen. Das Problem ist also nicht, dass man nicht mehr mitkommen wird, wenn man die Serie nicht gesehen hat. Das Problem ist, dass viele „Superman“-Fans die Serie gar nicht sehen können.
Superman ist ein Held für die ganze Familie – und mit seinem Film hat es James Gunn verstanden, seinen gerne auch mal auf anzügliche Zoten setzenden Humor so herunterzufahren, dass „Superman“ für ein breites Publikum funktioniert. In Deutschland hat er eine FSK-12-Freigabe, bereits ab 6 Jahren kann man in Begleitung von Erziehungsberechtigten ins Kino gehen. Auch viele junge Menschen haben das erste Abenteuer von David Corenswet als neuem Mann aus Stahl gesehen. Bei „Peacemaker“ ist das völlig anders…
RTL+ gibt in Deutschland eine Altersempfehlung ab 16 Jahren für alle Folgen der zweiten Staffel – und man kann durchaus argumentieren, dass manche Episoden vielleicht sogar erst ab 18 Jahren geeignet sind. Es gibt eine große Orgie mit reichlich Sex und viel nackter Haut. Es finden sich zahlreiche derbe Witze und mehrere richtig brutale Szenen. Da wird auch mal ein menschliches Gesicht zerfressen.
Ein diverses DCU ist gut, aber…
Ich habe kein Problem damit, dass James Gunn von Anfang an gesagt hat, dass das DCU sehr divers sein soll. Es sollen die verschiedensten Genres bedient werden, unterschiedliche Alters- und Publikumsgruppen angesprochen werden. Mit „Clayface“ wird zum Beispiel aktuell ein waschechter Horrorfilm gedreht, der sich nur an Erwachsene richten soll. Doch meiner Ansicht nach müssen die Übergänge und die Verbindungen stimmen.
Wenn in einer Story nur für Erwachsene Dinge passieren, die weitere Auswirkungen haben, sollten sie das nur auf Storys für Erwachsene. Wenn „Peacemaker“ aber direkt Auswirkungen auf die „Superman“-Fortsetzung hat, ist das ein Problem. Natürlich kann man dem 13 Jahre alten „Superman“-Fan erzählen, dass er jetzt dies und dies wissen muss. Wenn er dann sich das aber gerne selbst anschauen will, wird er ausgeschlossen.
Ich habe großen Spaß mit „Superman“ und finde auch die zweite Staffel von „Peacemaker“ trotz einer, sich aus zu wenig Zeit oder zu viel Stoff ergebenden erzählerischen Holprigkeit gelungen. Dass aber das DCU in genau dieser Serie für die „Superman“-Filme wichtige Inhalte verhandelt und gleichzeitig einem Teil des Publikums den Zugang verwehrt, ist ein Ärgernis.
Mehr über die Handlung von „Man Of Tomorrow“ gibt es im nachfolgenden Artikel: