Kiel. Schulgarten, Chorhemden, Filmdreh oder Traditionsschiffe: Die Bürgerstiftung Kiel fördert seit 25 Jahren kleine und größere Projekte, die zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenwirkens, zum Erhalt von Erinnerungskultur oder zur Verschönerung der Stadt beitragen. Die Zahl der Anträge auf Zuschüsse durch die Stiftung wächst. Im Interview erklärt der ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende Michael Scholz, warum das bürgerliche Engagement so wichtig ist.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Herr Scholz, die Bürgerstiftung Kiel feiert diesen Samstag im Rathaus 25-jähriges Jubiläum. Wofür steht die Stiftung?

Michael Scholz: Der Grundgedanke hinter der Bürgerstiftung Kiel ist, dass sich Bürger für Bürger einsetzen. Den Initiatoren um den damaligen Oberbürgermeister Norbert Gansel ging es darum, den Gemeinschaftssinn und die Identifikation der Kielerinnen und Kieler mit ihrer Stadt zu stärken. Und die Erwartung war, dass sich viele Menschen in der Bürgerstiftung engagieren – mit Geld oder mit Zeit. Als Stiftung fördern wir das gesellschaftliche Engagement, indem wir Projekte bezuschussen.

Wer kann Anträge stellen? Welche Projekte werden gefördert?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Alle Kieler Bürgerinnen und Bürger können Anträge stellen, auch Kinder und Jugendliche. Das ist ganz niedrigschwellig möglich über ein Antragsformular, das auf unserer Webseite zum Download bereitsteht. Was gefördert wird, gibt unsere Satzung vor: Projekte aus den Bereichen Kultur, Bildung und Wissenschaft, Landes- und Stadtgeschichte, Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Der Rahmen ist sehr, sehr weit gefasst, da passt viel rein.

Wo sind die Grenzen?

Wenn das Projekt nicht den Satzungsvorgaben entspricht oder wir die Zuständigkeit woanders sehen. Wir unterstützen zum Beispiel gerne Schulen, die Instrumente oder einen neuen Bühnenvorhang für ihre Aula benötigen. Es gibt allerdings gewisse Verpflichtungen, die von der Stadt erfüllt werden müssen, und wir möchten nicht, dass die Stadt diese Aufgaben vernachlässigt. Wir sind in den Bereichen tätig, in denen die Stadt nicht fördern kann.

Folgen der Kieler Haushaltssperre waren für die Stiftung spürbar

Durch die Haushaltssperre wurden in diesem Jahr städtische Förderprogramme für Bürgerprojekte wie „Gemeinsam Kiel gestalten“ ausgesetzt. Haben Sie Auswirkungen gespürt?

Ja, das haben wir gemerkt. Jetzt kamen die Antragstellerinnen und Antragsteller plötzlich auf uns zu. Und wir mussten uns überlegen, wie wir damit umgehen.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Und: Wie sind Sie damit umgegangen?

Zögerlich. Die Stadt Kiel hat im Kulturbereich ganz viele Programme und Möglichkeiten, Projekte zu fördern. Wir wollten nicht gerne Lückenfüller sein. Es gab daher leider auch Anträge, die wir ablehnen mussten.

Hätten Sie denn die finanziellen Möglichkeiten, das aufzufangen, was durch das Aussetzen des städtischen Fonds weggefallen ist?

Nein, das hätten wir nicht. Wir sind eine eher kleine Stiftung, unser Förderetat beträgt etwa 60.000 Euro im Jahr. Das ist nicht viel. Zum Vergleich: Der Bürgerstiftung in Hamburg steht jedes Jahr ein Millionen-Etat für die Förderung zur Verfügung.

Bürgerstiftung Kiel will die Stadt bereichern

Wie viele Anträge werden durchschnittlich eingereicht?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Das hat sich verändert. Wir sind mittlerweile bei Zahlen angekommen, die früher nie erreicht wurden. In den letzten fünf Jahren wurden insgesamt 60 Anträge eingereicht. In diesem Jahr sind es bereits 27. Die höhere Zahl rührt mit daher, dass wir angefangen haben, auch selbst Projekte anzustoßen. Die Bürgerstiftung soll die Stadt bereichern: Wir haben jetzt einen Arbeitskreis gebildet, der sich für Projekte zur Vermittlung der Stadtgeschichte einsetzt. Weitere Arbeitskreise sind angedacht – wer Ideen hat, kann sich an uns wenden.

Was mich besonders bewegt, sind oft kleinere Projekte.

Michael Scholz

Vorstandsvorsitzender Bürgerstiftung Kiel

Gibt es ein Förderprojekt, das Sie besonders bewegt hat?

Jedes Projekt ist wichtig, denn es zeigt: Da sind Menschen, die nicht nur darauf gucken, dass es ihnen gutgeht, sondern auch an andere denken. Was mich besonders bewegt, sind oft kleinere Projekte: Jugendliche in Mettenhof, die einen Film über soziale Verhältnisse drehen möchten. Eine Schule, die für die Einrichtung eines Schulgartens 800 Euro braucht und nicht weiß, wie sie das Geld zusammenbekommen soll. Ein Verein, der Kinder zum Lesen bringen will, und Geld für eine Aktion benötigt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Stiftung?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

In den 25 Jahren unseres Bestehens haben wir insgesamt 160 Projekte unterstützt und 750.000 Euro investiert. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es noch viel mehr Kielerinnen und Kieler gibt, die sich für die Gesellschaft und Gemeinschaft einsetzen. Mit unserer Förderung fördern wir dieses bürgerliche Engagement. Wir freuen uns über jeden Betrag, der gestiftet oder gespendet wird. Und über jeden Antrag, der gestellt wird. Für dieses Jahr ist noch Geld da.

Mehr Informationen unter buergerstiftung-kiel.de. Spendenkonto DE64 2105 0170 0090 0282 00, Empfänger: Bürgerstiftung Kiel.

KN