Am Telefon wollte Mark Bray nicht verraten, wo genau er sich befand. „Ich sage nur, dass ich in einem Hotel bin“, sagte der US-Professor am Donnerstagnachmittag. Er klang aufgeregt. „Wir versuchen immer noch, nach Spanien auszureisen.“

Wenige Stunden zuvor hatte die „New York Times“ einen explosiven Artikel veröffentlicht: Bray, Autor eines Bestsellers über Antifaschismus und Professor an der Rutgers Universität in New Brunswick, New Jersey, wollte am Mittwochabend mit seiner Familie nach Spanien fliehen, nachdem er Morddrohungen erhalten hatte. Doch als sie mit ihren Boardingpässen am Gate ankamen, sei ihnen mitgeteilt worden, dass ihre Reservierung storniert worden sei.

„Ich fliege seit Jahrzehnten schon um die Welt und ich wusste nicht, dass so etwas überhaupt passieren kann“, sagte Bray im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Ich habe keine Beweise. Aber zufällig geschah das nur wenige Stunden, nachdem zwei der Personen, die mich im Internet belästigen, im Weißen Haus waren.“

Mark Bray unterrichtet Kurse zum spanischen Bürgerkrieg, Menschenrechten und Kommunismus – und über Antifaschismus. Turning Point USA (TPUSA), die Organisation des kürzlich ermordeten rechtskonservativen Aktivisten Charlie Kirk, bezeichnete ihn als Mitglied der Antifa. In einer Petition verlangte TPUSA seine Entlassung, da er „eine Bedrohung für konservative Studenten“ darstelle.

„Professor für heimischen Terrorismus“: Mark Bray wurde von Rechten angegriffen

In den Wochen nach Kirks Ermordung wurde Bray massiv von rechten Influencern angegriffen, die mit TPUSA verbunden sind. Jack Posobiec (3,2 Millionen Follower auf X) nannte ihn mehrfach einen „Professor für heimischen Terrorismus“. Andy Ngo (1,7 Millionen X-Follower) bezeichnete ihn als „militanten Antifa-Aktivisten“.

Worauf Bray anspielte: Sowohl Posobiec als auch Ngo waren vergangenen Mittwoch im Weißen Haus, als US-Präsident Donald Trump zu einer „Diskussionrunde über die Antifa“ einlud – nur wenige Stunden, bevor Bray und seine Familie zum Flughafen fuhren.

„Die Schikane nahm zu, als Trump Antifa als heimische Terrororganisation bezeichnete“, sagte Bray. „Ich habe zwei kleine Kinder. Als jemand meine Privatadresse auf X veröffentlichte, beschlossen wir, auszureisen.“ Er teilte einige der Nachrichten, die er in den Tagen zuvor erhalten hatte. „Ich werde dich töten“, stand in einer. „Lauf nur du Schwuchtel“, in einer anderen. „Du bist weg“, in einer dritten.

„Ich fühle mich nicht mehr sicher in diesem Land“, sagte Bray am Telefon. Zwar sei er bisher nicht von Strafverfolgungsbehörden oder der Regierung kontaktiert worden. Doch Sorgen mache er sich trotzdem. „Es ist nicht das gleiche, wie vor der Gestapo zu fliehen. Ich gehe nicht ins politische Exil. Aber es gibt eine Skala, und ein kleines bisschen fühlt es sich so an.“

Am Freitagmorgen postete Bray auf Bluesky: „Unser Flieger Richtung Spanien ist in der Luft!“