Bis zu 15,20 Euro kostet eine Maß Bier auf dem Cannstatter Volksfest 2025, die günstigste liegt bei 14,40 Euro. Vor zehn Jahren waren es noch 9,80 Euro. Der Preis hat also in den vergangenen Jahren ziemlich stark angezogen. Oder?

Die Antwort gibt ein Blick in die Aufzeichnungen unserer Redaktion – und die Preisstatistik des Statistischen Bundesamts. Dort wird neben der allgemeinen Inflation auch die Preisentwicklung beim Bier im Supermarkt ermittelt. Tatsächlich hat sich der Bierpreis auf dem Volksfest in den vergangenen Jahren deutlich stärker erhöht als an der Supermarktkasse.

Wie wir die Preise vergleichen

Natürlich kostet ein Liter im Festzelt mehr als beim Getränkehändler. Um die Preisentwicklung dennoch vergleichen zu können, machen wir es wie das Statistische Bundesamt und nehmen die Preise des Jahres 2020 als Referenz. 11,20 Euro kostete die Maß 2019, beim ersten Post-Corona-Volksfest 2022 waren es 13,20 Euro. Den Preis für die Wasen-Maß im Jahr 2020 geben wir daher fiktiv mit 11,90 Euro an – das wäre der Wert, wenn man von einer gleichmäßigen Preissteigerung zwischen 2019 und 2022 ausgeht.

Wichtiger als das Basisjahr ist, dass sich die Preise unterschiedlich entwickelt haben. Im Jahr 2002 lag der Bierpreis noch bei 7,20 Euro, gut 60 Prozent des Werts von 2020. Im Supermarkt zahlte man für Bier damals bereits rund 80 Prozent der Preise von 2020. Insbesondere in den letzten zehn Jahren stieg der Bierpreis auf dem Wasen also vergleichsweise schnell an. Seit der Pandemie setzte sich dieser Trend fort, wie das Schaubild zeigt.

Auch in absoluten Preisen zieht der Bierpreis an: Für den Sprung von 5€ (1993) auf 10€ (2016) brauchte es dreizehn Jahre, die 15€ wurden dagegen schon neun Jahre später erreicht. Warum steigen die Bierpreise auf dem Volksfest so rasant?

Schwabenwelt-Wirt nennt die Gründe

Michael Wilhelmer, der Betreiber des Schwabenwelt-Zelts auf dem Cannstatter Volksfest, hat einige Erklärungen. Die allgemeine Inflation (siehe Schaubild oben) zählt dazu. Nach Corona und wegen des russischen Angriffskriegs knickte die Teuerungskurve deutlich nach oben und damit auch der Bierpreis – an der Ladentheke wie auch im Festzelt. „Vor allem bei den Energiekosten ist einfach keine Entlastung eingetreten“, schreibt Wilhelmer auf Anfrage.

Zusätzlich hätten die Festwirte mit ganz besonderen Preissteigerungen zu kämpfen. Das Auf- und Abbauen der Zelte koste ein Drittel mehr als vor der Pandemie, unter anderem wegen Lohnsteigerungen infolge der Mindestlohnanhebung. Die Preise für Licht- und Tontechnik „haben sich seit der Pandemie teilweise nahezu verdoppelt, hier ging es um sechsstellige Beträge“, rechnet Wilhelmer vor. Ebenso die Kosten für Entertainment und Musik. Die „extrem vielen neuen Auflagen vor allem in punkto Sicherheit“ täten ihr Übriges.

Der Bierpreis in Euro und Cent lässt sich gut vergleichen. Das Erlebnis im Festzelt vielleicht nicht so gut. „Das Paket bei einem Festzeltbesuch ist ja ein ganz anderes“, beschreibt Michael Wilhelmer.Und: „Alles in allem sind die Festzelte in ihrer Ausstattung in den letzten Jahren sehr viel anspruchsvoller geworden.“

Günstig ist es nicht auf dem Wasen. Michael Wilhelmer liegt mit seinem Schwabenwelt-Zelt preislich im oberen Mittelfeld der Festwirte, wie unser Vergleich zeigt. Kalkulieren könne man nur noch kurzfristig, weil nicht mehr alle Waren so zuverlässig verfügbar seien wie früher, sagt er.

Die Preise in den Wasenzelten sind also eine Wundertüte, und beim nächsten Volksfest wird es sicherlich nicht günstiger. Nun kennt man immerhin die Gründe dafür.