Die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stiftung Schloss und Park Benrath arbeiten auf Hochtouren am neuen Museumskonzept. Denn es ergab nicht wirklich Sinn, das Benrather Schloss in den nächsten Jahren für die Summe von rund 60 Millionen Euro zu sanieren und es dabei nicht gleich auch noch attraktiver für die Besucher zu machen. So ist unter anderem ein neuer, zentraler Eingangsbereich geplant.
Derzeit beherbergt die kurfürstliche Anlage aus dem 18. Jahrhundert drei Museen: Das Haupthaus, das Corps des Logis sowie das Gartenkunstmuseum im Ost- und das Naturkundemuseum im Westflügel. Und so manches schöne Stück rückt dabei (noch) nicht ins Auge des Betrachters.
Das gilt beispielsweise für die Porzellansammlung. Zu Unrecht, wie Dorothea Sprockamp, Vorsitzende der Vereinigung Freunde Schloss und Park Benrath, findet – und mit ihr weitere Vereinsmitglieder: „Nach der Sammlung in Mannheim gilt sie als zweitgrößte ihrer Art und ist ein absolutes Highlight.“ Mannheim deswegen, weil Kurfürst Carl Theodor, der Mitte des 18. Jahrhunderts den Bau des Benrather Schlosses beauftragte, die meisten Lebensjahre in seiner dortigen Residenz verbrachte. Rund 400 Stücke, Geschirr Figuren und Figurengruppen, hat die Sammlung in Benrath, rund 90 werden aktuell in einem Raum im Ostflügel präsentiert. Und zu jeder lässt sich eine interessante Geschichte erzählen, wie die von einem von einem Geschirr übrig gebliebenen Teller, das Carl Theodor vom französischen König geschenkt bekommen hatte.
Ein jetzt vom Freundeskreis für die Porzellansammlung angekauftes Stück wird in den dort aufgestellten Vitrinen aber keinen Platz finden. Eva-Maria Gruben, Kustodin der kunstgeschichtlichen Sammlungen, hat für die Figurengruppe schon was anderes im Sinn. Sie sucht bei Kunsthändlern nun nach Stücken, die in ein neues Museums- und Ausstellungskonzept passen. Bei einem Blick durch die Online-Galerie von Viebahn Fine Arts blieb ihr Blick an der Figurengruppe hängen, die nun in Benrath ihr neues Zuhause gefunden hat: Hergestellt wurde sie von der kurfürstlichen Manufaktur Frankenthal, das Modell stammt von Johann Peter Melchior. Auf der Unterseite ist das Porzellan gestempelt mit dem kurfürstlichen Kur-Hut über einem „CT“ und der Jahreszahl 87 für 1787. Die Figurengruppe zeigt fünf spielende Kinder und ist sensationell gut erhalten.
Für Kustodin Gruben ein perfektes Ausstellungsstück, wenn man in Zukunft im Schloss-Museum vielleicht erzählen will, wie sich seit Carl Theodor das Spiel der Kinder verändert hat. Dabei zeigt die Porzellangruppe des Ratingers Melchior ein fortschrittliches, bürgerliches Bild. Zuvor seien Kinder zumeist als kleine – adelige – Erwachsene präsentiert worden, erläutert Gruben. Das sei nun eine andere Idee von Kindheit, und komme der heutigen Sichtweise von spielenden Kindern nahe, betonte Stefan Schweizer, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung.
Zum 25-jährigen Bestehen der Stiftung Schloss und Park Benrath hat der Freundeskreis seine Geldschatulle geöffnet und für den Ankauf der Porzellanfigur eine mittlere vierstellige Summe bereitgestellt. Damit das wertvolle Stück auch heil ankommt, hat Nils Viebahn vom gleichnamigen Kunsthandel es persönlich von Worpswede nach Benrath gebracht. Schon mehrfach wurde die Stiftung bei ihm und bis 2014 bei seinem Vater, dem Firmengründer, fündig.
Kein Wunder, hat sich der Kunsthistoriker doch auf die Zeit vom 16. bis ins frühe 19. Jahrhundert spezialisiert. Rund 30 Prozent seiner Stücke verkauft er an Museen, dazu zählen große wie das Reichsmuseum in Amsterdam, aber auch die Schloss-Stiftung in Benrath. Oft wisse er bei einem Stück schon, wer an einem Erwerb Interesse habe. Das war bei der Figurengruppe allerdings nicht so. „Diese muss noch mein Vater gekauft haben, die hatte ich gar nicht im Blick“, sagte Nils Viebahn am Freitagvormittag bei der Übergabe der Antiquität. Aber den suchenden Augen von Kustodin Eva-Maria Gruben entgeht auch so nichts.