Halloween ist noch ein paar Tage hin, aber es wird schon ein wenig düster, zum Beispiel bei einer Dokumentation zum Kultfilm „The Rocky Horror Picture Show“ im Magazin oder bei der Premiere von „Vampire’s Mountain“ im Schauspielhaus. Sommerliche Grooves aus London hingegen gibt es mit Loyle Carner in der Sporthalle, nebelverhangenen Ambient Pop von den Färöern mit Eivør im Docks. Auch Klassik, Literatur und Kunst vergolden den Oktober.

Loyle Carner 2024 im Stadtpark. Dieses Mal rappt der Londoner in der Sporthalle.
© FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Samtige Hip-Hop-Grooves aus London mit Lolyle Carner in der Sporthalle
Nicht nur, weil es mit 70 Minuten recht kurz war, machte das Konzert von Loyle Carner im Juli 2024 im ausverkauften Stadtpark Lust auf mehr: Der Londoner Rapper und Hamburg-Fan (als Teenager war er hier auf Schüleraustausch) mag es noch oldschool mit Liveband und ohne Autotune-Gedödel, smooth und hörbar von Jazz und NuSoul inspiriert. Das ist so zeitlos wie aus der Zeit gefallen, in Großbritannien jedenfalls bleibt er damit absolut angesagt und schrammte mit dem Album „Hopefully!“ vor drei Monaten erneut denkbar knapp an der Spitze der UK-Charts vorbei. Hoffentlich spielt er etwas länger bei seinem Hamburger Konzert am 16. Oktober in der Sporthalle. tl
Loyle Carner Do 16.10., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 69,70 im Vorverkauf, www.sporthalle.hamburg
Von den Färöer-Inseln auf den Kiez: Eivør zaubert im Docks
Von den 55.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Färöer ist Eivør Pálsdóttir international eine der Bekanntesten: Die 1983 geborene Sängerin und Songschreiberin hat einen ganz eigenen Zauber, der sich nicht auf den tradierten Folk-Pop beschränkt. Eivør ist in vielen Sprachen und Genres von Elektro-Pop bis Jazz zu Hause (es ist schwer, sie nicht „Björk der Färinger“ zu nennen), was man auch an ihren Auftrittsorten ablesen kann. Zwischen dem North Sea Jazz Festival, dem Hellfest und dem Wacken Open Air ist bei ihr alles möglich. Und auch der Kiez soll da nicht vergessen werden: Am 17. Oktober kommt Eivør nach Hamburg ins Docks. tl
Eivør, Elinborg Fr 17.10., 19.00, Docks (U St. Pauli), Spielbudenplatz 19, Karten zu 61,40 im Vorverkauf; www.eivor.com

Direktorin Kathrin Baumstark startet im Bucerius Kunst Forum eine neue Diskussionsreihe über die Relevanz von Kunst.
© FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Brosda und Grütters diskutieren über die gesellschaftliche Relevanz von Kunst
Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin schenken die Menschen Ausstellungshäusern, Museen und Kunstvereinen mehr Glaubwürdigkeit als anderen Institutionen. Welche Verantwortung ergibt sich daraus? Das Bucerius Kunst Forum nimmt dies zum Anlass und startet am 16. Oktober die neue Diskussionsreihe „Kunst kann mehr!“. Auf Einladung von Direktorin Kathrin Baumstark werden Akteure aus Kultur und Politik zu aktuellen gesellschaftlichen Themen ins Gespräch kommen. In der ersten Veranstaltung unter dem Titel „Krisen überall – Hat Kunst noch Relevanz?“ am kommenden Donnerstag um 19 Uhr sind Monika Grütters, Kulturstaatsministerin a. D., und Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda zu Gast. vfe
Diskussion „Krisen überall – Hat Kunst noch Relevanz?“, Do 16.10., 19.00, Bucerius Kunst Forum (U Jungfernstieg), Alter Wall 12, Eintritt frei, Anmeldung unter www.buceriuskunstforum.de

Das Museum am Rothenbaum (MARKK) ist einer der Orte, die beim Rundgang „Kunst am Rothenbaum“ mitmachen.
© Copyright: MARKK, Paul Schimweg | P. Schirmweg/MARKK
Vielfältige Kunstorte bei einem Spaziergang am Rothenbaum entdecken
Am 11. und 12. Oktober laden 17 Galerien, Museen und Auktionshäuser im Hamburger Stadtteil Rotherbaum zu einem außergewöhnlichen Rundgang durch die Kunstszene ein. Besucher und Besucherinnen erwartet ein abwechslungsreiches Programm mit Malerei, Fotografie, Skulptur, Grafik und Design – eine gute Gelegenheit, um Kunst und Künstler zu entdecken, zu erleben und Werke zu erwerben. Unter den Teilnehmern sind etwa Museum am Rothenbaum (MARKK), Galerie Roschlaub, Reichstein Townhouse und Galerie Melbye-Konan. Am Sonnabend um 12 Uhr gibt es bei JB Fine Arts eine Einführung in die Schau „Riccardo Gusmaroli: Folded Icons“ und um 15 Uhr bei Karl & Faber ein Gespräch über „Warum Kunst sammeln?“. Am Sonntag um 16 Uhr wird in der kleinen gegenwart über das Werk der Fotografin Nan Goldin diskutiert. vfe
Galerienrundgang „Kunst am Rothenbaum“ Sa/So 11./12.10., jeweils 12.00–18.00, diverse Orte, Eintritt in die Galerien frei, Infos unter www.kunstamrothenbaum.art

Das Bild „Straße mit Hochbahnbrücke“ (1971) ist in der Ausstellung „Arnold Fiedler. Durch die Nacht“ in der Galerie beim Schlump zu sehen.
© Galerie Beim Schlump/Fiedler | Arno Fiedler
Ausstellung am Schlump: Durch das nächtliche Hamburg mit Arnold Fiedler
Die Galerie am Schlump ehrt in ihrer aktuellen Ausstellung einen besonderen Künstler, der in Paris wie in Hamburg deutliche Spuren hinterlassen hat. Arnold Fiedler (1900–1985) gilt als Vorreiter der gegenstandsfreien Malerei. „Durch die Nacht“ zeigt die für ihn typischen geometrischen Abstraktionen, aber ebenso frühe Milieustudien, Arbeiten eines Nachkriegssurrealismus, farbintensive Collagen und die Wiederkehr zum Gegenständlichen. Mit seinen Bildern setzte Fiedler, der den Edwin-Scharff-Preis erhielt, seiner Heimatstadt ein Denkmal, so sind unter den Arbeiten eine typische St.-Pauli-Ansicht („Eroscenter“ von 1974), eine Collage mit dem Titel „Leuchtturm“ (1972) und die Lithografie „Nächtliches Erlebnis“ von 1920. Die „Straße mit Hochbahnbrücke“ (1971) lässt sich gut als eine bekannte Stelle an der Hoheluftchaussee verorten. Von den Grindelhochhäusern aus schuf der Künstler nächtliche Ansichten der Stadt, Traumbilder und Werke über die Sturmflut vfe
„Arnold Fiedler. Durch die Nacht“ bis 8.11., Galerie Beim Schlump (Bus 4,15), Beim Schlump 10, Mi–Fr 11.00–18.00, Sa 10.00–14.00 und nach Vereinbarung, Eintritt frei, www.galeriebeimschlump.de

Dr. Reyhan Şahin alias Lady Bitch Ray.
© picture alliance/dpa | picture alliance
Reyhan Şahin, Bärbel Grashoff und Marie Luisa Kerkhoff klären über Brustkrebs auf
„Yalla, Amazonenbrüste: Das Ende der Unversehrtheit!“ steht auf der Homepage des Literaturhauses über der Veranstaltungsankündigung. Ein wichtiger und relevanter Abend, der Bücher, Gesundheit und Gesellschaft miteinander verknüpft. Gynäkologin Bärbel Grashoff (Text) und Marie Luisa Kerkhoff (Illustration) stellen ihr gemeinsames Buch zum Thema „Brustkrebs“ vor. Selbiges gilt für die Bremerin Reyhan Şahin (Lady Bitch Ray), deren Buch „Amazonenbrüste – Wie ich den Brustkrebs bekämpfte“ gerade erschienen ist. Jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Annonciert ist ein Abend über Aufklärung, weibliche Solidarität, Widerstand und Mut. Das Literaturhaus als Ort des Austausches – mit der Kraft der Literatur. tha
„Yalla, Amazonenbrüste: Das Ende der Unversehrtheit!“ Mo 13.10., 19.00, Literaturhaus (U Mundsburg, Bus 6), Schwanenwik 38, Tickets 16/12/6 Euro; www.literaturhaus-hamburg.de

„Vampire’s Mountain“ ist am Schauspielhaus zu sehen.
© Katrin Ribbe | Katrin Ribbe
„Vampire’s Mountain“ feiert Uraufführung am Schauspielhaus
Erstmals arbeitet der famose französische Künstler und „Theaterbild-Magier“ Philippe Quesne am Deutschen Schauspielhaus auf der Großen Bühne: „Vampire’s Mountain“ feiert am 16. Oktober Uraufführung. Zuletzt war Quesne, gewohnt melancholisch, verspielt, heiter, auf Kampnagel mit seinem „Garten der Lüste“ zu Gast in Hamburg. Diesmal also Blutsauger an der Kirchenallee – zu erwarten sind dabei neben spitzen Zähnen auch fantastische Bühnenbilder. Und am 19. Oktober gibt es im Marmorsaal ein Künstlergespräch mit Quesne, einem der erfolgreichsten europäischen Theatermacher. msch
Vampire’s Mountain Premiere Do 16.10., 19.30 Uhr, wieder am 19.10. und 30.10., Deutsches Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee, Karten unter www.schauspielhaus.de

Die Hamburger Komponistin, Musikerin und Sängerin Gloria Bruni.
© Hanne Moschkowitz | Hanne Moschkowitz
„Requiem a Roma“ feiert 25. Jubiläum mit dem Symphonikern im Mariendom
25 Jahre nach seiner Uraufführung im Vatikan kommt das „Requiem a Roma“ in die Heimatstadt der Komponistin Gloria Bruni. Virtuose Vielfältigkeit ist ihr Markenzeichen: Sie komponiert nicht nur selber, auch als Sopranistin, an der Geige und dem Klavier ist ihr Talent unbestreitbar. Wechselnd zwischen klassischen Genres liegt Ihr Herz aber bei der kirchlichen Musik, wie zahlreiche Produktionen, darunter „Ave Maria“ (2007) und die Arie „Angelo die Dio“ (2013), zeigen. Begleitet von den Hamburger Symphonikern unter der Leitung Wolfgang Kerscheks singt die ausgebildete Opernsängerin die Sopransoli am 15. Oktober im Mariendom natürlich selbst. hppp
Gloria Bruni & Hamburger Symphoniker Mi 15.10., 19.30, Mariendom Hamburg (U Lohmühlenstraße, Bus 6), Am Mariendom 2–4, Karten ab 12,-; www.symphonikerhamburg.de

Philipp Hochmair beim Filmfest Hamurg 2025.
© FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Buchpremiere: Ist Philipp Hochmair auch privat so wie „Jedermann“?
Was bleibt von einem selbst noch übrig, wenn man sich leidenschaftlich und vollkommen in jede neue Rolle stürzt? Die Journalistin Katharina von der Leyen zeichnet in der Biografie „Hochmaier, wo bist Du?“ ein vielschichtiges Portrait des österreichischen Schauspielers Philipp Hochmair als Mensch abseits von Bühne und Fernsehen. Bekannt wurde der Theaterrebell mit Rollen in „Charité“ oder der international erfolgreichen Produktion „Die Wannseekonferenz“. Vor Publikum bewies er sich in der One-Man-Show „Jedermann“ in 20 Rollen gleichzeitig, und auch im Hamburger Thalia Theater war er immer wieder zu erleben. Dort erfahren wir am 14. Oktober beim Harbour Front Literaturfestival, wo und wie er sich selbst im Wirrwarr der Persönlichkeiten findet. hppp
Buchpremiere: „Hochmaier, wo bist Du?“ Di 14.10., 19.00, Thalia Theater (U/S Jungfernstieg), Alstertor, Karten ab 34,- im Vorverkauf; www.harbourfront-hamburg.com

Skandalöser Klassiker: „The Rocky Horror Picture Show“ aus dem Jahr 1975.
© picture alliance / Collection Christophel / NZ | picture alliance
Let’s do the Time Warp again: Das Phänomen „Rocky Horror“
50 Jahren nach der Uraufführung zeigt das Magazin-Kino am 12. Oktober die Doku „Sane Insight Insanity: The Phenomenon of Rocky Horror“ zu der Geschichte und den Menschen und der Musik rund um den Kultfilm „The Rocky Horror Picture Show“. Bekannt für fancy Outfits, fliegendes Klopapier und Netzstrümpfe widmet sich die Doku vor allem dem kulturellen Einfluss zwischen Sexappeal und Skandal. Zehn Jahre lang forschte Regisseur Andreas Zarr zur Frage, warum Fans bis heute die Säle stürmen, zuletzt bei der Musicalversion auf Kampnagel und demnächst wieder am 30. Oktober zu Halloween im Magazin. hppp
„Sane Insight Insanity – The Phenomenon of Rocky Horror“ So 12.10, 15.00, „The Rocky Horror Picture Show“ Do 30.10., 20.00, Magazin (U Lattenkamp), Fiefstücken 8a, Karten ab 13,96 im Vorverkauf; www.magazinfilmkunst.de

Die Kammermusik-Ultras vom NDR Elbphilharmonie Orchester.
© Yihua Jin-Mengel | Yihua Jin-Mengel
Elbphilharmonie: Kammermusikalischer Blumenstrauß für Franz Schubert
Das Érard-Festival ist etwas für die Besessenen unter den Klavier-Fans: handverlesene Konzertprogramme rund um kostbare historische Tasteninstrumente. Mathias Weber, künstlerischer Kopf der Unternehmung und selbst ein Pianist von Graden, hat sich für das Konzert am 11. Oktober im Kleinen Saal der Elbphilharmonie ein blumenstraußbuntes Programm ausgedacht und – aus Gründen, versteht sich – „Schubertiade“ überschrieben. Mit seinem pianistischen Partner in Crime Eberhard Hasenfratz spielt Weber Werke von Franz Schubert für Klavier vierhändig. Mitglieder des NDR Elbphilharmonie Orchesters spielen eine Bearbeitung der berühmten „Arpeggione“-Sonate. Die Arpeggione, ein Streichinstrument mit sechs Saiten, ist im heutigen Konzertbetrieb so gut wie ausgestorben und lebt nur im Titel der wunderbaren Schubert-Sonate weiter. Mathias Weber hat das Stück für Violoncello und Kammerensemble bearbeitet. Nach der Pause erklingt die späte Klaviersonate B-Dur und zum beschwingten Schluss das Klaviertrio Es-Dur. Kammermusik vom Allerfeinsten. vfz
Sternstunde oder Reinfall?
Jeden Monat rezensieren wir für unsere Abonnentinnen und Abonnenten mehr als 100 Theatervorstellungen, Konzerte, Choreografien, Shows, Bücher, Ausstellungen, Serien oder Filme. Hier finden Sie alle Kritiken – was Sie in Hamburg unbedingt gesehen, gehört oder gelesen haben müssen!