Kiel. Die Oberbürgermeister-Wahl in Kiel trifft auf ein Riesen-Interesse: Während des OB-Talks der Kieler Nachrichten und der Stadt Kiel am Dienstag in der Halle 400 haben die rund 500 Gäste mehr als 120 Fragen an die Kandidaten gerichtet. Während des Abends konnte aus Zeitgründen aber nur eine Handvoll beantwortet werden. Deshalb liefern wir nun nach.

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Die drei der neun Kandidaten mit den größten Erfolgsaussichten bei der Wahl am 16. November und der möglichen Stichwahl am 7. Dezember gehen auf weitere sechs Fragen ein. Samet Yilmaz (Grüne), Gerrit Derkowski (parteilos für CDU und FDP) sowie Ulf Daude (SPD) äußern sich zu häufig genannten Themen des Talk-Publikums. Dazu gehören Stadtentwicklung, Nahverkehr und Verwaltungsumbau:

Wie würden Sie aus der Innenstadt einen Ort zum Wohlfühlen machen?

Samet Yilmaz: „Die Innenstadt braucht mehr Aufenthaltsqualität und muss ein Wohnzimmer für alle werden: weniger Verkehr, mehr Grün, gute Gastronomie, Kultur und Räume für Begegnung sowie ein aktives Leerstandsmanagement. Ich möchte gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, dem Handel und Kulturakteuren neue Ideen entwickeln, damit die Innenstadt wieder ein lebendiger Ort für alle wird.“

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Gerrit Derkowski: „Kiel ist die einzige deutsche Großstadt direkt am Meer. Das Wasser prägt unser Lebensgefühl. Das möchte ich auch in der Innenstadt erlebbar machen. Meine Ideen reichen vom Wohnen auf der Kieler Förde über einen Wasserski-Lift auf dem Kleinen Kiel bis hin zum Modellboot-Verleih am Bootshafen.“

Ulf Daude: „Ich werde die Innenstadt gemeinsam mit den Kielerinnen und Kielern wieder zu einem Ort machen, an dem wir bleiben – nicht nur durchgehen. Mit einem Markt am Holstenfleet und einer Bar über den Dächern Kiels. Kultur und Einkaufsläden wechseln sich ab. Leerstände nutzen wir kreativ oder beleben sie mit Wohnungen. Wir gestalten die Stadtmitte für Menschen.“

Wie kann es gelingen, das Kieler Ostufer aufzuwerten?

Gerrit Derkowski: „Das Ostufer muss nicht aufgewertet werden – denn es ist nicht weniger wert als das Westufer. Aber Ost- und Westufer leben in getrennten Welten. Deshalb möchte ich bessere Verbindungen: Ich will mich zum Beispiel für bessere Fährverbindungen über die Kieler Förde einsetzen. Wenn man im Viertelstundentakt von Dietrichsdorf nach Friedrichsort in nur zehn Minuten Fahrzeit kommt, dann werden wir wirklich eine Stadt. Außerdem sollte die Kieler Woche auch auf dem Ostufer stattfinden.“

Ulf Daude: „Das Ostufer braucht keine Bevormundung – es braucht gleiche Chancen. Viele hier packen jeden Tag an und das verdient Respekt. Ich werde die Schere im Kopf schließen: mit modernsten Schulen und neuen, sicheren Arbeitsplätzen der maritimen Hightech-Industrie. Wir sind eine Stadt mit zwei starken Seiten, die zusammengehören.“

Rund 500 Gäste und 120 Fragen: Das Interesse am KN-Talk zur Oberbürgermeister-Wahl in Kiel war groß.

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Samet Yilmaz: „Das Ostufer verdient die gleiche Aufmerksamkeit wie die Innenstadt. Dazu gehören eine bessere Anbindung, mehr kulturelle Angebote, bezahlbarer Wohnraum und attraktive Treffpunkte am Wasser. Mein Ziel: gleichwertige Lebensqualität auf beiden Seiten der Förde.“

Wie kann die Kieler Förde zugänglicher für die Allgemeinheit werden?

Ulf Daude: „Neulich stand ich an der Hörn – Sonne, Wind, Möwen. Aber: kaum Menschen, die die Förde wirklich genießen. Das werde ich ändern. Mit einem Badeponton, Cafés und Aktivitäten wird nicht nur die Hörn, sondern die ganze Förde wieder zum Treffpunkt. Wie in Aarhus stellt meine Stadtplanung den Menschen in den Mittelpunkt.“

Ich möchte mehr öffentlich zugängliche Uferbereiche an der Förde schaffen, jedoch ohne die Natur zu verdrängen.

Samet Yilmaz

Oberbürgermeister-Kandidat der Grünen

Samet Yilmaz: „Die Förde ist ein Schatz dieser Stadt. Ich möchte mehr öffentlich zugängliche Uferbereiche schaffen, jedoch ohne die Natur zu verdrängen. Dort, wo heute Zäune sind, soll künftig Begegnung möglich sein, auch in der Innenstadt.“

Gerrit Derkowski: „Mehr Fährverbindungen, mehr Badestellen (barrierefrei), Wohnen auf dem Wasser.“

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Was setzen Sie in Ihrem ersten Amtsjahr für einen besseren Nahverkehr um?

Samet Yilmaz: „Ich werde die Stadtbahn gemeinsam mit dem Kieler Rat und der Verwaltung mit solider Planung und zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten voranbringen. Ich setze auf kluge Verbindungen und bessere Taktung für Bus und Fähre, eine starke Verbindung zwischen West- und Ostufer und einer Verkehrswende, die sozial gerecht, klimafreundlich und inklusiv gestaltet ist.“

Mit zusätzlichen Expressbussen könnten wir vielleicht schon in meinem ersten Amtsjahr starten.

Gerrit Derkowski

parteiloser OB-Kandidat von CDU und FDP

Gerrit Derkowski: „Ich werde die Ratsversammlung bitten, „KiMotion“ zu genehmigen, um mit der Vorbereitung zu beginnen. In Workshops mit den Kielerinnen und Kielern möchte ich meinen Gegenentwurf zur Stadtbahn weiterentwickeln. Das Konzept enthält zum Beispiel zusätzliche Expressbusse, mit denen wir vielleicht schon in meinem ersten Amtsjahr starten könnten. Eine erste zusätzliche Fährverbindung im Viertelstundentakt dürfte 2026 ebenfalls realistisch sein.“

Ulf Daude: „Baustellen müssen kürzer und Busse pünktlicher werden. Außerdem sorge ich für Fairness zwischen unseren Kieler Taxifahrern und Uber in der Stadt.“

Mit welchen Schwerpunkten wollen Sie die Verwaltung zukunftsfähig aufstellen und wie sind Sie als Chef, beschrieben in drei Adjektiven?

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Gerrit Derkowski: „Das Personal der Kieler Verwaltung sollte entlastet werden, um sich mehr um die Anliegen der Kielerinnen und Kieler kümmern zu können. Deshalb möchte ich rein bürokratische Vorgänge konsequenter digitalisieren und – wenn möglich – von ,Künstlicher Intelligenz` erledigen lassen. Konzepte dafür möchte ich gemeinsam mit den Beschäftigten der Verwaltung entwickeln. Ich möchte eher Kollege sein: offen, nahbar, teamfähig.“

Ich stelle die Kieler Verwaltung so auf, dass sie Lösungen sucht – nicht Formulare.

Ulf Daude

Oberbürgermeister-Kandidat der SPD

Ulf Daude: „‚Manchmal dauert eine Unterschrift länger als die Lösung selbst‘, will niemand hören. Darum stelle ich die Kieler Verwaltung so auf, dass sie Lösungen sucht – nicht Formulare. Wenn sie ins Rathaus kommen, sollen die Kielerinnen und Kieler sehen, dass es mit digitalen Prozessen und moderner Teamarbeit auf guten Service ausgerichtet ist. Ich kenne Verwaltung von innen, weiß, wo sie stockt und wie man sie in Bewegung bringt. Als Chef bin ich klar in der Führung, zugewandt im Miteinander und entschlussfreudig im Handeln.“

Samet Yilmaz: „Ich möchte die Verwaltung modernisieren, digitaler und serviceorientierter machen. Entscheidungen müssen schneller fallen, Abläufe transparenter werden. Als Chef bin ich lösungsorientiert, zugewandt und verlässlich. Ich lebe eine gesunde Fehlerkultur mit Mut zu Entscheidungen, zudem ermutige ich mein Team, pragmatisch zu denken und kreative Lösungen zu finden.“

Wann sind Sie das letzte Mal gescheitert und wie sind Sie damit umgegangen?

Ulf Daude: „Ich bin zu schnell gestartet – bei einem Digitalisierungsprojekt an meiner Schule. Zu viel auf einmal, das Team war irritiert. Also hingehen, zuhören und Kurs neu priorisieren. Dann haben sich alle untergehakt und es hat funktioniert. Das ist mein Prinzip. Auch als OB.“

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Samet Yilmaz: „Zuletzt bin ich bei meinem privaten Projekt ,Keller aufräumen` gescheitert: Ich bin zwar ambitioniert gestartet, doch mittlerweile habe ich dieses Projekt stillschweigend pausiert. Man kann nicht alles schaffen und das ist auch völlig in Ordnung.“

Gerrit Derkowski: „Erst gestern bin ich daran gescheitert, ein Glas Wasser einzuschenken, ohne zu kleckern. Fehler passieren im Großen wie im Kleinen. Ich versuche, daraus zu lernen und den gleichen Fehler nicht zweimal zu machen.“

KN