„Raus aus dem Klassenzimmer, rein in den Wald“ hieß es für Grundschüler wieder vom 6. bis 10. Oktober. Anlass waren die 20. Waldjugendspiele der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die vom städtischen Ressort Grünflächen und Forsten ausgerichtet und durch städtische Bedienstete, Ehrenamtliche und Pensionäre aus dem Forstbereich begleitet wurden. Sinn des Ganzen ist, mit den „Stadtkindern“ den Wald zu erkunden und ihnen seine tierischen und pflanzlichen Bewohner näherzubringen.

Allein am Donnerstag fanden sich 21 Klassen mit 550 Kindern nebst Lehrkräften und Betreuungspersonal zu unterschiedlichen Zeiten am Freiluft-Unterrichtsplatz der Station Natur und Umwelt an der Jägerhofstraße ein. Dort gab es zunächst eine humorvolle Einführung durch Jan Frieg, den seit 14 Jahren in Wuppertal tätigen Revierförster, der die Kinder mit den Tieren des Waldes vertraut machte. Die waren mit einer „Ausnahme“ alle ausgestopft, und die Neun- bis Elfjährigen hatten wenig Schwierigkeiten, die gefiederten und bepelzten Geschöpfe zu erkennen. Lediglich im Birkhahn sah ein Junge einen Adler, und der mächtige Dachs wurde irrtümlich für einen Wolf gehalten. „Der Dachs ist der Einzige, der noch lebt, und wenn man zu nahe rangeht, schnappt der schon mal zu“, erklärte Frieg, und als einige allzu vorwitzig nah heranrückten, da schoss der grimmige Waldbewohner zum allgemeinen Entsetzen plötzlich vorwärts, wobei der verschmitzt grinsende Förster allerdings hinter der wundersamen Belebung steckte.

„Nicht streicheln“, bat der graubraun gekleidete Mann die Mädchen und Jungen, „sonst sind die Tiere bald so kahl wie ich,“ lüftete er kurz seinen Hut und gab den Blick auf seine „Kojak-Frisur“ frei. Teilnahmslos beobachtet von Timber, dem Deutschen Wachtelhund, zu dem Herrchen Frieg gefragt wurde, ob der denn echt sei.

Bevor es mit Lehrkräften in den Wald ging, waren noch einige Aufgaben auf dem Unterrichtsplatz zu bewältigen. So das Erfühlen von Gegenständen, die man im Wald findet. Die waren unter einem Tisch durch ein Loch zu ertasten. Federn, Tannenzapfen, die Stange eines Rehbock-Gehörns und Blätter mussten mit unterschiedlichem Erfolg identifiziert werden, bevor es ans Durchsägen eines Birkenstammes ging, wobei Angi und Franzi mit ihrem ruhigen Rhythmus wirkungsvoller waren als zwei hektisch sägende Klassenkameraden.

Das Ressort Grünflächen und Forsten hatte für den Waldspaziergang nicht nur Wegekarten für die Lehrerinnen und Lehrer vorbereitet, sondern für unterwegs auch Aufgaben wie das Umstapeln von Holz, mit verbundenen Augen barfuß über einen Pfad laufen und mit den Füßen den Untergrund ertasten oder an den Bäumen angebrachte Wegmarkierungen entdecken. „All diese Aufgaben sind für die Kinder und auch oft für Lehrerinnen und Lehrer etwas völlig Neues und stellen für sie besondere Herausforderungen dar“, so der freundliche Revierförster, der aber immer wieder feststellt, dass die jungen Menschen großen Spaß am Erkunden des Waldes verspüren. „Denen macht es dabei auch nichts aus, wenn es regnet.“ Frieg wies dabei auch auf eine „unterrichtsähnliche“ Aufgabe hin. „Die Kinder müssen versuchen, mal eine Minute ganz still zu sein und nur auf die Geräusche des Waldes zu lauschen.“ Die Kinder zu Multiplikatoren zu formen, die ihre Eltern auffordern, mal mit ihnen in den Wald zu gehen, sei ein weiteres Ziel der Waldjugendspiele.

Nach rund drei Stunden in der Natur trifft man sich wieder auf dem Freiluft- Unterrichtsplatz in einer Jurte, einem großen Zelt, nachgebildet dem mobilen Heim der asiatischen Nomaden, mit einem großen Lagerfeuer in der Mitte. Dass die Bänke rings herum mit dicken Lammfellen komfortabler ausgestattet worden sind, gefällt den Gästen dabei besonders. „Was hat gefallen oder sogar besonders imponiert. Was war nicht so angenehm?“ Das wird erörtert, besprochen und kritisiert. „Da habe ich schon kritisch gehört, dass es zu viel bergauf gegangen sei“, so der Revierförster schmunzelnd. „Doch insgesamt ist die Resonanz bei Kindern und Lehrern immer positiv. Aber, gewundert hat mich doch, dass den jungen Besuchern die Autobahnbrücke über die L 418 am meisten imponiert hat“, sagte Frieg und schob hinterher: „Es sind eben doch Stadtkinder.“