Die Bäume verlieren ihre Blätter, es wird kälter und früher dunkel – für Freunde des geschriebenen Wortes ist das nicht unbedingt etwas Schlechtes. So bleibt mehr Zeit, es sich mit einem Heißgetränk und einem Schmöker auf dem Sofa gemütlich zu machen. Herbstzeit ist immer auch Lesezeit. Hinzu kommt, dass mit der Frankfurter Buchmesse das weltweit größte Branchentreffen vor der Tür steht. Im Herbst gibt es die meisten Neuerscheinungen. Kati Wascher von der Buchhandlung Schüttert in Syke hat einige von ihnen bereits in Augenschein genommen und hält Tipps bereit, was sich zu lesen lohnt.

Lokalkolorit

Birgit Poppe: Die Malerin im Birkenwald

Birgit Poppe: Die Malerin im Birkenwald

Foto:
Sarah Essing

„Ein wenig Lokalkolorit verspricht ‚Die Malerin im Birkenwald‘ von Birgit Poppe“, sagt die Buchhändlerin. Denn der Roman über Ella, die Künstlerin werden will, spielt nicht weit entfernt. Da die Protagonistin als Frau von der Düsseldorfer Kunstakademie ausgeschlossen ist, begibt sie sich zum Malen in das Künstlerdorf Worpswede zu Fritz Mackensen und Otto Modersohn. Paula Modersohn-Becker wird ihr großes Vorbild. Die Begegnungen und Erlebnisse mit Künstlerinnen und Künstlern wie Clara Westhoff, Hermine und Fritz Overbeck sowie Heinrich Vogeler lassen Ella zunehmend an der ihr vorgezeichneten Zukunft zweifeln. Da spielt auch der französische Künstler Luc, der ihr von der Pariser Kunstszene erzählt eine Rolle. Ella muss eine Entscheidung treffen: Kunst oder Konvention? Sicherheit oder freies Leben?

Für Herz und Seele

Lee Onhwa: Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei

Lee Onhwa: Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei

Foto:
Scherz Verlag

Etwas „Schönes für die Seele“ ist Lee Onhwas „Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei“, sagt Kati Wascher. Reizvoll findet sie zudem, dass das Buch in Korea spielt, „mal ein ganz anderes Setting.“ Dort erbt Yeonhwa von ihrer Großmutter das Hwawoldang, eine Konditorei für koreanisches Gebäck. Doch es gibt zwei Bedingungen: Yeonhwa muss das Hwawoldang mindestens für vier Wochen weiterführen – und geöffnet wird nur von 22 Uhr bis um Mitternacht. Das bleibt allerdings nicht die einzige Kuriosität im Zusammenhang mit der Konditorei. „Ein kleines, feines, leises Buch“, findet Kati Wascher, bei dem man aber auf keinen Fall die Taschentücher vergessen sollte!

Drachen! – Mal anders

„Schon wieder Drachen?“ mögen viele denken und Kati Wascher kann das nur bestätigen: „Oh ja!“ Aber in Paolo Bacigalupis „Navola“ werden sie neu gedacht, verrät sie. In diesem epischen Fantasyroman über Macht, Verrat und Magie erinnert der Stadtstaat Navola nicht umsonst an das Venedig der Renaissance. Statt Kaisern, Prinzen und Rittern haben dort die Kaufleute das Heft in der Hand. Gerste und Reis, Flachs und Wolle, Eisen und Silber, Waffen, Armeen und Menschenleben. Über allem thront die Bank der di Regulai, deren Erbe Davico sich darauf vorbereitet, die Macht von seinem Vater zu übernehmen. Sein Schicksal hängt von zwei Dingen ab: seiner Fähigkeit, das komplizierte Spiel der navolanischen Diplomatie zu spielen und – ein versteinertes Drachenauge.

Lang lebe Carl Mørck

Jussi Adler-Olsen, Line Holm und Stine Bolther: Tote Seelen singen nicht

Jussi Adler-Olsen, Line Holm und Stine Bolther: Tote Seelen singen nicht

Foto:
Sarah Essing

Carl Mørck ist raus! Nachdem er ein Jahr lang unschuldig im Gefängnis verbracht hatte, quittiert er den Dienst im Sonderdezernat Q. Und Jussi Adler-Olsen gewissermaßen auch. Nach seiner Krebserkrankung hat er das Ruder seiner erfolgreichen Reihe an das Autorinnen-Duo Line Holm und Stine Bolther übergeben. „So bleibt das Team und das Dezernat und damit die Serie erhalten“, freut sich Kati Wascher. Mit „Tote Seelen singen nicht“ liegt nun der elfte Band vor. Darin ermittelt Mørcks Nachfolgerin, die Französin Helena Henry aus Lyon. Rose hasst die neue Kollegin vom ersten Augenblick an, Assad ist einigermaßen verwirrt. Dass Helena ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt, macht es nicht leichter, ihr als neuer Kollegin zu trauen. Doch eine grausame Mordserie lässt keinen Raum für solche Überlegungen. Das Team muss handeln, und zwar schnell, denn das Motiv des Mörders liegt weit zurück in der Vergangenheit.

Familiensaga

Emilia Hart: Unbeugsam wie die See

Emilia Hart: Unbeugsam wie die See

Foto:
Harper Collins

„Allein für das Cover lohnt sich dieses Buch“, sagt Kati Wascher über ihre nächste Empfehlung: Emilia Harts „Unbeugsam wie die See“. Die Familiensaga entführt nach Australien – und in die mythische Welt der Ureinwohner. Es ist 2019. Lucy erwacht aus einem Albtraum und findet ihre Hände an der Kehle ihres Ex. Entsetzt flieht sie zu ihrer Schwester Jess an die australische Küste, doch diese ist verschwunden. Während Lucy auf ihre Rückkehr wartet, erfährt sie von seltsamen Ereignissen in der Kleinstadt: Männer sind verschwunden, ein Baby wurde in einer Höhle gefunden, und Seeleute hören Frauenstimmen auf den Wellen. Über drei Zeitebenen spinnt Emilia Hart die Geschichte von vier Schwestern, Liebe, Verlust und die Magie des Meeres.

Aberwitzig

Marc-Uwe Kling, Bernd Kissel: Elon & Jeff on Mars

Marc-Uwe Kling, Bernd Kissel: Elon & Jeff on Mars

Foto:
Sarah Essing

„Alle Figuren und Ereignisse in dieser Geschichte sind fiktiv. Übereinstimmungen mit echten Personen, lebend oder tot, sind reiner Zufall. Ehrlich.“ Wenn diese Zeilen über der ersten Seite stehen und das bei einem Werk mit dem Titel „Elon & Jeff on Mars“ liegt die Vermutung nahe, dass es sich dabei um Satire handeln könnte. Wenn der Autor dann auch noch Marc-Uwe Kling heißt, ist der Fall klar. Fans der Känguru-Comics kennen die beiden Figuren natürlich schon. In diesem Band, den Kling zusammen mit Bernd Kissel schuf, erleben sie ihr erstes großes Abenteuer. Die aberwitzige Geschichte über zwei Männer, die mehr Geld haben, als es für irgendjemanden gut sein kann, kann auch ohne Vorwissen genossen werden. Für alle, die mal wieder herzhaft lachen wollen, empfiehlt Kati Wascher den Comic, ganz frisch im Carlsen-Verlag erschienen.

Fantasy oder Krimi?

James Alistair Henry: Pagans

James Alistair Henry: Pagans

Foto:
Lübbe Verlag

Wer für TV-Serien wie Bob der Baumeister und Shaun das Schaf Drehbücher geschrieben hat, legt als Debütroman natürlich – einen Fantasy-Thriller vor? „Ich weiß gar nicht so richtig, wie ich dieses Buch beschreiben soll“, sagt auch die Expertin mit einem Lachen. Und tatsächlich lässt sich James Alistair Henrys „Pagans“ nicht leicht einordnen. In einer alternativen Welt hat die industrielle Revolution nicht auf der britannischen Insel stattgefunden. Stattdessen stammen alle technischen Errungenschaften von der weitaus fortschrittlicheren Südhalbkugel. Ein United Kingdom gibt es nicht, stattdessen leben Kelten, Sachsen und Pikten in einem brüchigen Frieden miteinander. Und dann wird die Leiche eines keltischen Diplomaten gefunden, brutal angenagelt an einen uralten Baum. Die sächsische Ermittlerin Aedith und der keltische Inspektor Drustan werden trotz aller Gegensätze und Konflikte gemeinsam auf den Fall angesetzt. Das ist „schräg, spannend und politisch, teils höchst inkorrekt“, sagt Kati Wascher, also eine wilde Mischung, die beste Unterhaltung verspricht.

Spannende Geschichte

Michael Sommer und Stefan von der Lahr: Die verdammt blutige Geschichte der Antike

Michael Sommer und Stefan von der Lahr: Die verdammt blutige Geschichte der Antike

Foto:
C.H. Beck Verlag

Keine historische Fantasy, aber nicht weniger spannend ist ein Sachbuch über die Geschichte der Antike, das Kati Wascher empfiehlt. Michael Sommer, Professor für Alte Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, und Lektor Stefan von der Lahr legen aber keine dröge Abhandlung vor, sondern widmen sich den unterhaltsamen Abgründen, zu denen auch die alten Griechen und Römer durchaus in der Lage waren. Der Titel ist dabei selbsterklärend: „Die verdammt blutige Geschichte der Antike: ohne den ganzen langweiligen Kram“.

Wiedersehen mit einem alten Bekannten

Dan Brown ”The Secret of Secrets”

Dan Brown ”The Secret of Secrets”

Foto:
Lübbe Verlag

Er ist wieder da! Von zahlreichen Fans weltweit heiß ersehnt, der neue Robert-Langdon-Thriller von Dan Brown: „The Secret of Secrets – Das Geheimnis der Geheimnisse“. „Darauf haben viele lange gewartet“, weiß Kati Wascher. Und viel verkehrt machen, kann man damit auch nicht, denn wo Dan Brown draufsteht, ist auch Dan Brown drin. Die Leser können sich auf verschiedene Perspektiven, zahlreiche Wendungen in einer rasanten Erzählung freuen, bei der Mythen, Sagen, Geschichte und modernste Wissenschaft miteinander verknüpft werden. Diesmal begleitet Robert Langdon, der bekannte Symbolforscher aus Harvard, seine Freundin Katherine Solomon nach Prag. Katherine bereitet die Veröffentlichung eines Buches vor, das bahnbrechende Entdeckungen über die wahre Natur des menschlichen Bewusstseins offenbaren soll. Doch ein brutaler Mord stürzt die Reise in ein unvorhersehbares Chaos. Dann verschwindet Katherine plötzlich ebenso wie ihr Manuskript, und Langdon muss sich bei der Suche nach ihr vor einer mächtigen Organisation in Acht nehmen. Dabei bekommt er es mit einem unheimlichen Angreifer zu tun, der direkt aus alten Prager Sagen zu kommen scheint.

Zur Startseite