Kiel. Die Werften richten sich weltweit neu aus. Mehr Marineschiffbau sowie Spezial- und Yachtbau sollen die Auftragsbücher in Zukunft füllen. Branchenprimus der deutschen Werften ist inzwischen die Marinewerft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) in Kiel. Fast ein Drittel der deutschen Arbeitsplätze befinden sind nunmehr dort.
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Optimistismus in den deutschen Werften wächst
Deutlich verbessert haben sich offenbar die Aussichten für fast alle Werften des Landes. Laut einer Umfrage der Gewerkschaft IG Metall erwarten 57 Prozent von 25 deutschen Werften eine Zunahme bei den Aufträgen in den nächsten Monaten. Knapp 60 Prozent der Werften rechnen auch mit weiteren Einstellungen beim Personal.
Dazu passt, dass 15 der 25 befragten Betriebsräte die Auslastung ihrer Werften mit 100 Prozent angaben. Mit 14.754 Beschäftigten lag die Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr nur leicht unter der Marke von 2024. So ein anhaltendes Hoch gab es in Deutschland lange nicht mehr.
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2024 haben sich einige Werften auch neu organisiert. Nobiskrug und FSG aus Schleswig-Holstein bekamen neue Eigentümer und wechselten zu Lürssen und zur Rönner-Gruppe (beide Bremen). „Die Beschäftigung auf den norddeutschen Werften stabilisiert sich – wenn auch mit leichtem Abbau“, berichtet Daniel Friedrich, Bezirksleiter Küste der IG Metall. „Zugleich sehen wir erstmals wieder positive Perspektiven für den Aufbau neuer Arbeitsplätze.“
Jeder dritte Schiffbauer arbeitet beim Brachenprimus TKMS
In Schleswig-Holstein gibt es laut Gewerkschaft 4610 Beschäftigte im Schiffbau. Das ist ein Rückgang um 2,3 Prozent gegenüber 2024, im Fünf-Jahres-Vergleich jedoch ein Wachstum. Gründe dafür sind die Probleme der vergangenen Jahre in Flensburg und Rendsburg.
Die Beschäftigung auf den norddeutschen Werften stabilisiert sich.
Daniel Friedrich
Bezirksleiter der Gewerkschaft IG Metall
Branchenprimus ist die Werftengruppe TKMS aus Kiel. Die Zahl der Beschäftigten stieg dort seit 2020 von 3607 auf 4247 in diesem Jahr. Damit hat TKMS erstmals die Papenburger Meyer-Gruppe um 133 Arbeitsplätze übertroffen. Meyer meldet rückläufige Mitarbeiterzahlen und liegt mit 4114 Beschäftigten vor Lürssen (3317) nun auf dem zweiten Platz.
Inzwischen hat die Werft TKMS einen Anteil von 36 Prozent bei den Beschäftigten im deutschen Schiffbau. Und das Wachstum soll weitergehen: Allein am Standort Wismar soll die Zahl der TKMS-Kräfte von heute 50 bis 2030 auf rund 1500 steigen.
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Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind die Schiffbauzentren
Schleswig-Holstein ist neben Niedersachsen weiter an der Spitze der deutschen Schiffbau-Bundesländer. Die Trendwende im Schiffbau sei auch der Verdienst der IG Metall, der Belegschaften, der Betriebsräte und der Politik und Arbeitgeber, die sich in den vergangenen Jahren für den Erhalt und die Zukunft der Werften eingesetzt hätten, sagte Gewerkschafter Friedrich in Hamburg am Freitag bei der Vorstellung der Zahlen. „Die Zukunft der Werften liegt weiterhin in einer Kombination aus kluger Industriepolitik, gemeinschaftlichem Handeln und der Sicherung von Know-how in Norddeutschland.“
Der Marineschiffbau ist der Treiber bei vielen Werften und hat damit die Kreuzfahrt abgelöst, die in den vergangenen Jahren noch den Trend vorgegeben hatte. Allein die Werft TKMS hat inzwischen einen Auftragsbestand von fast 20 Milliarden Euro.
Mit Blick auf den Boom bei der Rüstung hat die Gewerkschaft aber auch klare Forderungen an die Politik. „Im zivilen Bereich des Schiffbaus muss neben dem Bau von Passagierschiffen endlich der Durchbruch bei Offshore-Plattformen gelingen“, sagte Friedrich und forderte flankierende Maßnahmen der Bundesregierung. „Das ist unabdingbar für den Schiffbau an der Küste und die Energiewende in Deutschland.“
Aktuell gehen diese Aufträge noch meist an Werften in Asien, Spanien oder in den Niederlanden. „Wir brauchen weiterhin ein ziviles Standbein“, sagte Friedrich. „Gerade mit Blick auf eine Zeit, in der wieder Frieden und Dialog die Tagesordnung bestimmt.“
KN