Als Nachfolge der Rumänin Laura Codruța Kövesi soll laut Informationen der deutsche Andrés Ritter folgen. [Photo by Nikolas Mhtrousias/NurPhoto via Getty Images]
Vier hochrangige Staatsanwältinnen und Staatsanwälte aus verschiedenen europäischen Ländern gelten als Favoriten für die Nachfolge der Rumänin Laura Codruța Kövesi an der Spitze der Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) im kommenden Jahr. Das erfuhr Euractiv aus Kreisen, die mit dem Auswahlverfahren vertraut sind.
Die Leitung der in Luxemburg ansässigen EPPO gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der EU: Die Behörde koordiniert grenzüberschreitende Ermittlungen gegen Personen und Organisationen, die verdächtigt werden, EU-Gelder betrügerisch zu verwenden – von hochrangigen Funktionären bis hin zu organisierten Kriminellen.
Laut mehreren mit dem Auswahlverfahren vertrauten Personen führt der deutsche Jurist Andrés Ritter, derzeit stellvertretender EU-Chefankläger, die Kandidatenliste an. Ritter, mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung, hat sich auf Wirtschaftskriminalität und Subventionsbetrug spezialisiert – und schon vor sechs Jahren für den Posten kandidiert.
Auf Platz zwei folgt die Österreicherin Ingrid Maschl-Clausen, ebenfalls EPPO-Staatsanwältin. Sie verfügt über Erfahrung in der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU sowie bei Eurojust in Den Haag, das die Zusammenarbeit europäischer Strafverfolgungsbehörden unterstützt.
Dritter auf der Liste ist der Italiener Stefano Castellani, derzeit Delegierter Staatsanwalt der EPPO in Turin. Den Abschluss bildet der Spanier Emilio Jesús Sánchez Ulled, oberster Korruptionsermittler in Madrid mit Zuständigkeit für Delikte gegen die öffentliche Verwaltung.
Alle vier Kandidierenden wurden im September von hochrangigen europäischen Rechtsexpertinnen und -experten in vertraulichen Hearings befragt, anschließend wurde über die Reihung beraten.
Die Shortlist, die den Bewerbern bereits vorliegt, muss nun dem Rat der Europäischen Union und dem Europäisches Parlament vorgelegt werden. Beide Institutionen müssen sich auf eine Nachfolge für Kövesi einigen, deren Amtszeit nach sechs Jahren endet.
Der Führungswechsel bei der EPPO ist für Oktober 2026 geplant – in einer Phase, in der die EU über eine Neuausrichtung ihrer Betrugsbekämpfung diskutiert. Im Gespräch ist, der Behörde erweiterte Ermittlungsbefugnisse zu geben, um den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen der EU besser zu schützen.
Auch dieses Mal wird das Auswahlverfahren voraussichtlich von politischen Verhandlungen und einer intensiven Prüfung der Erfahrung und Unabhängigkeit der Kandidatinnen und Kandidaten geprägt sein – ähnlich wie 2019, als Kövesi sich vor Abgeordneten kritischen Fragen zu ihren Korruptionsermittlungen in Rumänien stellen musste.
Während Kövesis Amtszeit leitete die EPPO mehrere aufsehenerregende Verfahren – unter anderem zu Vorwürfen gegen hochrangige griechische Regierungsmitglieder, zu Verhandlungen über EU-Impfstoffbeschaffungen, zur Europäische Volkspartei sowie zu mutmaßlicher Zweckentfremdung von EU-Mitteln durch Europaabgeordnete.
Die EPPO wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
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Inés Fernández-Pontes hat aus Madrid zur Berichterstattung beigetragen.
(jp, jl)