Die halbe Schule schaut zu
„Dort schaut immer die halbe Schule zu“, berichtet Alice Placman, die seit drei Jahren in dem ausgezeichneten Projekt mitwirkt und ebenso wie ihre Mitschülerin Emma Lindenmeyer auch beim digitalen FEG-Tratsch aktiv ist. Über dieses Medium verbreiten sie ihre Aktivitäten, informieren und finden so neue Mitstreiter und Mitstreiterinnen. Als nächstes wird der Stadtspaziergang anlässlich der Reichspogromnacht am 9. November zusammen mit Bezirksbeiräten durch den Stuttgarter Westen ein Thema für die digitale Schülerzeitung sein. Bei verschiedenen Stolpersteinen werden Texte und die Biografien der Ermordeten jüdischen Mitbürger vorgetragen. Davon wird im Vorfeld die ganze Schule erfahren und sie wird danach ebenfalls über die Aktion informiert.
Preisgeld ist ins Projekt investiert
Auch die aufwendige Logistik des alljährlich auf dem Projektplan etablierten Fastenbrechens mit dem Schreiben von Einladungen, dem Akquirieren von Lebensmittelspenden, der Abstimmung der Speisen, die die Gäste mitbringen und die Organisation der musikalischen Unterhaltung wird über den FEG-Gossip publik gemacht und so können sich weitere Schüler aktiv beteiligen. „Zum Fastenbrechen kommen mittlerweile immer rund 200 Leute jedes Jahr in das Schülerhaus“, erzählt Alice Placman stolz.
Das Preisgeld von 3000 Euro für „Schule ohne Rassismus und Schule mit Courage“ wird in die technische Ausstattung von FEG-Gossip investiert. „Wir wollen das ganze professioneller machen“, erklärt Emma Lindenmeyer. Lautsprecher und eine große Leinwand sind schon gekauft. Vor allem aber wollen die Gossip-Produzenten einen Workshop für den Filmschnitt machen. Die digitale Schülerzeitung schlägt Wellen am FEG, das viele Kinder und Jugendliche mit familiären Wurzeln im Ausland besuchen. „Wir bekommen zum auch Urlaubsvideos, wenn ein Mitschüler zum Beispiel Verwandte in Indien besucht. So lernen wir fremde Kulturen kennen“, so beschreibt Emma Lindenmeyer die Breitenwirkung der Schülerzeitung auf der Leinwand.
Die Schule steht für die Vielfalt
Die beiden Mädchen aus der Klassenstufe neun können es sich gar nicht anders vorstellen, als sich in ihrer Freizeit zu engagieren und etwas für die Gemeinschaft zu tun. „Mir bringt es was, anderen Menschen eine Freude zu machen und andere Religionen und Kulturen kennen zu lernen. Unsere Schule steht für Vielfalt“, sagt Emma Lindenmeyer und Alice Placman ergänzt: „Wir sind hier viele Nationen an der Schule und haben vier Religionen her. Niemand soll bevorzugt werden und bei unseren Festen sind alle willkommen.“ In den jüngeren Klassen zeigen sie Filme und Dokumentationen, die für Toleranz und gegen die Diskriminierung von Menschen stehen.
In seiner Laudation zur Verleihung des Schülersonderpreises im März würdigte der Volksbank-Vorstand Andreas Haas das Engagement der 15- köpfigen Schülergruppe als ein Zeichen, das weit über den schulischen Kontext hinausgeht: „Sie zeigen, dass jeder Einzelne Verantwortung für ein respektvolles Miteinander trägt. Weil die Schüler aktiv gegen jede Form von Ausgrenzung und Ungerechtigkeit sind, können wir von ihnen lernen“.
Ausschreibung läuft bis 19. Oktober
Die Auszeichnung mit dem Schülerpreis und den Festakt fanden sie „extrem cool“ wie die beiden Mädchen schmunzelnd verraten und sie sagen, dass ihnen der Preis noch einmal einen besonderen Motivationsschub gegeben hat. Betreut wird das Projekt von Anfang an von Schulsozialarbeiter Simon Honegg und der Lehrerin Felicitas Schopf.
Die Bewerbung: Die Ausschreibung für den Schülersonderpreis im Rahmen des Ehrenamtspreises Stuttgarter/Stuttgarterin des Jahres läuft noch bis 19. Oktober. Paten, die eine Schule dafür vorschlagen wollen, schildern bitte das ihrer Ansicht nach preiswürdige Projekt auf einem Din a 4-Blatt und senden dieses mit ihren eigenen Kontaktdaten sowie denen der Schule per Mail an: stuttgarter-desjahres@stz.zgs.de oder per Post an Stuttgarter Zeitung, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart. Weitere Infos finden Sie auf www.stuttgarterdes-jahres.de