Immer mehr Kurzarbeit
Putin unter Druck: Fabriken im Notbetrieb
11.10.2025 – 01:33 UhrLesedauer: 3 Min.
Wladimir Putin: In vielen Branchen seiner Wirtschaft kriselt es. (Archivbild) (Quelle: IMAGO/Kristina Kormilitsyna/imago)
In der Großindustrie Russlands kriselt es heftig. Viele Unternehmen haben die Arbeitszeit reduziert, um Entlassungen zu verhindern.
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine kommt Russland immer teurer zu stehen. Einige Schwergewichte der russischen Industrie müssen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder gar entlassen, weil die Aufträge wegbrechen und die Kosten hoch sind. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet über mehrere Großunternehmen, die in Schwierigkeiten geraten sind.
So hat Cemros, das größte russische Zementunternehmen, seinen Mitarbeitern bis zum Jahresende eine Vier-Tage-Woche verordnet. Der Grund: Es wird weniger gebaut und importierter Zement ist billiger. „Dies ist eine notwendige Maßnahme zur Krisenbewältigung“, sagte Cemros-Sprecher Sergei Koshkin. „Das Ziel ist es, alle unsere Mitarbeiter zu behalten.“ Das Unternehmen hat 13.000 Mitarbeiter und 18 Werke in ganz Russland. Mit der Maßnahme will man auch Entlassungen vermeiden, die die Arbeitslosenzahl nach oben treiben könnten – was man im Kreml wohl nicht gerne sieht, heißt es laut Reuters in Industriekreisen.
Gerade die Billigimporte aus China, dem Iran und Belarus machten der Zementindustrie zu schaffen, sagte der Unternehmenssprecher. Hinzu käme eine Krise in der Bauindustrie. Immer weniger neue Häuser werden gebaut, der Zementverbrauch sei wieder auf dem Niveau während der Covid-Pandemie. Die Anzahl neuer Wohnbauprojekte in Moskau ist stark gesunken und hat den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren erreicht.
Die russische Eisenbahn, die 700.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat ihre Mitarbeiter in der Zentrale gebeten, zusätzlich zu den normalen Urlaubstagen und arbeitsfreien Tagen drei weitere Tage pro Monat auf eigene Kosten freizunehmen, wie zwei Quellen gegenüber Reuters angaben. Das Unternehmen, das seit langem als Spiegelbild der russischen Wirtschaft – insbesondere ihrer Rohstoffexporte – gilt, verzeichnet laut Ökonomen einen Rückgang seiner Einnahmen, da die Transporte von Kohle, Metallen und Öl zurückgehen.
Auch der Autobauer Gorky hat im August eine Vier-Tage-Woche für seine 20.000 Angestellten eingeführt, auch Mitbewerber Kamaz, bei dem 30.000 Menschen arbeiten, ist im Notbetrieb. Gewerkschafter von Avtovaz, Russlands größter Autobauer, bestätigten gegenüber Reuters, dass die 40.000 Mitarbeiter seit September auf Kurzarbeit sind.
Alrosa, der weltweit größte Produzent von Rohdiamanten, hat die Gehälter aller Mitarbeiter, die nicht direkt im Bergbau tätig sind, um 10 Prozent gekürzt, unter anderem durch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Man habe Entlassungen so gering wie möglich gehalten, sagte ein Sprecher, nannte aber keine genauen Zahlen. Die Firma Sveza, die Holz und Papier herstellt, musste ein Werk in Sibirien schließen, 300 Mitarbeiter wurden entlassen.