Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

es läuft etwas falsch in der Bundesrepublik, und zwar gewaltig. Öffentliche Debatten und politische Prioritäten drehen sich zu oft um Nebensächlichkeiten, während die eigentlichen Probleme liegen bleiben. Moralische Besserwisserei ersetzt rationale Vernunft, Gefühligkeit verdrängt Innovationsfreude.

Die Folgen dieser Entwicklung haben das ganze Land erfasst: Mutlosigkeit und Missgunst machen sich breit, neue Ideen werden gar nicht erst zu Ende gedacht, wer nicht im Mainstream mitschwimmt, endet am medialen Pranger. So kommt es, dass viele Menschen meinen, sie dürften ihre Meinung nicht mehr äußern. Dass bei der Energiewende, der Migration und im Sozialsystem jahrelang ideologische Politik pragmatische Lösungen verhindert. Dass junge Menschen denken, Identitätsfragen seien wichtiger als Ingenieurserfindungen und Gendersprache könne irgendetwas zur Weltverbesserung beitragen. So wachsen Jugendliche heran, die zwar den Diversitäts-Knacklaut routiniert verwenden und in ihr großes Herz auch „LGBTQIA+-Vertreter:innen“ einschließen, aber engstirnig und risikoscheu in die Zukunft blicken.

Sie merken schon, heute geht es um ein Aufregerthema. Da trifft es sich gut, dass ich einen besonderen Gast gewinnen konnte, aus dessen Beobachtungen sich die oben notierte Radikaldiagnose speist: Vince Ebert ist nicht nur Physiker, sondern auch Kabarettist, vereint also zwei Welten, die auf den ersten Blick kaum gegensätzlicher erscheinen könnten. Warum Rationalität und Humor jedoch auf wundersame Weise zusammenpassen, zeigt er in seinem Buch „Wot se fack, Deutschland“, in dem er dem Land den Spiegel vorhält. Unterfüttert mit wissenschaftlichen Fakten und garniert mit Kalauern, holt er zur Generalkritik am gesellschaftlichen Mainstream aus. Linke Medien wie die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Spiegel“ haben das Buch verrissen, was es eher adelt als tadelt.

Ob sie Eberts Thesen teilen oder nicht: Das Schöne ist ja, dass andere Meinungen zum Nachdenken anregen. Dementsprechend wünsche ich Ihnen fröhliches Grübeln an einem hoffentlich entspannten Wochenende. Der nächste Tagesanbruch kommt am Montag von meiner Kollegin Annika Leister.