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Ein Holzbau auf Stahlträgern mit grüner Fassade: Der „Frankfurter Prototype“.Ein Holzbau auf Stahlträgern mit grüner Fassade: Der „Frankfurt Prototype“ sollte zeigen, wie nachhaltiges und modulares Bauen in der Stadt aussehen kann – wurde aber nach nur drei Monaten Nutzung wieder abgebaut. © Christoph Boeckheler

Für das temporäre Bauprojekt wurden 429 000 Euro investiert; laut Kritikern fehlt ein nachhaltiger Nutzen für Frankfurt und die Wohnungsfrage.

Knapp 290 000 Euro an Landesmitteln, dazu 50 000 Euro von der Kulturstiftung des Bundes und weitere Mittel aus privaten Stiftungen – all das für ein temporäres Holzbauprojekt, das inzwischen wieder abgebaut wurde und nun in Leipzig steht. Was für die einen ein innovatives Modell für nachhaltiges Bauen war, sehen andere als fragwürdige Investition. Der Bund der Steuerzahler Hessen hat indessen deutliche Kritik am Projekt „The Frankfurt Prototype“ geäußert.

„Wie ein Baumhaus ohne Baum“

„Der Bau wirkt wie ein Baumhaus ohne Baum“, heißt es in der aktuellen Ausgabe des Schwarzbuchs des Bundes der Steuerzahler. Besonders kritisch bewertet er, dass das hölzerne Ensemble nur drei Monate lang sichtbar und nutzbar war – von Oktober bis Dezember 2024. Danach stand es leer, bis es im Frühjahr 2025 von einer Leipziger Initiative übernommen wurde. Dass öffentliche Gelder in ein Projekt flossen, das keinen langfristigen Nutzen für Frankfurt hat, sei inakzeptabel: „In einer Zeit knapper Kassen und begrenzter Flächen muss man sich fragen, wie viele realistische Antworten auf die Wohnungsfrage dieser Frankfurter Beitrag tatsächlich liefert.“

Der „Frankfurt Prototype“ war ein interdisziplinäres Kunst- und Bauprojekt. Initiiert von Studierenden der Städelschule und der Frankfurt University of Applied Sciences, begleitet von Architekturbüros und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, sollte es ein Modell für ökologisch nachhaltiges Wohnen im urbanen Raum liefern – möglichst ohne neue Flächenversiegelung. Der Bau selbst bestand aus modularen Holzwohneinheiten auf Stahlträgern, kombiniert mit einer bepflanzten Filterwand und einem offenen Erdgeschossbereich, der als „öffentliches Wohnzimmer“ fungieren sollte.

Die Umsetzung gestaltete sich jedoch aufwendig. Der Holzbau verschlang rund 231 000 Euro, der Stahlbau weitere 140 000. Ursprünglich war ein anderer Standort geplant. Durch eine kurzfristige Verlegung und statische Herausforderungen entstanden Zusatzkosten von etwa 50 000 Euro – unter anderem für große Kräne, die wegen einer engen Zufahrt notwendig wurden.

Das hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) förderte das Projekt im Rahmen der Loewe-Förderlinie 5 „Exploration“ mit 288 767 Euro. Diese Linie richtet sich an Vorhaben mit hohem Innovationspotenzial und gesellschaftlicher Relevanz, bei denen ein Scheitern einkalkuliert wird. Auf Anfrage betont das Ministerium: „Die hier entwickelten Ansätze können sowohl wissenschaftlich als auch gesellschaftlich neue Impulse setzen.“ Die Kriterien für die Förderung seien Originalität, Neuartigkeit, transformatorisches Potenzial sowie eine schlüssige Planung.

Auch zur Frage des wissenschaftlichen Nutzens äußerte sich das Ministerium: Das Projekt befasse sich mit „nachhaltigen Formen des Bauens, Planens und Zusammenlebens“, sei ein Beitrag zur Ausbildung angehender Architektinnen und Architekten und zeige beispielhaft, wie CO₂-reduziertes Bauen im urbanen Kontext funktionieren könne.

Abriss kann verhindert werden

Nicht beantwortet wurden hingegen zwei zentrale Fragen: Warum fast 290 000 Euro Landesmittel für ein Projekt bereitgestellt wurden, das laut Kritikern keinen belegbaren Beitrag zu Forschung, Lehre oder Wohnraumentwicklung geleistet habe – und wie sich die Höhe der Förderung mit der aktuell angespannten Haushaltslage vereinbaren lasse, während vielen Hochschulen und sozialen Einrichtungen Mittel fehlten.

Immerhin: Der Abriss des Baus konnte verhindert werden. Eine Leipziger Organisation hat die Holzkonstruktion übernommen und will sie dort dauerhaft ausstellen und nutzen. Für das Ministerium offenbar ein Beleg dafür, dass das Projekt nicht umsonst war.

Doch der Bund der Steuerzahler bleibt bei seiner Einschätzung: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum fast 290 000 Euro Steuergeld in eine Bretterbude fließen, deren konkreter Nutzen unklar bleibt – weder für die Wohnraumpolitik noch für den Wissenschaftsstandort Hessen.“