Der Köln-Check, eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölnische Rundschau“ zur Kommunalwahl, hatte Mitte Juli dieses Jahres ergeben, dass 16 Prozent der Befragten meinen, dass sich die Radwegsituation in Köln verbessert habe. Das ist zwar nur ein geringer Wert, es gab aber laut der Umfrage keinen anderen Punkt, in dem sich die Stadt mehr fortentwickelt hat.

Auf den Kölner Ringen sind oft mehr Fahrräder als Autos unterwegs

Die Verbesserungen im Radwegenetz sind derzeit allerdings vor allem in der Innenstadt zu spüren und dort vor allem auf den Ringen. Und das ist wiederum maßgeblich der Bürgerinitiative „Ring frei“ zu verdanken, die ein Jahrzehnt lang und zeitweise gegen Widerstand aus der Stadtverwaltung darum gerungen hatte, dort eine Autospur in einen durchgängigen Radfahrstreifen umzuwandeln. Selbst bei schlechterem Wetter sind auf den Ringen inzwischen oft mehr Rad- als Autofahrer unterwegs, der Autoverkehr ist trotzdem nicht zusammengebrochen.

07.10.2025 Köln. Radfahrende auf den Kölner Ringen. Dort ist eine ehemalige Autospur für Radfahrer freigegeben - ohne bauliche Abtrennung vom Autoverkehr. Hohenstaufenring / Zülpicher Platz. Foto: Alexander Schwaiger

Das zeigt, dass ein Ausbau der Radwegenetze durchaus möglich ist, ohne das Auto gleich ganz aus der Stadt zu verdrängen. Es gilt aber nach wie vor, dass noch sehr viel Arbeit vor der Stadt Köln liegt. Die Radinfrastruktur ist immer noch an manchen Stellen völlig veraltet. Und selbst in den Bereichen, in denen wie auf den Ringen viel passiert ist, trauen sich noch immer nicht alle Menschen mit dem Fahrrad auf die Straße. Für einen Radfahrer stellt jedes Auto eine potenziell tödliche Gefahr dar – bereits eine einfache Abtrennung reicht aus, um das eigene Sicherheitsgefühl zu verbessern.

Geschützte Radfahrstreifen, sogenannte Protected Bike Lanes, gelten deshalb als Schlüssel dafür, dass sich auch Kinder und Senioren und Menschen, die selten ein Fahrrad nutzen, sicher fühlen, wenn sie in der Stadt unterwegs sind. Das trifft vor allem auf Straßen zu, auf denen besonders viele Autofahrer unterwegs sind. So ist es im dänischen Kopenhagen, das oft als Hauptstadt des Radfahrens bezeichnet wird, gelungen, dass dort jeden Tag mehr Radfahrer als Autofahrer unterwegs sind.

Köln kann nicht in zehn Jahren den Standard Kopenhagens erreichen

Nun ist es klar, dass Köln nicht innerhalb von zehn Jahren erreichen kann, wofür Kopenhagen 50 Jahre Zeit benötigt hat. Aber es ist trotzdem nicht nachvollziehbar, warum geschützte Radfahrstreifen in Köln eine absolute Ausnahme bleiben sollen. Selbst Städte in den USA, einem typischen Autoland, schaffen das.

Da es in Köln offensichtlich an Geld und Personal mangelt, müssen der zuständige Verkehrsdezernent Ascan Egerer und der neue Stadtrat Wege finden, um die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen zu können. Sonst wird das von der Stadt Köln angestrebte Ziel, alternative Verkehrsmittel attraktiver zu machen, damit weniger Menschen mit dem Auto fahren, nicht zu erreichen sein.

Moderne Radwege dürfen jenseits davon kein Exklusivangebot für die Innenstadt bleiben. Gerade die weiter außen gelegenen Stadtteile müssen dringend besser an das Zentrum angebunden sein, als das bislang der Fall ist. Nur dann wird das Fahrrad auch auf dem Weg zur Arbeit zu einer ernsthaften Option.