Ärger beim Cannstatter Volksfest: Taxifahrer beklagen Verkehrschaos rund um den Wasen Der Bereich Daimlerstraße und Mercedesstraße abends am Tag der Deutschen Einheit – Verkehrschaos pur rund um den Taxistand, aufgenommen von einem Taxifahrer. Foto: Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart

Wenn beim Volksfest die Zelte schließen, strömen Zehntausende vom Gelände. Die Mercedesstraße wird dann gesperrt. Taxis stecken dadurch oft fest. Und nicht nur das.

Er hat eine gewisse Tradition, der Ärger der Taxifahrer während des Cannstatter Volksfests. Kein Wunder, ist es doch für viele Berufschauffeure sehr bedeutend. „Nach Silvester würde ich die Wasenzeit als die wichtigsten Tage des Jahres bezeichnen“, sagt Iordanis Georgiadis, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Taxi-Auto-Zentrale (TAZ). Die Fahrer, die in Bad Cannstatt unterwegs sind, versuchen besonders am späten Abend, wenn die Festzelte sich leeren, so viele Fahrten wie möglich zu schaffen.

Dabei fühlen sie sich allerdings einmal mehr erheblich ausgebremst. Und das von mehreren Seiten. Mietwagen aus den umliegenden Landkreisen, die eigentlich nur auf Bestellung fahren dürfen und danach zum Unternehmenssitz zurückkehren müssten, „kreisen permanent auf der Jagd nach dem nächsten Auftrag“, so Georgiadis.

Mietwagen und Uber-Fahrer kreisen um den Wasen

Und verstopfen damit genauso die Straßen wie Fahrer des US-Anbieters Uber, die immer wieder den Verkehr blockieren, weil sie möglichst nah am Gelände bereitstehen wollen – möglichst noch näher als die Taxis an ihrem Stand in der Daimlerstraße. Wie zum Beweis steht während des Gesprächs auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Viertelstunde lang ein Auto mit laufendem Motor. „Das ist ein Uber-Fahrzeug, wir kennen die“, sagen die Taxifahrer ein paar Meter weiter kopfschüttelnd. Und berichten von Wucherpreisen, die da zeitweise verlangt würden.

Das Fass zum Überlaufen bringt nach Ansicht der Taxibranche allerdings die Stadt Stuttgart. „Zu Stoßzeiten wird die gesamte Mercedesstraße in beide Richtungen gesperrt“, sagt Georgiadis. Wenn Zehntausende aus den Zelten und vom Gelände strömen, bricht dann auch an den Taxiständen in der Daimlerstraße und im Veielbrunnenweg der Verkehr zusammen. Zwar dürften dann eigentlich nur Anlieger und Taxis den Kreisverkehr am Carré Bad Cannstatt als einzige Ausfahrt befahren, doch daran hält sich niemand.

Taxi-Hinweisschild Foto: Jürgen Bock

„Anstatt Wege Richtung MHP-Arena freizumachen, sperrt man komplett die Mercedesstraße in beide Richtungen und somit kann nur die Daimlerstraße befahren werden. Dass so der komplette Verkehr zusammenbricht, liegt auf der Hand“, sagt Georgiadis. Wenn Taxifahrer dann ihren Job machen wollten, steckten sie fest und würden sogar noch beschimpft, obwohl sie sich an die Regeln hielten. „Wir können dann nicht zügig mit den Kunden wegfahren. Viele steigen wieder aus“, so der TAZ-Vorsitzende. Fahrer berichten, dass deshalb an manchen Abenden nur zwei statt zehn Fahrten vom Wasen möglich seien. Besonders eskaliert sei die Situation am Abend des 3. Oktober, als völliges Verkehrschaos geherrscht habe. Die Kunden seien „stinksauer“ gewesen.

So sie denn die beiden Taxistände überhaupt gefunden haben. Denn die Ausschilderung lässt sich, vorsichtig gesagt, als zurückhaltend bezeichnen. Dabei ist die besonders wichtig, denn die Taxistände sind vom Festgelände aus nicht direkt zu sehen. Früher hat deshalb ein großer Ballon des Veranstalters in.stuttgart auf die Taxis aufmerksam gemacht. Den gibt es inzwischen aber nicht mehr.

„Die Beschilderung der Taxistände ist so schlecht, dass die Kunden nach Taxis suchen müssen“, sagt Georgiadis. Man versuche seit längerer Zeit, einen neuen Ballon als weithin sichtbares Signal zu realisieren. Die Stadt habe das jedoch abgelehnt – aus Sicherheitsgründen. „Dort heißt es, der Verkehr könnte womöglich abgelenkt werden“, so der TAZ-Vorsitzende kopfschüttelnd. An einer Stelle, an der oft Hunderte Menschen in Tracht gleichzeitig unterwegs seien, was die Konzentration von Autofahrern sicher mehr fordere.

Das Amt für öffentliche Ordnung der Stadt Stuttgart konnte auf Anfrage zunächst nichts zu den Vorwürfen sagen. Man werde sich dazu Anfang nächster Woche äußern. Dann ist das Volksfest zu Ende. Allerdings laufen ja längst die Planungen fürs nächste Frühlingsfest – dann würden sich Fahrgäste und Taxifahrer weiteren Ärger gern ersparen.