Unions U19-Trainerin Marie-Louise Eta
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„Wirklich Wahnsinn, was ich hier schon erleben durfte“
IMAGO/Beautiful Sports
Audio: rbb24 Inforadio | 10.10.2025 | Stephanie Baczyk mit Marie-Louise Eta | Bild: IMAGO/Beautiful Sports
Marie-Louise Eta ist erst seit 2023 bei Union Berlin – und längst eine Gestalterin. Im Interview spricht sie über ihre Aufgaben bei den A-Junioren, ihre Zeit als Co-Trainerin bei den Profis und ihre Rolle als Vorbild.
rbb|24: Mit 13 Jahren sind Sie als Dresdnerin auf die Sportschule nach Potsdam gewechselt und sind nur vier Jahre später für die erste Auswahl von Turbine – damals eine der besten Adressen des Frauenfußballs – aufgelaufen. Wie haben Sie diese Schritte als Heranwachsende erlebt?
Marie-Louise Eta: Beim Thema Selbstständigkeit war es ein Riesenschritt. Gleichzeitig fand ich es toll, jeden Tag auf dem Fußballplatz zu stehen, teilweise zweimal am Tag zu trainieren. Dann kam die Jugend-Nationalmannschaft dazu und es ging auch relativ schnell hoch ins erste Frauen-Team von Turbine. Das erste Bundesligaspiel, die deutsche Meisterschaft. Das konnte ich damals alles gar nicht so richtig greifen.
Damals war Bernd Schröder der Erfolgstrainer, der auch mal rau sein konnte. Unter ihm gewannen Sie insgesamt drei Meisterschaften und den Champions-League-Titel. Was haben Sie aus der Zeit mitgenommen?
Er ist ein total herzlicher Mensch und gleichzeitig ein harter Trainer. Er hat viel Einsatz gefordert und natürlich auch sehr, sehr viel Fleiß und Durchsetzungsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit. Es sind Sachen, die er selbst auch vorgelebt hat. Dadurch waren wir nachher sehr erfolgreich – und man konnte sich dadurch auch als Person weiterentwickeln.
Was ist Ihnen als Trainerin wichtig?
Ich glaube, es geht immer los mit der Begeisterung für das Spiel, der Freude am Spiel. Das ist das Allerwichtigste und ist mir auch heute extrem wichtig: dass ich täglich Spaß an dem habe, was ich mache. Das möchte ich auch übertragen. An alle meine Mitmenschen, an die Spieler, an die Spielerinnen, mit denen man zusammenarbeitet und dann kommt alles andere auch von alleine.
Seit diesem Sommer führen Sie die Unioner U19 an, also junge Spieler, die den Sprung in den Profikader schaffen wollen. Wieso haben Sie sich für diesen Job entschieden?
Es macht mir besonders viel Spaß. Die Jungs kommen täglich hierher, sind unfassbar ehrgeizig, lernwillig, sind auch für Kritik offen. Da wollen wir die Jungs bestmöglich begleiten, als Sportler und als Menschen.
Seit 2023 haben Sie in Köpenick unterschiedliche Rollen bekleidet, waren auch schon Co-Trainerin der U19, Co-Trainerin der Profi-Mannschaft in der Bundesliga und Individual-Trainerin des Frauenteams.
Ich habe mich von Tag eins hier sehr wohl gefühlt. Es war eine intensive Zeit – also wirklich Wahnsinn, was ich jetzt hier schon erleben durfte. Es ist einfach schön, wenn man hierherkommt nach Köpenick und man spürt die ganze Identifikation. Ob hier in Köpenick oder allgemein im Verein, mit dem Verein Union.
Marie-Louise Eta über die Union-Krise vor zwei Jahren
In der Saison 2023/2024 rückten Sie bundesweit in den Fokus, als Union Berlin in einer Krise steckte und sich von Urs Fischer trennte. Gemeinsam mit Marco Grothe übernahmen Sie interimsweise das Profi-Team – als erste Co-Trainerin der Bundesliga. Später vertraten Sie Trainer Nenad Bjelica während seiner Sperre für drei Spiele. Wie haben Sie das gewaltige mediale Interesse wahrgenommen?
Natürlich hat man das mitbekommen und das war auch enorm. Aber es ging letztendlich damals für Marco und mich darum, den Verein zu unterstützen, zu helfen, sofort anzupacken. Das war schon auch eine prekäre Situation. Und da haben wir einfach versucht, alles andere drumherum auszublenden. Auf der anderen Seite war es natürlich auch schön, wenn man Nachrichten bekommen hat von Frauen oder auch jungen Mädchen, die man eben auch inspirieren oder motivieren konnte. Das war ein schöner Nebeneffekt.
Wie haben Sie die Rolle als Vorbild angenommen?
Es ist eine Rolle, die man vielleicht am Anfang auch gar nicht so angestrebt hat. Man muss seine Rolle in dem Bereich auch erst finden. Ich fand es einfach schön, als teilweise wirklich aus der ganzen Welt Nachrichten kamen von Frauen, die sich auch engagieren wollen in ihrem Land, in ihrer Stadt, in ihrem Ort und dort eben auch schauen wollen, dass sie im Fußball mit unterstützen und helfen, junge Mädchen oder auch Jungs etwas mit auf den Weg zu geben.
Erfolgreiche Frauen haben es teilweise besonders schwer, da geht es um Neid und Hass, gerade in den sozialen Netzwerken. Wie gehen Sie mit solchen Geschichten um?
Ich habe eigentlich nie ein großes Ding daraus gemacht. Ich habe mit Jungs angefangen, Fußball zu spielen. Da ging es einfach auch immer um Leistung. Und das ist, finde ich, das, was einfach auch an erster Stelle steht und stehen sollte. Ich weiß, es ist nicht immer so. Und gleichzeitig ist es das, was ich auch immer versucht habe: einfach mit Leistung und auch einer gewissen Qualität zu überzeugen, weil ich glaube, dann spielt das Geschlecht keine Rolle.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Stephanie Baczyk, rbb Sport.
Sendung: rbb24 Inforadio, Vis-à-Vis, 10.10.2025, 14:15 Uhr
Hinweis: Beim vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte, redigierte Fassung des Interviews. Das gesamte Gespräch können Sie mit einem Klick ins Titelbild nachhören.