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Ausgezeichnet (v.r.): Jan und Melanie Haft haben unter mehr als 150 Einsendungen gleich zwei Auszeichnungen gewonnen, auch Kameramann Kay Ziesenhenne sowie Katrin Zimmermann und ihre Tochter Emma waren bei der Preisverleihung dabei. © Nautilusfilm
Die Dokumentation überzeugte beim Deutschen Naturfilm-Festival mit Filmmusik und Einblicken ins Ökosystem Wald.
Dorfen – Einmal mehr wurde Naturfilmer Jan Haft ausgezeichnet: Für den Dreiteiler „Unsere Wälder – Netzwerk der Tiere“ haben er und seine Crew am Wochenende den Deutschen Naturfilm-Preis 2025 für die Filmmusik und zudem den Preis der Kinder- und Jugendjury bekommen. Mit dieser Produktion hatte das Team von Nautilusfilm aus Esterndorf auch schon im Februar den Filmwettbewerb der Deutschen Wildtier Stiftung sowie sechs weitere europäische Awards gewonnen.
Warum denn in die Ferne schweifen? Statt Orkas in Alaska oder Elefanten in Südafrika zu filmen, holte Jan Haft einmal mehr die Tiere vor der Haustüre vor die Linse. Hautnah war das Kamerateam dabei, als eine Rehmutter Zwillinge zur Welt brachte, dabei begegneten sie Baummardern in einer Winternacht, schlüpften in eine enge Baumhöhle, in der Sperlingskäuze ihre zahlreichen Jungen großziehen.
Mutige Entscheidung: Electro-Soundtrack
Und sie staunten über die Raupe des Nagelfleckfalters, die sich im Blätterdach der Buchen perfekt tarnt, oder beobachteten Hornissen bei der Jagd. „All das spielt sich tagtäglich in deutschen Wäldern ab“, erzählt Jan Haft von den Aufnahmen für die ARD-Produktion, die Anfang des Jahres auch auf Arte lief.
Wälder seien zudem Multitalente: „Orte der Erholung und Inspiration, Holzlieferanten und Trinkwasserspeicher. Sie regulieren das Klima und sind die Heimat von zehn mal mehr Pflanzen- als Tierarten“, erklärt der Regisseur und Filmemacher. Dass ausgerechnet Kinder und Jugendliche von der Dokumentation begeistert waren, ist „wie ein Ritterschlag“, freute sich das Team um Jan Haft. „Die Mädchen und Buben sind heutzutage überflutet von Bildern aus aller Welt, kennen oft nicht, was direkt vor der Haustüre kreucht und fleucht.“
Durchgesetzt hat sich die Reportage gegen mehr als 150 Tierfilme, die jährlich im Schnitt eingereicht werden. Die Laudatio würdigte die Produktion wegen ihrer „leisen Töne und dem intimen Blick in das heimische Ökosystem“.
Preisgekrönt ist zudem die Filmmusik, der Soundtrack stammt von Dominik Eulberg und Hannes Kretzer. „Es ist eine elektronische Musik im Viervierteltakt“, beschreibt Haft. Eine Mischung, die keineswegs eintönig sei: „Das ist wie bei Ebbe und Flut oder wie beim Sonnenaufgang: Es ist immer das selbe, aber im Detail niemals das gleiche – jede Flut spült andere Muscheln an, jede Herbst hat andere Farben.“ Die Juroren lobten besonders den Mut, auch musikalisch andere Wege zu gehen.
Drehs in Dorfen und Norwegen
Das sechstägige Festival auf der Ostsee-Halbinsel Fischland-Darß-Zingst zwischen Rostock und Stralsund ist eines der renommiertesten Events, eine achtköpfige Jury aus Filmschaffenden und Naturschutz-Experten kürt die Sieger.
„Wir haben bisher schon zwölf Auszeichnungen gewonnen“, so Produzentin Melanie Haft über den Erfolg von Nautilusfilm. Aktuell arbeitet das Team an zwei weiteren Projekten. Für einen Film über Norwegens wilde Küste, wo vor allem die Schönheit der Landschaft im Fokus steht, gehen Jan Haft und seine Kollegen wieder einmal mit Wasserdrohnen in die Tiefe. Überdies entsteht ein Kinofilm über große Tiere. „Da drehen wir auch die drei Wasserbüffel in Dorfen am Hutanger“, betont Jan Haft.
Die Aufgabe der großen Huftiere besteht darin, den Hutanger, eine sechs Hektar große Feuchtwiese mit mehreren Tümpeln zwischen der Isen und dem Mühlbach mit Suhlen und Trittlöchern so umzugestalten, dass dort ein Paradies für Insekten und Vögel entstehen kann. Innerhalb von ein bis zwei Jahren sollen die Effekte sichtbar sein.
Das mit Spannung erwartete Beweidungsprojekt in Kooperation der Stadt Dorfen und dem Landschaftspflegeverband Mühldorf geschieht auf einer Präsentierfläche, nur von einem Elektrozaun getrennt von einem beliebten Spazier- und Radweg im Naherholungsgebiet im Isental. „Man kann den Büffeln dabei zusehen, wie sie einen natürlichen Zustand wiederherstellen, der früher durch Wisente und Auerochsen gewährleistet wurde“, bechreibt Haft