Stand: 11.10.2025 08:00 Uhr

Die SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel, und dann auch noch um Platz eins in der Bundesliga – mehr geht nicht im deutschen Handball. Heute treffen die ewigen Rivalen im 113. Landesderby aufeinander. Die Erinnerungen an die Derbys in den vergangenen beiden Spielzeiten sind grundverschieden.

von Christian Görtzen

Wenn eine Zahl Schmerzen verursachen kann, dann ist es für alle Teammitglieder des THW Kiel und ihre Fans die 4. Seit nun schon vier Landesderbys in Folge ist der Ablauf nach der Schlusssirene stets der gleiche: Während die Spieler der SG Flensburg-Handewitt mit so viel Endorphinen im Körper über das Parkett tanzen und ihre Fans immer wieder „Derbysieger! Derbysieger!“ skandieren, stehen die Profis des Rekordmeisters schweißnass und mit leeren Blicken tief enttäuscht da – und ihr Anhang schweigt.

SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel

Im Nord-Duell der Handball-Bundesliga spielt Flensburg gegen Kiel. Das Spiel im Livestream der Sportschau ab 15.40 Uhr.

Wenn aus Sicht der Kieler die 4 mit all den Erinnerungen an die einzelnen Niederlagen so viel Pein verursacht – wie schlimm wäre dann die 5? Fünf Derbypleiten in Folge – für alle, die es mit dem THW halten, wäre dies ein Graus.

SG könnte den THW von Platz eins verdängen

Heute (15.40 Uhr, live im Ersten und bei ndr.de) könnte es im 113. Landesderby, im Duell der ewigen Rivalen aus Schleswig-Holstein, dazu kommen. Es ist zugleich die absolute Top-Partie des achten Spieltages. Der Tabellenzweite Flensburg-Handewitt (12:2 Punkte) empfängt den Spitzenreiter Kiel (13:1). Beide Teams sind zudem noch ungeschlagen in dieser Saison. Sollte die SG erneut siegen, würde sie zudem den THW von der Spitzenposition verdrängen.

„Wir müssen cool im Kopf bleiben, auch wenn es schwere Phasen gibt.“

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak

Die Kieler wollen vor allem den Flensburger Lauf in den Derbys brechen. „Ja, das ist nicht schön, wenn du viermal in Folge gegen Flensburg verlierst. Wir müssen cool im Kopf bleiben, auch wenn es schwere Phasen gibt. Und wir müssen 60 Minuten Gas geben“, sagte THW-Kapitän Domagoj Duvnjak dem NDR. Sein Teamkollege Rune Dahmke sagte: „Für uns ist das natürlich wichtig, da mal wieder ein richtiges Erfolgserlebnis zu haben. Gerade in Flensburg wäre das extrem schön.“

Dahmke: „Flensburger schweben auf einer Welle“

Der 32 Jahre alte Linksaußen des Rekordmeisters mit der immensen Derby-Erfahrung freut sich über die besondere Konstellation vor dem jetzigen Aufeinandertreffen: „Das passt natürlich, Zweiter gegen Erster – das ist schon irgendwie, wie es sein sollte vor einem Nordderby“, sagte Dahmke.

„Wir sind gut drauf im Moment und gehen mit einer gewissen Portion Selbstvertrauen ins Spiel. Genauso wie die Flensburger, die sich sehr gut gefangen haben und gerade auf einer Welle schweben. Das wird, glaube ich, genau das Spiel werden, das sich alle erhoffen: eines auf absolutem Top-Niveau und mit vielen Emotionen.“

Ein Handball liegt im Tornetz.

Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick.

Beide Teams haben sich unter der Woche weiteres Selbstvertrauen geholt – auf unterschiedliche Art. Während die Flensburger, vor allem dank eines 9:1-Starts in die Partie, souverän beim SC DHfK Leipzig gewannen, bewiesen die „Zebras“ im Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen in den letzten fünf Minuten starke Nerven. Sie holten trotz eines Drei-Tore-Rückstandes immerhin noch einen Punkt. So etwas kann durchaus für das Gastspiel in der „Hölle Nord“ helfen.

Schwierig ist durch die Verletzung von Emil Madsen (Knorpelverletzung im rechten Knie) allerdings die personelle Situation im rechten Rückraum. Dort hängt nun fast alles am Norweger Harald Reinkind.

Andreas Magaard (l.) vom Handball Sport Verein Hamburg im Duell mit Emil Madsen vom THW Kiel

Die „Zebras“ müssen vorerst ohne den dänischen Rückraumspieler auskommen. Für Trainer Filip Jicha „ein brutaler Verlust“.

Golla: „Krasseste Spiel, das man erleben kann“

Bei der SG sorgt der Lauf von sechs Siegen in Folge (einschließlich DHB-Pokal) für ein gutes Grundgefühl für das Derby. „Es ist, was die Atmosphäre angeht, mit Abstand das krasseste Spiel, das man erleben kann. Unsere Fans freuen sich auf das Spiel, die Mannschaft freut sich darauf“, sagte SG-Kapitän Johannes Golla.

„Das ist sicherlich das beste Derby auf der Welt.“

SG-Handballer Marko Grgic

Sein Teamkollege Marko Grgic sprach davon, dass „wir uns jetzt langsam in einen Flow reingespielt haben“. Der deutsche Nationalspieler, der im Sommer vom Bundesligakonkurrenten ThSV Eisenach gekommen ist, steht vor seinem schleswig-holsteinischen Landesderby-Debüt. „Natürlich hat das wahrscheinlich noch mal andere Sphären als Eisenach gegen Leipzig oder sonstiges. Aber ich liebe es, Derbys zu spielen, das macht immer am meisten Spaß“, sagte Grgic. Im Handball sei das Derby zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel „sicherlich das beste auf der Welt“.

Blickt man auf die Historie des Duells, spricht die Statistik noch relativ deutlich für die Kieler. Von den bislang 112 Auflagen gingen 65 an den THW, 42-mal setzte sich die SG durch, fünf Partien endeten mit einem Remis. Aber: Die Flensburger haben bei den Siegen zuletzt stark aufgeholt. Da wäre sie wieder, die aus Kieler Sicht so unschöne Zahl 4, die keinesfalls zu einer 5 werden darf.

Kiels Veron Nacinovic (l.) im Zweikampf mit Rhein-Neckars Dani Baijens

Die „Zebras“ holten in den Schlussminuten einen Drei-Tore-Rückstand auf und bleiben in der Bundesliga ungeschlagen.

Flensburgs Spieler jubeln

Die SG zeigt bei den Sachsen einen insbesondere im ersten Durchgang starken Auftritt und blickt nun voller Vorfreude auf das Landesderby.