Der Fahrer ist genervt: „Ist doch scheiße jetzt.“ Missmutig sieht er zu, wie Polizisten sein Auto durchsuchen. Seinen Zahnarzttermin kann er vergessen. Der Handwerker ist nur einer von vielen Verkehrsteilnehmern, die an diesem Nachmittag von „Fängerfahrzeugen“ der Polizei von der Autobahn 8 auf den Rastplatz Adelzhauser Berg-Süd gelotst werden. Dort führt das Bayerische Landeskriminalamt die bayernweit größte Drogenfahndungs-Aktion des Jahres durch. Rund 50 Beamte sind im Einsatz. Rauschgift entdecken sie nur in geringen Mengen, dafür wartet unter einem Fahrersitz eine faustdicke Überraschung.
Autos rauschen auf der A8 in Richtung Süden an Daniel Landgraf vorbei. Der Polizist wartet im Streifenwagen an einer Zufahrtsstraße der Autobahnmeisterei. Plötzlich gibt er Gas, fädelt ein, folgt einem 2er-BMW in Lila aus Montenegro. Kurz vor dem Rastplatz überholt er das Fahrzeug, setzt sich davor, schaltet die digitale Anzeige „Bitte folgen“ an. „Wir ziehen den jetzt raus“, sagt der 30-Jährige von der Verkehrspolizei Donauwörth. Nach welchem Muster Fahrer angehalten und kontrolliert werden, gibt die Polizei nicht preis.
A8-Rastplatz bei Adelzhausen: Zoll durchleuchtet Koffer und Taschen
Auf dem Rastplatz herrscht reger Betrieb. Mit schusssicheren Westen unter den Jacken laufen die Beamtinnen und Beamten zwischen Fahrzeugen und aufgebauten Stationen hin und her. In einem Sprinter des Zolls sitzt Stefan vor einem Bildschirm. Sein Transporter ist mit einem Röntgengerät ausgestattet, wie man es vom Sicherheitscheck an Flughäfen kennt. Der Zollbeamte, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte, inspiziert Koffer und Taschen von Reisenden eines kroatischen Busses. Einsatzkräfte des LKA, der Bundespolizei, der Verkehrspolizeiinspektionen Augsburg und Donauwörth sowie des Zolls arbeiten Hand in Hand. Kontrollen wie diese seien wichtig, sagt Ludwig Waldinger vom Landeskriminalamt, das federführend ist.
Im Kampf gegen Rauschgiftkriminalität arbeiten Deutschland, Frankreich, Österreich und die Schweiz seit Jahren zusammen. Unter Koordinierung des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg wurden in der vergangenen Woche potenzielle Schmuggelwege im Schienen-, Bahn- und Luftverkehr kontrolliert. In Bayern beteiligten sich 14 Polizeidienststellen mit mehr als 630 Einsatzkräften an insgesamt 14 Kontrollstellen. Die größte wurde an der A8 bei Adelzhausen aufgebaut.
So lief die Drogenfahndung an der A8 bei Augsburg ab
Auf dem A8-Rastplatz Adelzhauser Berg-Süd führte die Polizei unlängst Bayerns größte Drogenfahndung in diesem Jahr durch. Hier sind die Bilder von der Arbeit an der Kontrollstation.
„Wir wissen, dass Kokain an den Küsten im Norden Deutschlands und in den Niederlanden anlanden. Das Rauschgift wird mit Fahrzeugen durch die Länder gebracht“, erklärt Waldinger. Den großen Kokain-Fund machen die Fahnder an diesem Tag nicht. Sie schließen nicht aus, dass sich die Kontrolle bereits herumgesprochen hat. „Es ist allein schon wichtig, ein Zeichen zu setzen“, so der LKA-Sprecher. Und vergeblich ist die Aktion keinesfalls, wie sich zeigt.
Kontrolle der Polizei an der A8 bei Augsburg wird für Rundumschlag genutzt
In einem Pick-up aus den Niederlanden stoßen Beamte auf 1,5 Gramm Kokain. Drogensuchhund Astan bleibt einfach nichts verborgen. Der elfjährige Labrador schnüffelt Menschen ab, sucht in Fahrzeugen, darf zwischendurch ausruhen. Zoll- und Polizeibeamte arbeiten durch. Die Kontrolle wird für einen Rundumschlag genutzt: Beim Schwerlastverkehr wird die Sicherheit überprüft. Der Fahrer eines türkischen Sattelzugs war zu schnell unterwegs.
„Statt den erlaubten 80 ist er mit Tempo 111 gefahren“, berichtet Polizistin Manuela Kellerer. Beim Sichten der Aufzeichnungen stellt sich heraus: Der Fahrer war bereits mehrfach zu schnell. Dafür muss er jetzt 300 Euro Bußgeld vor Ort bezahlen. Er nimmt es gelassen. „Viele Lkw-Fahrer nehmen in Kauf, dass sie erwischt werden. Oft bezahlen ihre Unternehmen dann das Bußgeld“, weiß Kellerer. Nervös wirkt eine Familie aus Polen. Die Polizisten lassen die Männer und die Frau ihre Autos ausräumen. Der alte 3er-BMW und die alte E-Klasse, auf deren Kühlerhaube der Mercedes-Stern fehlt, sind bis unters Dach vollgepackt.
Koffer, Taschen, Lampenschirme, Waschmittel-Kartons, Wischmopp-Sets, Kissen und Kleidung und elektrische Geräte sind reingepfercht. Die Fahnder kennen die Familie. Einige Mitglieder seien vorbestraft wegen Betrugs, heißt es. Klar, dass die Polizei beide Autos genauer unter die Lupe nimmt. Der Volltreffer klebt unter einem Fahrersitz: eine Mappe mit vielen Scheinen Bargeld. Um die 15.000 bis 20.000 Euro, so die erste Schätzung. Die Einsatzkräfte müssen prüfen, ob es plausible Erklärungen und Belege für diese hohe Summe gibt. Wenn nicht, werde der Fund ein Fall für die Staatsanwaltschaft, sagt ein Fahnder.
Die Kontrollen in Bayern sind insgesamt erfolgreich. Laut LKA wurde nicht nur Kokain, Heroin, Crystal Meth und Opium sichergestellt. 14 Verstöße nach dem Waffengesetz, 26 illegale Aufenthalte und acht Haftbefehle wurden registriert.
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Ina Marks
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