Drei Darsteller stehen und weißer teils beschmierter Kleidung auf der Bühne

AUDIO: Aufführung als Visitenkarte: Mozarts Don Giovanni in Hannover (3 Min)

Stand: 11.10.2025 10:45 Uhr

Mozarts Don Giovanni kommt derzeit an der Staatsoper Hannover auf die Bühne. Die musikalische Leitung hat Mario Hartmuth, der zugleich einer der möglichen Kandidaten für den Posten des Generalmusikdirektors ab der kommenden Spielzeit ist.

von Agnes Bührig

Das Verwirrspiel um Liebe und Intrige beginnt schon gleich zu Beginn. Die Bühne leer, Sänger in weißen Ganzkörperanzügen, dichter Theaternebel verhüllt, wer hier mit wem in welcher Beziehung steht. Doch Don Giovanni, Frauenheld und Verführer ohne schlechtes Gewissen, ist mit allen verbandelt. Das zeigt sich auch musikalisch.

„Zuallererst fällt auf, dass Mozart vor allem den anderen Figuren ganz viel Musik gegeben hat und dass Don Giovanni eigentlich immer nur gemeinsam mit denen auftritt und nur selber ganz kurze eigene Momente hat“, erklärt der Dirigent Mario Hartmuth. „Natürlich gibt es im Rezitativ ganz viel, dafür erfährt man viel über ihn: seine Brutalität, seine Wechselhaftigkeit. Er ist ja wie ein Chamäleon, was sich ständig anpasst, was auch in der Musik immer genau das ist, was die andere Person gerade sucht.“

Illustratorin schafft live ungewöhnliches Bühnenbild

Die eine begehrt er, die andere verlässt er, nachdem er ihr die Ehe versprochen hat, dann macht er sich an die nächste ran. Der 1997 in Modena geborene Bariton Matteo Guerzè ist Don Giovanni. Doch nicht nur das Begehren, auch die Flucht prägen die Gefühlswelt dieses Casanovas. Denn im Duell hat er den Vater der vergeblich umgarnten Donna Anna getötet. Danach ist er nicht mehr derselbe. „Don Giovanni soll, wenn er nach dem Tod von Commendatore zurückkehrt, etwas anders klingen“, beschreibt Masaru Kumakura, zweiter Kapellmeister der Staatsoper Hannover. „Dafür benutzen wir natürlich einige Effekte, wie Lautsprecher, Mikrofone oder einige elektronische Effekte“.

Auch das Bühnenbild lotet ungewöhnliche Mittel aus. Neben der Bühne sitzt Illustratorin Anni von Bergen und erschafft mit Pinsel und schwarzer Farbe mal comicartige Figuren, dann wieder dicke Lettern oder die Umrandung von Fenstern auf der Bühne, per Live-Projektion.

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„Idealbild für Chaos, für Anarchie, für Zügellosigkeit“

Immer wieder neue Stimulationen, diese brauche Don Giovanni, um sich selbst zu spüren, sagt Regisseur Bastian Kraft. Welche Kräfte da mitunter gegeneinander wirken, ist im Sextett im ersten Finale zu hören, „wo man so ein bisschen dieses ausufernde Wesen von Don Giovanni und seine ganze Anarchie merkt“, sagt Mario Hartmuth, „wo er eben diese Tänze gleichzeitig spielen lässt. Und das ist ja wirklich einzigartig, dass quasi auf einer Bühne drei verschiedene Tänze auf einmal erklingen und gegeneinander spielen. Und damit hat Mozart wirklich das Idealbild gefunden für Chaos, für Anarchie, für Zügellosigkeit.“

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