KI-generierte Illustration zeigt einen Mann im Anzug, der sich am Kopf kratzt, im Bild zu sehen,: Straßenschäden, ein Fernsehgerät, kaputte, unleserliche Hinweisschilder, Baustellenkräne

KI-generierte Illustration

Moderne Wissenschaft, marode Verwaltung und mediale Inszenierung – ein Kommentar zur Krise der Orientierung in Zeiten scheinbarer Aufklärung. Was passiert, wenn Illusionen bröckeln?

Je mehr man dank immer besserer wissenschaftlicher Methodik über die Welt und ihre Zusammenhänge erfahren kann, desto komplizierter erscheinen viele Strukturen und als sicher geglaubte Gesetzmäßigkeiten verlieren scheinbar plötzlich ihre Stabilität.

Land der Schlaglöcher – und Schuldenlösungen

Ein typisches Beispiel für diesen Stabilitätsverlust zeigt sich an der deutschen Verkehrsinfrastruktur, die einerseits für eine deutlich geringere Belastung geplant worden war und die jetzt ganz offensichtlich in die Jahre gekommen ist und ertüchtigt oder ganz neu aufgebaut werden muss.

Das trifft die Bahn ebenso wie die Straßen aller Kategorien. Bei Kommunalstraßen hilft man sich oftmals mit Hinweisschildern auf bestehende Straßenschäden, wenn das Geld für Reparaturen fehlt.

Für die übergeordneten Verkehrswege soll jetzt ein Sondervermögen aktiviert werden, damit geliehenes Geld die Rettung bringen kann.

Wie der Staat die Realität nachbucht

Dass auch die Infrastruktur im Laufe ihrer Zeit ebenso degradiert wie die Menschen, wollte man über Jahrzehnte nicht wahrnehmen und die kameralistische Buchführung (Kameralistik) als primär in der öffentlichen Verwaltung angewendetes Buchführungsverfahren hat diese Denkweise auch unterfüttert.

Mit dem Umstieg auf die Doppik in der öffentlichen Verwaltung, die auf den Prinzipien der kaufmännischen Buchführung nach Handelsgesetzbuch beruht, hat man sich der wirtschaftlichen Realität inzwischen vielfach angenähert.

Die Tatsache, dass die damit realisierbaren Abschreibungen auch erwirtschaftet werden müssen, hat so manchem Kämmerer schlaflose Nächte bereitet.

Wenn das Fernsehen die Lebenswirklichkeit vorspiegelt

Mit dem deutschen Wirtschaftswunder hat das zuerst nur öffentlich-rechtliche Schwarz-Weiß-Fernsehen die heimischen Wohnzimmer erobert und mit dem Farbfernsehen ab dem 25. August 1967 dann die vermeintliche Wirklichkeit noch realistischer zu Hause abgeliefert.

Die Referenzquelle für die Wirklichkeit wurde nach der Tagesschau und dann den Tagesthemen für die älteren Generationen die heute-Alternative des Zweiten, mit dem man angeblich noch besser sehen konnte.

Die raue Wirklichkeit wurde dann bald und in steter Regelmäßigkeit von den unterschiedlichsten landestypischen Tatorten geboten, wo dann hauptsächlich Unternehmer, Manager und Selbstständige die typischen Mörder darstellten und das gemeine TV-Publikum nicht unter Verdacht geriet.

Mit dem Aufkommen von Social-Media sah sich auch die öffentlich-rechtlichen Medien herausgefordert, die Wirklichkeit in den Nachrichtensendungen und den bei Bedarf eingeschobenen Sondersendungen nachzuschärfen.

Wer wollte, konnte sich die TV-Eindrücke aus fremden Welten dann auch in unzähligen Pauschalreisen bestätigen lassen, wo man in deutschen Ressorts bei Eisbein und Sauerkraut der lokalen Kultur scheinbar näher kommen konnte und nebenbei feststellen konnte, dass die Zielländer der TV-genährten Sehnsucht außerhalb der besuchten touristischen Blase dann nur wenig mit der TV-Idylle gemein hatten.

Warum Wissenschaft für Unsicherheit sorgt

Abseits der TV-Wirklichkeit sah sich das verwöhnte Publikum dann jedoch immer wieder mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen konfrontiert, die keineswegs so statisch fixiert wie die TV-Traumwelt waren und bei welchen der fachliche Fortschritt seine gewachsene Weltsicht durchaus ins Wanken bringen konnte.

Besonders auffällig war dies zuletzt im Falle der Corona-Pandemie, bei der sich die wissenschaftliche Fachwelt erst langsam zu gut begründeten Lösungsansätzen vorarbeitete.

Politische Stakeholder, welche die notwendige Geduld glaubten, nicht aufbringen zu können, haben damals gerne Zwischenergebnisse verabsolutiert und die wissenschaftliche Weiterentwicklung ignoriert. Dabei wurde völlig ausgeblendet, dass Wissenschaft ein Prozess ist und kein starres System.

Die somit bestehende Volatilität der wissenschaftlichen Ergebnisse sorgte bei zahlreichen Beobachtern, die mit wissenschaftlichen Methoden nicht so vertraut waren, für zunehmende Unsicherheit und man sehnte sich zurück nach Autoritäten, denen man blind vertrauen konnte.

Dass man sich dabei faktisch ein überkommenes Gottvertrauen zurückwünschte, bei welchem man sich auf die Interpretationen, welche die Geistlichkeit von der Kanzel predigte, wurde gerne übersehen. Dabei bot die kirchliche Lehre vielmals eine starke Glättung aller Widersprüche.

Bürokratieabbau nimmt Rechtssicherheit

Als größtes Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung wird oftmals die scheinbar überbordende Bürokratie beschrieben, doch in der Praxis beginnt dann mit dem vermeintlichen Bürokratieabbau das reine Chaos.

Ein geradezu typisches Beispiel dafür lieferte die Ampelkoalition mit einer Gesetzesänderung, die den Betreibern von Windrädern das Leben leichter machen sollte, die jedoch das glatte Gegenteil bewirkte und dafür sorgte, dass nun unzählige schon genehmigte Projekte auf Eis liegen.

Bei der Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes, die unter anderem den Bau neuer Windräder erleichtern sollte, wurde damals noch eine Ergänzung eingefügt, die ganz unbürokratisch Abweichungen von den ursprünglichen Planungen erleichtern sollte.

Wird eine genehmigte Anlage ein paar Meter vom ursprünglichen Platz entfernt gebaut, braucht es keine neue Genehmigung mehr. Das Gleiche gilt, wenn sie bis zu 20 Meter höher wird als eigentlich geplant.

In der Praxis sorgte sich dann jedoch beispielsweise die Bundeswehr, die Nachteile für den Flugradar fürchtete, wenn die Möglichkeit bestehen könnte, dass die Anlagen höher ausfallen würden, als ursprünglich genehmigt und das unabhängig davon, ob die Anlagen wirklich höher gebaut werden.

So sorgte ein Bürokratieabbau letztlich für einen Abbau der gewohnten Rechtssicherheit.