Die Schülerinnen Alina (links) und Ellen aus Braunschweig schauen sich gemeinsam ihren Stundenplan an.

Stand: 11.10.2025 11:43 Uhr

Sie lernen fürs Abi – und hören gleichzeitig Vorlesungen: Das Frühstudium an der Technischen Universität (TU) Braunschweig ist ein Balanceakt, der junge Talente früh auf ihr Studium vorbereiten soll.

von Doretta Farnbacher

Zwischen Hausaufgaben und Vorlesung, Schulheft und Hörsaal: Für viele klingt das nach einem vollen Stundenplan. Für Alina Schindler und Ellen Stupar ist es der Start in ein Abenteuer. Beide sind 17 Jahre alt, besuchen die 13. Klasse – und werden gleichzeitig an der Technischen Universität Braunschweig studieren. Sie gehören zu den zehn Jugendlichen, die in diesem Wintersemester ein Frühstudium an der TU beginnen. „Ich wollte schon immer mal ausprobieren, wie es wirklich ist an der Uni – mit richtigen Vorlesungen und Prüfungen“, sagt Alina, die sich für Marketing und Recht eingeschrieben hat. „Und ich wollte wissen, ob ich das überhaupt schaffe.“

Ein Semester Vorsprung schon vor dem Abi

Das Konzept ist einfach, aber anspruchsvoll: Besonders begabte oder motivierte Schülerinnen und Schüler können schon während der Schulzeit an regulären Universitätskursen teilnehmen – in Mathematik, Physik, Informatik, Ingenieur- oder Geisteswissenschaften. Bewerben können sich Interessierte über ihre Schulen. Voraussetzung sind gute Noten, Motivation und die Zustimmung von Eltern und Lehrkräften.

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Die Hannoveranerin ist 14 Jahre alt, geht in die 10. Klasse und studiert Mathematik. Ihr Berufswunsch: Astronautin.

Jüngste Studentin ist erst 14 Jahre alt

Seit mehr als 18 Jahren gibt es das Programm an der TU Braunschweig. Rund 30 Jugendliche studieren hier aktuell parallel zur Schule, die Jüngste ist erst 14 Jahre alt. Die Schülerinnen und Schüler hören Vorlesungen gemeinsam mit Studierenden, schreiben teilweise Prüfungen – und können so Credit Points sammeln, die später im regulären Studium anerkannt werden.

„Wir wollen Neugier fördern, nicht Druck erzeugen“

Knut Baumann, Vizepräsident für Studium und Lehre an der TU Braunschweig, sieht im Frühstudium eine große Chance: „Unser Ziel ist, besonders talentierten Schülerinnen einen Blick hinter die Kulissen der Uni zu ermöglichen. Sie können sich ausprobieren und ihre Studienschwerpunkte bereits vor dem Abi finden.“ Das Angebot ist kostenlos, wird aus dem Universitätsbudget finanziert. Es gilt ausschließlich bis zum Abitur. Besonders groß ist das Interesse in den sogenannten MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Wir wollen Neugier fördern, nicht Druck erzeugen“, sagt Baumann.

Zwischen Schulbank, Hörsaal und Hockeytraining

Die Schülerinnen Ellen (links) und Alina stehen mit Knut Baumann, Vizepräsident für Studium und Lehre an der TU Braunschweig, vor einem Tisch mit technischen Geräten.

Ellen (links) und Alina, hier mit Knut Baumann, können ihren Uni-Start kaum erwarten.

Zweimal pro Woche wird Ellen künftig an die Uni kommen, um Physikvorlesungen zu besuchen. Manchmal muss dafür der Schulunterricht ausfallen. Alina hat ihren Stundenplan so gelegt, dass sich Uni-Zeiten und Schule nicht überschneiden. Ohne sorgfältige Organisation geht das nicht. „Ich bin Jahrgangssprecherin und spiele Hockey“, erzählt Ellen. „Da kam schon oft die Frage: Wie willst du das alles schaffen? Aber ich dachte mir – ich probier’s einfach aus.“ Manchmal, sagt sie, sei da auch die Sorge, sich zu viel vorzunehmen. Nächstes Jahr steht schließlich das Abitur an. Doch die Lust, Neues zu lernen, überwiege. „Ich finde es spannend, in der Uni zu sitzen – mitten unter den Studierenden.“

„Von mir aus könnte es jetzt losgehen“

Die TU Braunschweig ist nicht die einzige Hochschule, die Frühstudienprogramme anbietet. In Städten wie Göttingen, Hannover und Oldenburg gibt es ähnliche Möglichkeiten. „Das Frühstudium ist eine tolle Gelegenheit, schon früh die richtige Studienrichtung zu finden und die Studienzeit zu verkürzen“, erklärt Baumann. „Und unsere Erfahrung zeigt, dass die Schüler das Angebot sehr motiviert annehmen.“ Auch Alina und Ellen können es kaum erwarten: „In zwei Wochen startet meine erste Vorlesung“, sagt Alina. „Von mir aus könnte es jetzt schon losgehen.“

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