Europa müsse seine eigene digitale Infrastruktur ausbauen, um die Abhängigkeit von US-Anbietern zu verringern – das bedeute jedoch keineswegs, sich vollständig von ihnen abzuwenden. Das erklärte Deutschlands Digitalminister Karsten Wildberger gegenüber Reuters.
Einige Europäer, die durch die von US-Präsident Donald Trump geführten Handelskriege zur Förderung amerikanischer Interessen verunsichert sind, begannen nach Alternativen im von US-Technologiekonzernen dominierten Digitaldienstleistungsbereich zu suchen.
Um digitale Souveränität zu erreichen, müssten Deutschland und die Europäische Union ,,aktiv als Akteure“ in diesem Sektor mitwirken – und nicht nur als Kunden, wie es derzeit der Fall sei, sagte Wildberger in einem Interview in dieser Woche.
,,Es gibt einen riesigen Wachstumsmarkt für Technologie, Innovation, Software, Daten und künstliche Intelligenz“, betonte er.
Deutschland und Europa hätten in ihren Bereichen bereits weltweit führende Unternehmen hervorgebracht, etwa Mistral AI, DeepL und Aleph Alpha, so Wildberger.
Allerdings seien US-Unternehmen in Bereichen wie künstlicher Intelligenz weiterhin weit voraus und würden auch als Partner auf dem Weg Deutschlands zu eigenen Geschäftsmodellen benötigt, erklärte der Minister.
,,Digitale Souveränität bedeutet nicht Protektionismus. Wir wollen und müssen für den Weltmarkt zugänglich bleiben“, sagte Wildberger.
,,Natürlich haben US-Unternehmen auch weiterhin Interesse an Auslandsgeschäften“, antwortete er auf die Frage nach Befürchtungen, dass Trump ein abruptes Ende der transatlantischen Zusammenarbeit herbeiführen könnte.
Wildberger betonte jedoch, dass deutsche Unternehmen die Möglichkeit haben müssten, zwischen Alternativen zu wählen – etwa, wo Daten gespeichert werden und wer die Infrastruktur betreibt.
Digitale Souveränität bedeute zudem, die gesamte lange und komplexe Lieferkette neu zu überdenken – von seltenen Erden und Chipdesigns bis hin zu Servern und Kabeln, ergänzte Wildberger.
(Bericht von Andreas Rinke. Redaktion: Miranda Murray. Bearbeitung: Jane Merriman)