Wenn Tapferkeit nach Sonnencreme riecht
Malediven statt Schützengraben – Skandal um Peskow Junior
11.10.2025 – 14:11 UhrLesedauer: 3 Min.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit seinem Sohn aus erster Ehe Nikolai Peskow. (Quelle: Screenshot ndchoulz/ Instagra)
Die Kreml-Propaganda feierte ihn als Kriegshelden, während er auf den Malediven weilte: der Sohn von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Bevor Russland den Krieg gegen die Ukraine begann, tat sich Nikolai Peskow lediglich durch mehrere Straftaten in Großbritannien hervor. Der 35-Jährige ist der Sohn des Kreml-Sprechers Dmitri Peskow und führte im feindlichen Westen unter dem britischen Nachnamen seines Stiefvaters ein extravagantes Leben auf Kosten der russischen Steuerzahler.
Nikolai Choles nannte sich der Sprössling des Kreml-Sprechers und seiner ersten Frau. In Großbritannien vertrieb er sich die Zeit mit Diebstählen, saß eine zweijährige Haftstrafe ab, wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht.
Am 15. März 2022 verhängte das Vereinigte Königreich Sanktionen gegen Peskow und untersagte ihm die Einreise in das Land. Zurück in Russland geriet der Sohn des Kreml-Sprechers jedoch schnell in den Fokus der Öffentlichkeit: Bei einem telefonischen Streich der russischen Opposition weigerte er sich, dem damaligen Befehl Wladimir Putins zur Mobilisierung Folge zu leisten. „Ich werde es auf einer anderen Ebene lösen“, erklärte er.
Um den darauffolgenden Wirbel wieder zu beruhigen, ersann die Kreml-Propaganda eine Legende für Nikolai Peskow. Der damalige Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin behauptete wenig später, der Kreml-Sprecher habe ihn im Sommer 2022 persönlich gebeten, seinen Sohn als einen einfachen Artilleristen bei seiner Söldnertruppe unterzubringen. Dies habe er auch getan. In einem Interview mit dem Propaganda-Blatt „Komsomolskaja Prawda“ erzählte Peskow Junior schließlich, er habe ein halbes Jahr für die Söldnerarmee Wagner in der Ukraine gekämpft.
In der Ukraine habe er unter einem falschen Namen Krieg geführt, erzählte Nikolai weiter. „Als ich dort war, musste ich meinen Nachnamen ändern. Niemand wusste, wer ich bin.“ Unter welchem Namen er aber in der Wagner-Truppe gekämpft haben will, verriet er nicht. Auch nicht, wofür er die Medaille „Für Tapferkeit“ erhalten haben soll.
Hinweise, dass die Geschichte des vermeintlichen Kriegseinsatzes nicht stimmt, gab es damals schon reichlich. So wusste sich auch die Kreml-Propaganda nicht anders zu helfen, als vermeintliche Bilder von Nikolai an der Front zu präsentieren – nur damit festgestellt werden kann, dass die Aufnahmen unter anderem den Sohn des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zeigten.
Nun haben die Investigativjournalisten des Projekts „Metla“ herausgefunden, wo sich denn Nikolai Peskow zu der Zeit aufhielt, als er im Kriegseinsatz gewesen sein will: auf den Malediven.