Inhalt / Kritik

Day (Theeradej Wongpuapan) hat bereits an vielen Filmsets als Art Director oder in anderen Positionen gearbeitet. Mittlerweile hat er das Gefühl, zu einem Mädchen für alles geworden zu sein, denn er muss einerseits den Wünschen des Regisseurs gerecht werden und andererseits hinter Schauspielern und Crew aufräumen. Für die Dreharbeiten an einem Werbeclip hat er die Aufgabe erhalten, einen sechs Meter tiefen Pool zu finden – keine leichte Aufgabe. Die Beziehung zu seiner Freundin Koi (Ratnamon Ratchiratham) leidet darunter.

Völlig übermüdet beschließt Day dann auf einer der Luftmatratzen etwas zu schlafen und lässt sich im Pool treiben. Als er dann viele Stunden später aufwacht, ist das Wasser des Schwimmbeckens schon so gut wie abgelaufen und er kann den Rand des Pools nicht mehr erreichen. Zu allem Überfluss befindet sich neben ihm noch ein Krokodil im Becken – und das Tier ist alles andere als begeistert von seiner Anwesenheit

Wege nach oben

Als Regisseur Ping Lumpraleong die Idee zu The Pool hatte befand er sich nach eigenen Angaben in einer persönlichen wie auch kreativen Krise. In einer Industrie, die bisweilen gnadenlos sein kann und einen manchmal zwingt, seine künstlerischen Ambitionen gegen kommerzielle einzutauschen, ist ein solcher Moment keine Seltenheit. Für Lumpraleong gab es jedoch nur die Flucht nach vorne oder – wie er es beschreibt – der Gang nach „oben“, damit er diesen Tiefpunkt in seinem Leben hinter sich bringen kann. The Pool ist daher vor allem als eine Metapher zu verstehen für Lebenskrisen, bei denen man meint, es gäbe eigentlich keinen Ausweg. Der Film, der Horror- und Thrillerelemente vereint, ist ein sehr minimalistisch angelegter und zugleich sehr persönlicher Film, was man nicht zuletzt an den Interaktionen zwischen den beiden Hauptfiguren merkt.

The Pool ist jedoch nicht nur ein persönlicher Film für Regisseur Lumpraleong – der Film bietet sich auch als Metapher für einen Umstand an, den vor allem viele junge Thailänder beklagen. Nach dem Militärputsch 2014 sowie den damit einhergehenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, geben viele junge Thais an, in einem System zu leben, das ihnen jegliche Aufstiegsmöglichkeiten versperrt. Day ist einer, der schon viele Male versucht hat, sich ein besseres Leben zu ermöglichen, doch er steckt in mehr als nur einer Hinsicht fest, sodass sein Traum eben nur ein solcher bleiben wird.

Theeradej Wongpuapan spielt die Hauptfigur als einen jungen Mann, der sehr viel Wut und Frustration in sich trägt und sich dennoch damit abgefunden hat, dass die Filmindustrie an seinem kreativen Input nicht interessiert ist. Seine verzweifelten Versuche, sich aus dem Pool zu befreien, machen seine Lage nur noch hoffnungsloser und als ihm gar jemand zur Hilfe eilt, wird diese Person mit in die Notlage gezogen. Anders als in manch anderen Horrorfilmen ist das Monster nicht der Initiator der Misere, denn die bittere Ironie in Lumpraleongs Drehbuch ist, dass die Hauptfiguren sich selbst ihr eigenes nasses Grab schaufeln und schließlich daran verzweifeln.

Die Angst und das Krokodil

Essentiell für die Spannungsdramaturgie von The Pool ist die schon erwähnte Angst der Hauptfigur sowie die stets präsente Bedrohung durch das Krokodil. Die Passivität und Naivität des Protagonisten sind Auslöser einer schrecklichen Situation, in der sich dieser mit einer Kreatur konfrontiert sieht, die ein gnadenloses System darstellt. Auch wenn das CGI-Krokodil eher putzig als bedrohlich wirkt, besteht kein Zweifel am Ernst von Days Lage: Er beobachtet das Tier ununterbrochen und sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit zur Flucht. Lumpraleong kreiert in diesen Momenten so etwas wie ein Psychoduell, bei dem das Überleben des Helden von seiner Bereitschaft abhängt, die eigenen Versagensängste zu überwinden. Das Individuum muss sich entscheiden, ob es sich gegen ein schreckliches Schicksal wehrt und damit endlich einmal aktiv wird, oder ob es sich schlichtweg ergibt, was sowohl für Day als auch andere das sichere Ende bedeutet.

Credits

OT: „The Pool“
Land: Thailand
Jahr: 2018
Regie: Ping Lumpraleong
Drehbuch: Ping Lumpraleong
Musik: Chapavich Temnitikul
Kamera: Prayuk Srithongkul
Besetzung: Theeradej Wongpuapan, Ratnamon Ratchiratham

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