Am Samstag versammelten sich zur Mittagszeit elf Hochzeitspaare auf der Terrasse der Galerie Burghof in Kaiserswerth mit einem schönen Blick auf den Rhein. Sie alle waren dorthin gekommen, um jeweils ihren eigenen Hochzeitsbaum in Empfang zu nehmen – zum ersten Mal an diesem Ort.

Seit 2008 hat das Gartenamt der Stadt in Zusammenarbeit mit der Initiative Pro Düsseldorf solche Hochzeitsbäume gepflanzt, insgesamt sind es mittlerweile 360. In diesem Jahr konnte man eine neue Wiese am Barbarossawall in Kaiserswerth als Standort nutzen. Bevor die Paare ihren eigenen Obstbaum umarmen konnten, gab es im Lokal Burghof eine kleine Feier mit Sekt und Häppchen. Die elf künftigen Baumbesitzer-Paare kannten sich vorher nicht, werden nun aber vielleicht teilweise in Kontakt bleiben.

Manche Paare besiegelten ein rundes Ehejubiläum mit einem neuen, gemeinsamen Hochzeitsbaum. So wie ein Ehepaar aus dem Zooviertel, das auf diese Weise seine Silberhochzeit feierte. Allerdings gab es vor 18 Jahren schon einmal einen Baum als Geschenk aus dem Familienkreis, zum Einzug in ein neues Haus. Die beiden Juristen haben sich in der Kölner Traditionsbrauerei „Früh“ kennengelernt und sind nun gerne nach Kaiserswerth gekommen: „Wir fanden, dass das eine schöne Aktion ist, und es freut uns, dabei sein zu dürfen.“

Als Obstsorte haben sich die beiden eine Birne gewünscht, weil ihr erster Baum ein Apfel war. Ob nun aber Goldschwänzchen, Speckbirne, Regenbirne oder die Sorte Präsident Drouard ihnen gehören wird, da ließen sie sich überraschen. Für Robert Scheuß vom Düsseldorfer Gartenamt genügte ein Blick in seine Unterlagen: „Sie sind Regenbirne.“ Als Apfelsorten standen den Paaren Lombards Kavill, Gelbe Schafsnase, Moseleisenapfel, Cox Orange und Gravenstein zur Auswahl.

Die Begrüßung der Paare erfolgte durch Renate Böhm, die Vorsitzende von Pro Düsseldorf. Sie freute sich über den neuen Standort in Kaiserswerth: „Dieser Stadtteil hat eine besondere Geschichte, und er wird durch Ihre Geschichten noch weiter bereichert.“ Anschließend erfolgte der Segensspruch: „Mögen Ihre Bäume tiefe Wurzeln schlagen und immer wieder neue Früchte tragen, als Zeichen Ihrer Liebe!“

Das mit den Früchten wird wohl noch eine Weile dauern, schränkte Robert Scheuß den positiven Ausblick etwas ein. In der Regel tragen die jungen Obstbäume erst nach zehn bis 15 Jahren erste Früchte. Da wo sie gepflanzt wurden, waren früher einmal Kleingarten-Anlagen, die mangels Pflege irgendwann verwilderten. Scheuß hatte eine laminierte Karte mitgebracht und konnte jedem Paar die genaue Stelle seines Baums auf der Wiese zeigen. Damit die Paare auch später immer wieder ihren Baum finden können, wird auf einem Holzpflock ein Schild aus Messing mit Namen und Datum der Eheschließung sowie auf Wunsch mit einem weiteren Text angebracht.

Unter den jüngeren Paaren fanden sich auch zwei beinahe „Frischvermählte“. Sie haben im April standesamtlich und im Juni kirchlich geheiratet und den Baum von den Schwiegereltern geschenkt bekommen. Damals wohnten sie noch in Gerresheim, sind aber inzwischen nach Erkrath umgezogen. Kennengelernt haben sie sich beim Studium der Naturwissenschaften an der Bergischen Hochschule Wuppertal: „Jeden Tag von Morgens bis abends im Labor, da bleibt es nicht aus, das man sich näherkommt“, scherzte die junge Frau, die jetzt als Lehrerin tätig ist.

Renate Böhm wollte noch etwas Grundsätzliches protokolliert haben: „Unsere Hochzeitswiesen sind nachhaltig, denn dabei werden alte Obstsorten erhalten. Gleichzeitig wird ein alter Brauch neu belebt. Damals pflanzten Brautleute gerne einen Obstbaum. Mit dem Pflanzen des Baums waren auch die Erwartung einer langen Ehe und die Hoffnung auf Fruchtbarkeit verknüpft.“