Galerie mit 19 Bildern: Warrant – Ruhrpott Metal Meeting 2022
Optisch hat „The Speed Of Metal“, das dritte Album der Düsseldorfer Achtziger-Reinkarnation, etwas von einem Retro-Horrorfilm, der dieser Tage in den letzten Reihen des Netflix-Wühltisch zu Tage gefördert wurde. Wie der Reaper bei CHILDREN OF BODOM, spielt allerdings der Henker schon seit dem Gründungsjahr WARRANTs 1983 eine Rolle in den Artworks, sodass diese unschöne Version auch irgendwo verzeihlich ist. Jedenfalls gelten das erste Demo „First Strike“ und der Langspieler „The Enforcer“ als Underground-Klassiker des deutschen Speed Metal und eigentlich kann es nur an der sehr überschaubaren Aktivität der Band liegen, dass man nie einen gewissen Bekanntheitsgrad überschritten hat.
Speed Metal mit Tradition…
Seit dem letzten Album „Metal Bridge“, das übrigens auch im Großen und Ganzen sehr guten Anklang in der Szene gefunden hatte, sind nun auch schon wieder elf Jahre vergangen und Bandkopf Jörg Juraschek hat einmal mehr alle Mitinstrumentalisten ausgetauscht, wenngleich Gitarrist Michael Dietz auch schon zehn Jahre am Start ist. Dass WARRANT eben trotzdem ihren charakteristischen Sound behalten, deutet darauf hin, dass hier Juraschek sämtliche Fäden zieht. Beim Blick auf „The Speed Of Metal“ ist das auch gut so.
Die Landeshauptstädter bespielen nicht das derzeit recht prominente Feld aus angeschwärztem Speed Metal, sondern agieren deutlich heller zwischen US-Power-Metal-Anleihen und traditionellem Heavy Metal. Letztendlich ist „The Speed Of Metal“ vollgepackt mit mitsingbaren Hits wie „Demons“, „Salvation“ oder „Regain The Fire“. Jurascheks Stimmfarbe fügt sich hervorragend in die Songstrukturen ein, auch wenn der Frontmann bei enormen Höhen oder seltenen epischen Anflügen wie in „Cry Out“ ein wenig wackelt.
…ohne Nieten, Leder und Satan
Im Gegensatz zum Vorgänger sind WARRANT mit den beiden Gitarristen Dietz und Adrian Eric Weiss wieder zum Vierer geworden, komplexe Saitenduelle sucht man hingegen vergeblich. Das ist aber an dieser Stelle gewissermaßen auch die falsche Ausdrucksweise, denn ebensolche braucht es auf „The Speed Of Metal“ auch gar nicht. Stattdessen erweist sich Jurascheks Herzenssache, „Windy City“ der britischen Glam-Rocker THE SWEET wieder aufs Tableau zu holen als Glücksgriff, der, etwas düsterer als das Original, perfekt in die Mitte des Albums passt.
Der Zeitgeist besteht im Jahr 2025 aus Nieten, Leder und ein bisschen Satan, doch WARRANT stehen eher in einer Reihe mit Bands wie AGENT STEEL, SAVAGE GRACE oder RUNNING WILD. Jetzt dürfen die Leser:innen einmal in sich gehen und überlegen, wann von besagten Referenzen zuletzt etwas wirklich Brauchbares herausgekommen ist. Danach sollte man sich „The Speed Of Metal“ auf den Einkaufszettel schreiben.