Wertvollster Neu-Nationalspieler  

Mainz 05: Mateta kämpft sich zum Frankreich-Traum – „Lachten mich aus“

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Mit 28 Jahren steht Jean-Philippe Mateta erstmals im Aufgebot der französischen Nationalmannschaft. Während der Stürmer von Crystal Palace seinen Traum stets im Blick behalten hat, glaubten lange Zeit nur die Wenigsten daran, dass es der frühere Mainzer eines Tages in die Équipe Tricolore schaffen würde. Selbst seine Teamkollegen zogen ihn deshalb auf.

„Bei Crystal Palace, als ich ganz am Anfang noch nicht mal spielte, sprach ich in der Kabine über die französische Nationalmannschaft und meine Teamkollegen wie Wilfried Zaha lachten mich aus“, berichtete Mateta im „L’Équipe“-Interview. „Sie sagten mir, ich sei verrückt, an die französische Nationalmannschaft zu denken, obwohl ich nicht mal bei Crystal Palace spielte. Aber ich antwortete, dass dies mein Ziel sei und ich einfach spielen müsse, um zu zeigen, was ich kann.“

Nachdem Mateta 2018/19 in seiner Premierensaison bei Mainz 05 direkt bester Torjäger wurde und seinen Marktwert auf 22 Millionen Euro hochschrauben konnte, sorgte ein Meniskusriss – seine erste schwere Verletzung – für einen Stopp des Aufstiegs. Schritt für Schritt kämpfte sich Mateta zurück und Anfang 2021 wurde er mit dem Leihwechsel zu Crystal Palace belohnt. Dort bekam der Angreifer überraschend jedoch keinen Fuß auf den Rasen.

Matetas Frankreich-Traum droht in England zunächts zu platzen

„Das war hart. Ich kam aus Deutschland, wo ich gute Leistungen gezeigt hatte, und dann kommt man dahin und hat nicht mal eine Chance, sich zu beweisen. Ich erinnere mich, dass ich im Derby gegen Brighton ein Tor geschossen habe und danach fast die ganze Saison nicht mehr gespielt habe. Manchmal war ich nicht einmal mehr im Kader“, so Mateta, der im ersten Jahr gerade mal elf Einsätze absolvierte, während sein Marktwert auf 5 Mio. Euro einbrach.

Wenn man viel arbeitet, hat man immer eine Chance.

„Ich wollte damals auch weggehen. Ich habe nie das Vertrauen in mich verloren und hoffe, dass es nie verschwinden wird“, erklärte Mateta. „Ich bin ziemlich realistisch, was mich selbst angeht, ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann, aber wenn ich andere sehe, weiß ich, dass ich zu vielen Dingen fähig bin. Vor allem, weil ich ein Arbeitstier bin. Wenn man viel arbeitet, hat man immer eine Chance. (…) Ich habe nur noch gearbeitet und mir gesagt: An dem Tag, an dem ich zurückkomme, werden sie mich nicht mehr wegschicken.“ Er sollte recht behalten.

Obwohl Mateta kaum eine Rolle spielte, nahm ihn Crystal Palace nach einem Jahr vorzeitig fest unter Vertrag. Die Mainzer machten ob der Entwicklung sogar Zugeständnisse bei der Ablöse, die mit 11 Mio. Euro leicht unter der fixierten Kaufpflicht lag. Unter Patrick Vieira konnte sich Mateta tatsächlich zurückkämpfen und kurzeitig in die Startelf spielen, unter Ex-Bundesliga-Trainer Oliver Glasner startete er dann aber erst so richtig durch – und ist seitdem nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken. Unter dem Österreicher gelangen ihm in 71 Partien 34 Treffer, er gewann mit den Eagles im Pokal sowie Supercup die ersten Titel und steigerte seinen Marktwert von 7 Mio. auf 30 Mio. Euro – am 17. Oktober wartet im Premier-League-Update das nächste Plus.

Mateta wertvollster Neu-Nationalspieler der Länderspielperiode

Am Freitag (20:45 Uhr) könnte Mateta in der WM-Qualifikation gegen Aserbaidschan erstmals für Les Bleus auflaufen – mit 28 Jahren und drei Monaten. In der langen und erfolgreichen Ära des scheidenden Nationaltrainers Didier Deschamps waren nur sechs Debütanten noch älter. Mit seinem Marktwert von 30 Mio. Euro ist Mateta zudem der wertvollste Neu-Nationalspieler der aktuellen Länderspielperiode vor Deutschlands Nathaniel Brown (22 Mio.) und Italiens Roberto Piccoli (20 Mio.), die mit 22 bzw. 24 Jahren aber noch deutlich jünger sind.

„Mein Traum war es immer, für die französische Nationalmannschaft zu spielen“, unterstrich Mateta. „Ehrlich gesagt habe ich immer daran geglaubt. Ich wusste, dass ich meine Chance bekommen würde. Das war schon immer mein Ziel. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch, das zeichnet mich aus. Wenn ich etwas mache, dann glaube ich fest daran.“ Schon als Kind habe er an sein Debüt in der Nationelf gedacht. „Ich war noch nicht einmal in einem Verein, aber ich sagte mir, dass ich zu den Besten gehören muss.“

Einen Erfolg im Frankreich-Trikot konnte Mateta bereits im vergangenen Jahr feiern. Bei den Olympischen Spielen in Paris schoss er sein Team mit fünf Toren in sechs Spielen zur Silbermedaille. Im Endspiel unterlag das von Sturmlegende Thierry Henry trainierte Frankreich Spanien nur knapp in der Verlängerung mit 3:5. „Wir waren natürlich frustriert, weil wir das Finale verloren hatten, aber dann wird einem bewusst, was man erreicht hat, und das war großartig. Ich glaube, dass mir dieser Weg geholfen hat, heute in der französischen Nationalmannschaft zu spielen“, sagte Mateta.