Zwischen den Spielern des THW Kiel und denen der SG Flensburg-Handewitt gibt es zahlreiche Freundschaften. Diese ruhten natürlich am Samstag, 11. Oktober, während des Spitzen-Derbys der Handball-Bundesliga für 60 Minuten. Nachdem die SG-Spieler ihren fünften Sieg in Folge gegen die „Zebras“ (36:34) ausgiebig mit ihren Anhängern gefeiert hatten und in den Katakomben der GP Joule Arena eintrafen, ergaben sich aber noch zahlreiche Gespräche zwischen Aktiven beider Teams.
Gonzalo Perez de Vargas kennt Kevin Möller gut
So steckten die skandinavischen Spieler der Kieler und die der Flensburger wiederholt ihre Köpfe zusammen. Der neue THW-Torwart Gonzalo Perez de Vargas, der wegen den Folgen seines Kreuzbandrisses auch in Flensburg nur verletzt zuschauen konnte, unterhielt sich lange mit SG-Keeper Kevin Möller, mit dem zusammen er von 2018 bis 2021 das Torwartduo beim FC Barcelona gebildet hatte. Gemeinsam waren sie immerhin dreimal spanischer Meister sowie dreimal spanischer Pokalsieger geworden und hatten 2021 auch die EHF Champions League gewonnen.
Über seine sechs Treffer konnte sich Lukas Zerbe (rechts), der hier als zweitbester Schütze des THW Kiel vor Blaz Blagotinsek von der SG Flensburg-Handewitt zum Wurf kommt, nicht freuen.
Foto: Johannes Speckner
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In einer „Runde der deutschen Nationalspieler“ tauschten sich die Kieler Rune Dahmke, Andreas Wolff und Lukas Zerbe lange aus mit Johannes Golla. Während es für Rune Dahmke ein doppelt frustrierendes Derby war, weil der gebürtige Kieler wie auch sein Cousin Jesse Dahmke und Rasmus Ankermann nicht zum Einsatz kam, konnte Zerbe mit sechs Treffern glänzen. Freude darüber kam beim Rechtsaußen aber nicht auf: „Ich hätte lieber gewonnen und kein Tor erzielt – Handball ist ein Mannschaftssport“, betonte der 29-Jährige und kündigte an: „Wir müssen diese Niederlage jetzt analysieren.“
„Die Flensburger sind besser als wir aus der Kabine gekommen.“
Lukas Laube
Kreisläufer THW Kiel
Dies tat Namensvetter Lukas Laube und stellte fest: „Uns hat das gewisse Etwas gefehlt.“ Die zehn technischen Fehler, die sich sein Team leistete, seien „einfach zu viele“ gewesen: „Das hat uns am Ende das Genick gebrochen“, befand der Kreisläufer, der zugleich den Gegner lobte: „Die Flensburger sind besser als wir aus der Kabine gekommen und uns, als wir die einfachen Tore nicht gemacht haben, davongezogen.“ Zwar seien die Punkte in Flensburg „vorab natürlich nicht eingeplant worden“, so der Schweizer, der aber klarstellte: „Trotzdem wollten wir das Derby unbedingt gewinnen, auch für unsere Fans.“
Hier war die Welt des THW Kiel noch in Ordnung; Lukas Laube (Mitte) bejubelt sein Tor zur 16:15-Führung der „Zebras“, über die sich auch Mitspieler Harald Reinkind (rechts) freute, Links im Hintergrund Emil Jakobsen von der SG Flensburg-Handewitt.
Foto: Johannes Speckner
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Die THW-Anhänger mussten in der GP Joule Arena ertragen, wie die SG-Sympathisanten skandierten: „Die Nummer eins, die Nummer eins, die Nummer eins im Norden sind wir.“ Denn durch ihre erste Saison-Niederlage verloren die Kieler mit nun 13:3-Punkten neben dem Derby auch die Tabellenführung an ihren Schleswig-Holstein-Rivalen, der jetzt 14:2-Zähler aufweist. Auch der SC Magdeburg (11:1), der am Sonntag, 12. Oktober, den Bergischen HC empfängt und insgesamt noch zwei Partien mehr auszutragen hat, könnte die „Zebras“ noch überholen.
Filip Jicha gratuliert Ales Pajovic
THW-Coach Filip Jicha gratulierte seinem SG-Trainerkollegen Ales Pajovic, der sein erstes Heim-Derby gewann, und dessen Schützlingen auf der Pressekonferenz fair zum Sieg im 113. Duell der beiden Teams. Er habe „zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten gesehen“, die aber auch „eine kleine Gemeinsamkeit hatten“, so Jicha, der feststellte: „Wir sind jeweils nicht gut reingekommen.“ Wahre Worte, denn auch im ersten Durchgang kassierten die „Zebras“ zunächst zwei Gegentreffer, ehe sie in der Partie angekommen waren.
Trainer Filip Jicha verließ die Arena in Flensburg zum vierten Mal in Folge als Verlierer. Der letzte Sieg der „Zebras“ an der Flensburger Förde datiert vom 22. Mai 2022 (28;27).
Foto: Johannes Speckner
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„In der ersten Halbzeit haben wir die Drucksituationen mit kühlem Kopf heruntergespielt“, befand Jicha, um nüchtern festzustellen, dass der 2:9-Start nach der Pause „die entscheidende Phase dieses Derbys“ gewesen sei: „Nach diesem Lauf war das Spiel entschieden, obwohl wir noch Möglichkeiten hatten.“ Der Tscheche tadelte, dass seine Schützlinge es „gegen die Abwehr der Flensburger mit der Brechstange versucht“ hätten, „anstatt weiter schlau und frech zu spielen“ Letztlich habe sein Team „zu statisch“ agiert und „mit zehn technischen Fehlern eine zu große Hypothek“ angehäuft, fand Jicha.
„Vielleicht war in der zweiten Hälfte unsere Lust auf den Sieg zu groß.“
Filip Jicha
Trainer THW Kiel
Dass sich der Negativlauf gegen den Landesrivalen auf nun schon fünf Niederlagen in Folge verlängerte, könne in den Köpfen seiner Spieler auch eine Rolle gespielt haben, sinnierte Jicha: „Vielleicht war in der zweiten Hälfte unsere Lust auf den Sieg zu groß – auf jeden Fall haben wir da ein wenig den Kopf verloren.“ Immerhin hatten Rune Dahmke und Co. beim besagten Austausch in den Katakomben ihr Lächeln schon wieder gefunden. Und klar ist: Nach dem Rückspiel Mitte März 2026 in der Wunderino Arena wollen es die THW-Profis sein, die mit ihren Anhängern feiern, ehe sie sich mit den SG-Spielern unterhalten.
Trainer Ales Pajovic gewann mit der SG Flensburg-Handewitt sein erstes Heim-Derby gegen den THW Kiel.
Foto: Johannes Speckner
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