„Da muss ich hin.“ Das war Lena Hoffmanns erster Gedanke, als sie zum ersten Mal vom Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ hörte. Mit anderen Jugendlichen auf der Thor Heyerdahl übers Meer schippern, fremde Kulturen kennenlernen, in die Welt der Nautik eintauchen. In der Nacht mitten auf dem Atlantik an Deck stehen und den Sternenhimmel sehen. „Das war mein großer Traum.“ Doch der schien lange unerreichbar. „Ich war noch zu jung und es ist nicht gerade billig“, erzählt die 16-Jährige. Im Hinterkopf blieb der Augsburgerin dieses Projekt aber immer. Und nun geht ihr Traum endlich in Erfüllung.

Schülerin aus Augsburg sticht mit 33 anderen Jugendlichen in Kiel in See

Am 12. Oktober wird die Thor Heyerdahl mit ihr und 33 weiteren jungen Menschen an Bord in Kiel die Anker lichten und lossegeln. Unter rund 180 Bewerbern wurde die 16-Jährige ausgewählt und darf mit einer weiteren Mitstreiterin aus Augsburg die Segel hissen – im Gepäck nur einen Seesack und jede Menge Fernweh. Die letzten Vorbereitungen vor der Abreise, erzählt die Schülerin, hätten es schon noch einmal in sich gehabt. Auch, weil sie seit Wochen wegen einer Verletzung am Ellenbogen gehandicapt ist. Bis zuletzt war nicht klar, ob sie zum Start in Kiel dabei sein oder erst später dazustoßen kann.

Doch nachdem sie von ihren Ärzten grünes Licht bekommen hat, steigt die Vorfreude. Vor allem, sagt die 16-Jährige, freue sie sich darauf, die anderen wiederzusehen. Bei einem einwöchigen Probetörn haben sie sich schon kennenlernen und an das Leben auf dem Meer gewöhnen können. Und obwohl sie vorher nie segeln gewesen sei, habe sie sich sofort in ihrem Element gefühlt. „Das Meer hat mich schon immer fasziniert. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht“, erzählt sie. Auch wenn der Kutter, der viel kleiner war als die Thor Heyerdahl, teilweise mächtig geschwankt habe. „Da gab es schon Momente, wo wir dachten, wir kentern jetzt. Aber das ist eine gute Vorbereitung auf das Schaukeln, das wir bei Stürmen auf dem Atlantik haben werden.“

Unterricht auf Segelschiff: Mehrere Wochen werden sie für die Atlantik-Querung brauchen

Etwa drei bis vier Wochen sind für dessen Überquerung von den Kanaren aus eingeplant. Station macht die Crew, zu der noch sechs Lehrer und weitere Besatzungsmitglieder gehören, dann unter anderem auf Dominica in der östlichen Karibik. Silvester wollen sie gemeinsam in Panama feiern und dann weiter nach Kuba segeln, bevor es wieder zurückgeht. Immer wieder werden sie mehrere Wochen an Land gehen und auch indigene Völker besuchen. Doch bevor es so weit ist, stehen zunächst viele Seetage auf dem Programm.

Das Segelschiff "Thor Heyerdahl" wird für mehrere Monate das Zuhause der 50-köpfigen Crew sein.

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Das Segelschiff „Thor Heyerdahl“ wird für mehrere Monate das Zuhause der 50-köpfigen Crew sein.
Foto: Gregor Fischer, dpa (Archivbild)

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Das Segelschiff „Thor Heyerdahl“ wird für mehrere Monate das Zuhause der 50-köpfigen Crew sein.
Foto: Gregor Fischer, dpa (Archivbild)

Deshalb steht zu Beginn der Reise viel nautisches Wissen auf dem Stundenplan. Langeweile, glaubt Lena Hoffmann, werde aber auch außerhalb des Klassenzimmers unter Segeln kaum aufkommen. Schließlich sind die Jugendlichen ständig gefordert. Sechs Stunden Wachdienst, drei am Tag und drei nachts, sind täglich zu absolvieren, um den Dreimaster auf Kurs zu halten. Daneben müssen alle bei der Verpflegung und der Reinigung mit anpacken. Dass sie auf dem Schiff keinen Zugang zu ihren Handys haben, sei daher nicht weiter schlimm.

Schülerin aus Augsburg bei besonderem Projekt: Auf See gibt es für die Jugendlichen keine Smartphones

Eine interessante Erfahrung, glaubt die Gymnasiastin, werde das aber wohl schon. Eine Jugend ohne das Smartphone als ständigen Begleiter sei heute eben kaum noch vorstellbar. Zu erforschen, wie Jugendliche damit umgehen, wenn das auf einmal wegfällt, ist eines der Ziele des Projekts „Klassenzimmer unter Segeln“, das von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen betreut wird und durch ein Stipendiensystem auch Jugendlichen aller Schichten offen stehen soll. Spannend werde daneben bestimmt auch die Erfahrung, kaum Privatsphäre zu haben. Und dann, nach sechs Monaten auf See, sicherlich auch die Rückkehr auf das Maria-Theresia-Gymnasium. In ein Klassenzimmer, das nicht unter den Füßen schwankt.

  • Katharina Indrich

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