Kaleb Erdmann hat als Elfjähriger den Amoklauf von Erfurt überlebt und seine Geschichte nun in einem Buch verarbeitet. Ein Gespräch über trügerische Erinnerungen, das Klarkommen nach einer Tragödie und die Frage, ob man aus Tod Kunst machen darf.
Von Iris Mayer und Ulrike Nimz
Am 26. April 2002 erschießt am Erfurter Gutenberg-Gymnasium ein 19-jähriger Schulabbrecher 16 Menschen und sich selbst. Der Fünftklässer Kaleb Erdmann schreibt an diesem Tag eine Arbeit über Pinguine, die er nie zurückbekommen wird. Er überlebt den Amoklauf und besucht in den Wochen danach eine Schule am Stadtrand, während am Tatort die Spuren des Amoklaufs beseitigt werden. Mit seinem zweiten Roman „Die Ausweichschule“ ist Erdmann für den Deutschen Buchpreis nominiert. Der 34-Jährige lebt in Düsseldorf, schreibt neben Literatur auch fürs Fernsehen und Theater. Sein Ich-Erzähler im Buch ringt mit der Frage, wer über einen Schrecken erzählen darf, der einen immer wieder in ein schwarzes Loch reißen will.