Es ist eine politische Wende, die überrascht – und doch folgerichtig ist: Landrätin Anna Kebschull, die dem Flughafen Münster/Osnabrück lange skeptisch bis ablehnend gegenüberstand, spricht sich plötzlich klar für den Erhalt der München-Verbindung aus.

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Noch zum Beginn ihrer Amtszeit als Landrätin hatte sie das Finanzierungskonzept des FMO kritisiert, innerdeutsche Flüge grundsätzlich infrage gestellt und auf den gesellschaftlichen Wandel hin zu klimafreundlicher Mobilität verwiesen. Nun erklärt sie, die Verbindung nach München sei für die regionale Wirtschaft „von großer Bedeutung“ – und kündigt politischen Einsatz an.

Weichenstellung für die Kandidatur als parteiunabhängige Landrätin

Man kann das als späte Einsicht werten. Oder als strategische Weichenstellung mit Blick auf die angekündigte Kandidatur als parteiunabhängige Landrätin für alle. Wahrscheinlich ist es beides. Denn in der Sache liegt sie nun richtig.

Der Wegfall der letzten Lufthansa-Drehkreuz-Anbindung wäre ein herber Rückschlag für die zahlreichen international ausgerichteten Unternehmen in Stadt und Landkreis Osnabrück. Viele Firmen brauchen kurze Wege zu internationalen Märkten – und nutzen die Verbindung regelmäßig. Anders lässt sich diese Statistik nicht erklären: Voraussichtlich rund 230.000 Passagiere nutzen diese Verbindung nach FMO-Angaben in diesem Jahr – das entspricht etwa jedem fünften Flug vom Grevener Airport.

München-Flug ist kein Luxus, sondern Standortfaktor

Solange der Bahnverkehr keine verlässliche Alternative bietet, ist der Flug nach München kein Luxus, sondern Standortfaktor. Der ICE von Osnabrück braucht über sieben Stunden – wenn er denn mal pünktlich ist. Der Flughafen Düsseldorf wäre vom Osnabrücker Hauptbahnhof zwar theoretisch in zwei Stunden erreichbar, doch das setzt eine reibungslose Zubringerkette mit verlässlichen Zügen und kurzen Umsteigezeiten voraus.

Für international agierende Unternehmen zählen aber Flexibilität, Zeitersparnis und Planungssicherheit. All das bietet ein direkter Flug nach München deutlich eher als eine Umsteigeverbindung über andere Flughäfen. Das haben IHK, CDU-Abgeordnete, Wirtschaftsvertreter – und nun auch die Landrätin – erkannt.

Umsteuern, wenn es um den Zusammenhalt geht

Entscheidend ist nun, was aus der späten Erkenntnis folgt. Wenn Kebschull ihren Worten Taten folgen lässt und gemeinsam mit Stadt, Wirtschaft und anderen Gesellschaftern an einem Strang zieht, kann sie Vertrauen zurückgewinnen. Auch das gehört zu guter Führung: Fehler einzugestehen, Positionen zu hinterfragen – und im Zweifel umzusteuern. Gerade dann, wenn es um den Zusammenhalt einer ganzen Region geht.

Das bewegt den Wirtschaftsstandort der Region Osnabrück größer alsGrößer als Zeichengrößer alsGrößer als Zeichen