Bielefeld. Schnell einen Cappuccino für die Kundin ihres Chefs, ein Büschel Haare vom Boden aufgefegt, die Farbe für die Ansatzfärbung verrührt und fix zurück zu ihrer Kundin. Und während Inna Makhmutova durch den Salon flitzt, strahlt die zierliche junge Frau mit den langen, dunklen Haaren. Ihre Augen blitzen. „Ich bin sehr dankbar, dass ich hier arbeiten kann“, sagt die 33-Jährige. Wieder in ihrem Beruf tätig sein zu können, sei zudem das beste Sprachtraining.

Bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine arbeitete Makhmutova in Kiew als Spezialistin für Eventfrisuren. „Auf einem sehr hohen Niveau“, ergänzt ihr neuer Arbeitgeber in Bielefeld, Hans Wieghorst. Er betreibt seit 2012 den gleichnamigen Salon an der Ritterstraße in der Bielefelder Altstadt. Die Friseurausbildung in der Ukraine sei anders als hier in Deutschland. Zwar sei Makhmutova in ihrem Fachgebiet Spezialistin und sogar ukrainische Meisterin.

Aber Haareschneiden habe sie dort nicht so gelernt, wie das in Deutschland in der Ausbildung Bestandteil ist. Deshalb habe sie hier auch Schwierigkeiten gehabt, eine Anstellung zu finden – trotz engagierten Bemühens darum. Über Freunde ist sie 2022 nach Bünde gekommen, ganz allein. Ihre Familie und viele Freunde sind in der Ukraine geblieben. Ihre Eltern leben in einem kleinen Ort im Süden des Landes. Dort sei aber der Krieg glücklicherweise nicht so extrem zu spüren wie beispielsweise in Mariupol, Bachmut oder Mykolajiw.

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Bielefelder Arbeitgeber verzweifelt fast an Bürokratie

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Über einen Freund, der gut Deutsch kann, sei dann der Kontakt zum Bielefelder Salon entstanden. „Das war Zufall, und Inna war mir sehr sympathisch“, sagt Wieghorst. So habe er einen Weg gesucht, ihr den Einstieg zu ermöglichen. Dabei wäre er fast an der Bürokratie verzweifelt. „Wenn wir nicht so eine engagierte Beraterin bei der Agentur für Arbeit gehabt hätten, wäre es nichts geworden“, sagt er. Er habe einen dicken Aktenordner voller Unterlagen, Schreiben und Formulare.

Dass es so kompliziert sei, sei sehr schade und abschreckend – und auch ein großer Hinderungsgrund für viele Arbeitgeber. „So bleibt sicher vielen arbeitswilligen, talentierten Menschen mit guter Vorbildung der Weg verwehrt.“ Aber die Mühe habe sich gelohnt. Seit 1. Oktober kann Makhmutova, die bereits seit einem Jahr bei Wieghorst arbeitet, jetzt eine geförderte Umschulung zur Friseurin machen. Sie sei sehr fleißig, sehr talentiert, lobt Wieghorst.

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Auch bei den Kollegen sei sie durch ihre umsichtige und positive Art äußerst beliebt. Jeder sei gerne bereit, ihr zu helfen. Kommunikation und die deutsche Sprache seien im Beruf sehr wichtig, ergänzt der Chef. Aber jeden Tag lerne die 33-Jährige neue Begriffe dazu und festige ihren Wortschatz. Auch in der Berufsschule am Maria-Stemme-Kolleg seien alle sehr bemüht und „wollen einfach, dass es klappt mit dem letzten Rest“, den sie für den Einstieg in ihren Beruf hier in Deutschland benötigt.

Mit dem Bus vom Brackweder Bahnhof nach Kiew

Schneiden trainiere sie aktuell noch an einer Übungspuppe. Aber immer wieder kommen auch Kundinnen, die sich von der Spezialistin außergewöhnliche Frisuren für Hochzeiten oder besondere Veranstaltungen machen lassen. Der Bereich sei nach wie vor ihre große Leidenschaft. Dass sie da außergewöhnlich gut ist, hat Makhmutova jetzt gerade auch bei den Nordwestdeutschen Friseurmeisterschaften in Gütersloh bewiesen. Dort belegte sie den zweiten Platz in der Sonderklasse Damenfach, beim Wettbewerb „Hochstecken“ und gewann den Silbernen Kamm.


Außergewöhnlich erfolgreich: Bei den Nordwestdeutschen Friseurmeisterschaften in Gütersloh belegte Inna Makhmutova jetzt den zweiten Platz beim Wettbewerb „Hochstecken“ und gewann den Silbernen Kamm. - © Mike-Dennis Mller

Außergewöhnlich erfolgreich: Bei den Nordwestdeutschen Friseurmeisterschaften in Gütersloh belegte Inna Makhmutova jetzt den zweiten Platz beim Wettbewerb „Hochstecken“ und gewann den Silbernen Kamm.
| © Mike-Dennis Mller

Der Preis bedeute für sie mehr als jede Trophäe: Anerkennung, Integration und die Bestätigung, dass ihr Weg richtig war. „Wir sind unheimlich stolz auf Inna“, sagt Wieghorst, der in seinem Salon noch zwei weitere Auszubildende beschäftigt. „Ihr Erfolg ist nicht nur ihr persönlicher Triumph, sondern ein starkes Zeichen für Integration und Zusammenhalt im Handwerk.“

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Obwohl sie sehr glücklich sei mit ihrer Arbeit hier in Bielefeld, reist die junge Frau regelmäßig in ihre Heimat, um ihre Eltern, Verwandte und Freunde zu besuchen. Im Sommer erst war sie da, in Kürze geht es wieder hin. Vom Brackweder Bahnhof aus gibt es eine regelmäßige Busverbindung nach Kiew. Ungefährlich seien die Reisen nicht, gibt Inna Makhmutova trotz allem Optimismus zu.

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