Egal ob es um jugendlichen Leichtsinn, nächtliches Randalieren oder ausgeartete Geburtstagsfeiern geht, die Polizei hat nicht nur in wilden Partynächten zu tun. Auch am Tag kann es schon mal vorkommen, dass ein Betrunkener in einem Restaurant einschläft oder eine Frau mit rekordverdächtigem Promillewert einen Unfall hat. Wenn Einsatzwagen der Polizei aufgrund betrunkener Menschen ausrücken, hat das nicht selten einen gemeinsamen Nenner: Übermut und Promille. Die skurrilsten Blaulichtreporte zwischen Lech und Wertach und darüber hinaus haben wir hier zusammengefasst.
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Auto Surfing in der Augsburger Innenstadt
Augsburg, kurz nach Mitternacht: In der Karlstraße entdeckte die Polizei im Juni dieses Jahres einen jungen Mann, der auf dem Dach eines fahrenden Audis unterwegs war. Als die Beamten den Wagen zum Halten gebracht hatten, versuchte der „Autosurfer“ laut Polizeiangaben zu fliehen, kam aber nicht weit. Sowohl er als auch der 19-jährige Fahrer müssen sich nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verantworten.
Ganz neu ist dieser Leichtsinn in der Umgebung nicht: Bereits 2014 sorgten zwei 26-Jährige in Lechhausen für Aufsehen, als sie in den frühen Morgenstunden auf der Motorhaube eines BMWs durch die Straßen „surften“. Ein Passant wurde auf das Treiben aufmerksam und alarmierte die Polizei – doch als diese eintraf, war das Auto bereits geparkt und die Männer verschwunden, heißt es im Polizeibericht.
Eine detaillierte Personenbeschreibung und zufällig gemachte Videoaufnahmen einer Kamera eines Lokals konnten die Männer schließlich doch überführen. 0,6 Promille zeigte der Alkoholtest laut Polizei bei einem der Männer an, der zweite verweigerte die Überprüfung, wurde aber in Gewahrsam genommen.
Ein Mann ohne Auto wurde erst Anfang Oktober dieses Jahres auf der A9 von der Polizei aufgegriffen. Der 41-jährige Mann war auf der Autobahn in Fahrtrichtung Nürnberg zu Fuß unterwegs gewesen. Gegen 4.30 Uhr wurden Ingolstädter Beamte auf den Spaziergänger aufmerksam, der laut Polizei offensichtlich orientierungslos über die Fahrbahn torkelte. Bei dem Mann konnte ein Alkoholwert von 1,6 Promille festgestellt werden. Die Beamten brachten ihn daraufhin von der Fahrbahn und riefen ihm ein Taxi nach Hause.
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Rekordverdächtiger Promillewert
In puncto Promille schlägt eine Frau aber alle anderen Fälle: Gleich mehrere Einsätze an einem Abend wurden von einer 36-Jährigen im Augsburger Univiertel ausgelöst. Ihr Fortbewegungsmittel der Wahl war das Fahrrad. Keine gute Wahl, wie sich herausstellen sollte: Mit diesem kippte sie später um und verletzte sich leicht. Die informierten Rettungskräfte versorgten die 36-jährige Frau und verständigten zusätzlich die Polizei, weil sie betrunken wirkte, heißt es im Polizeibericht. Der Atemalkoholtest der Polizei zufolge ergab einen Wert von über drei Promille.
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Schon bei 0,3 Promille kann man sich strafbar machen, wenn alkoholbedingte Ausfallerscheinungen wie Schlangenlinien oder Fahrfehler hinzukommen.
Foto: Jonas Walzberg, dpa (Symbolbild)
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Schon bei 0,3 Promille kann man sich strafbar machen, wenn alkoholbedingte Ausfallerscheinungen wie Schlangenlinien oder Fahrfehler hinzukommen.
Foto: Jonas Walzberg, dpa (Symbolbild)
Das Fahrrad musste sie aus diesem Grund stehen lassen, wenig später randalierte sie allerdings im Treppenhaus ihres Wohnhauses, weshalb Polizeibeamte das Geschehen zu beruhigen versuchten. Die 36-Jährige war Polizeiangaben zufolge „äußerst aggressiv und musste durch die Beamten gefesselt werden“. Sie wurde daraufhin in Polizeiarrest genommen, um weitere Straftaten zu unterbinden. Ermittlungen wegen Trunkenheit im Verkehr und Beamtenbeleidigung wurden eingeleitet.
Nicht mit dem Promillewert, aber mit der Anzahl der ausgelösten Polizeieinsätze schlägt ein Mann in der Augsburger Innenstadt den vorherigen Fall. Gleich viermal fiel der Mann im Juni 2020 negativ der Polizei auf. Schon zur Mittagszeit wurde er mit seinem Fahrrad von der Polizei angehalten, weil er Schlangenlinien fuhr. Ein Alkoholtest ergab knapp ein Promille, er stand laut Polizei zusätzlich unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln.
Am Nachmittag desselben Tages schlief der Mann am Tisch eines Fastfood-Restaurants ein und konnte nicht mehr geweckt werden. Polizeibeamte erteilten ihm einen Platzverweis, als er wieder bei Sinnen war. Doch schon am Abend fiel der Mann erneut auf, weil er in einem Kaufhaus mutmaßlich zwei Ledergürtel klaute. Als der Mann von einer Streife in Gewahrsam genommen werden sollte, leistete er auch noch Widerstand, so die Polizei.
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Project X auf Schwäbisch
Rund um die 2010er Jahre waren Facebook-Partys in aller Munde. Hierbei wurde eine Veranstaltung auf der Social-Media-Plattform veröffentlicht, von etlichen Interessierten weiterverbreitet, sodass am Ende tausende Gäste zu erwarten waren. Im 2012 erschienenen Kinofilm „Project X“ wurde das Phänomen aufgegriffen. Auch in Deutschland gab es einige Fälle der ausgearteten Partys, zum Beispiel in Hamburg und im Saarland. Etwas kleiner, aber trotzdem folgenschwer war der 18. Geburtstag einer Augsburgerin:
Statt der geplanten 40 Gäste feierten 2017 rund 80 Jugendliche in einem Jugendraum in Augsburg auf dem 18. Geburtstag einer jungen Frau. Nachdem die Party mitsamt Freigetränken von einem Unbekannten in sozialen Medien angekündigt worden war, beschwerten sich Anwohner über die Lautstärke der unangekündigten Gäste. Polizei und Gastgeberin versuchten daraufhin, die Feier ins Gebäude zu verlegen, so die Polizei.
Ein 28-jähriger Partygast war mit der Maßnahme der Polizei unzufrieden und provozierte die Beamten, sodass er in Gewahrsam genommen werden musste, berichtete die Polizei.
Das wiederum löste bei den anderen Partygästen lautstarke Beschwerden aus, die daraufhin laut schreiend und singend durch die umliegenden Straßen zogen. Die Polizei musste erneut mit mehreren Einsatzwagen anrücken und die Party auflösen. Trotz dessen sich die junge Frau der Polizei gegenüber kooperativ verhalten hatte und nicht für den veröffentlichten Social-Media-Post verantwortlich gewesen war, musste sie sich wegen Ruhestörung verantworten.
Weniger kooperativ und ein bisschen älter war die Frau, die in Neu-Ulm im vergangenen Jahr ihren Geburtstag feierte. Wieder eine Ruhestörung löste den Einsatz der Polizei aus, die gegen 19.30 Uhr das erste Mal vor der Tür der 45-Jährigen standen. Über einen Bluetooth-Lautsprecher und zwei Mikrofone gaben Partygäste ihr Gesangstalent zum Besten und beschallten damit das Mehrfamilienhaus, so die Polizei. Die Feiernde zeigte sich zunächst einsichtig und stimmte zu, die Lautstärke herunterzudrehen.
Kurze Zeit später gingen allerdings erneut Beschwerden bei der Polizei ein, sodass diese wiederholt ausrücken musste. Dieses Mal war von der Einsicht der Frau nichts mehr übrig, weshalb die Polizei androhte, den Lautsprecher mitzunehmen. Das löste bei den Partygästen größeren Tumult aus,sodass Einige von anderen Gästen festgehalten werden mussten, um Gewalt gegen die Polizei vorzubeugen.
Gegen 22.15 Uhr konfiszierten die Beamten den Lautsprecher, was die Partygäste allerdings nicht davon abhielt, weiterhin Krach zu machen. Circa eine Stunde später fanden die Polizeibeamten Gäste vor, die gegen die Wohnungstür schlugen und lautstark durch das Treppenhaus rannten. Polizisten mehrerer Streifenwagen kündigten die Auflösung der Feier an, woraufhin sich die Gastgeberin und ihr 41-jähriger Lebensgefährte dem Polizeibericht zufolge weiterhin unkooperativ verhielten. Gegen die vorläufige Festnahme setzten sich die Beiden erfolglos zur Wehr, heißt es im Bericht weiter.
Nun liegen eine Ordnungswidrigkeitsanzeige wegen unzulässigem Lärms und eine Anzeige wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung vor.
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Fasching und Frechheiten
Auf einem Faschingsumzug ist ein erhöhter Alkoholpegel nichts Außergewöhnliches. Beim Umzug in Mertingen im Landkreis Donau-Ries 2024 wurde der Polizei jedoch gemeldet, dass sich ein stark betrunkener 31-Jähriger unbefugt auf einem bereits zurückrollenden Wagen aufhielt. Der Mann hatte sich heimlich an Bord geschlichen und zeigte, kaum bemerkt, vom Wagen aus den Beamten den Mittelfinger, so die Polizei. Wenig später sprang er schließlich ab und wurde von den Beamten gestellt.
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Beim Faschingsumzug in Mertingen war ein Unbefugter auf einem Wagen nicht der einzige Grund für einen Polizeieinsatz.
Foto: Helmut Bissinger
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Beim Faschingsumzug in Mertingen war ein Unbefugter auf einem Wagen nicht der einzige Grund für einen Polizeieinsatz.
Foto: Helmut Bissinger
Ohne Ausweispapiere und zu keiner Aussage bereit, wurde der Mann bei der Identitätsprüfung zunehmend aggressiv. Er schlug um sich, spuckte und beleidigte die Einsatzkräfte fortlaufend, so die Polizei. Aufgrund seines auffälligen Verhaltens und eines gemessenen Alkoholwerts von 1,86 Promille wurde er in Gewahrsam genommen.
Doch die Ausschreitungen endeten damit für den Tag nicht: Am Abend geriet die Aftershow-Party des Faschingsumzugs ebenfalls außer Kontrolle. Dort versetzte ein 20-jähriger Gast einem 27-jährigen Augsburger unvermittelt einen Faustschlag ins Gesicht, weshalb Polizeibeamte erneut an diesem Tag involviert waren. Ein Zusammenhang mit Alkohol kann auch hier nicht ausgeschlossen werden.
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Josefine Reiermann
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