Schon früh herrscht am Samstagmorgen reges Treiben beim Flohmarkt auf dem Messplatz. Von Ramsch bis Antiquitäten ist hier vieles zu finden. Auch politisch wird es.

Nutzen den Großflohmarkt, um Gelder für die ABifier zu generieren (von links): Naomi Josiah, Steffi Berger, Juzi Zimpfer und Lotta Vogel.

Naomi Josiah, Steffi Berger, Juzi Zimpfer und Lotta Vogel (von links) von der Bertha-von-Suttner-Schule in Ettlingen nutzen den Großflohmarkt, um Gelder für ihre Abifeier zu generieren.

Foto: Christian Gerards

Schon kurz vor 8 Uhr herrscht reges Treiben auf dem Großflohmarkt auf dem Messplatz in Karlsruhe. Während die ersten Kunden bereits über die Fläche schlendern, bauen viele Marktbeschicker ihre Stände noch auf. Bereits nach wenigen Metern wird deutlich: Das Angebot ist kunterbunt und reicht von Ramsch bis hin zu antiken Möbeln.

Schülerinnen aus Ettlingen wollen Abikasse aufbessern

Die 13. Klasse des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums an der Bertha-von-Suttner-Schule in Ettlingen nutzt den Flohmarkt, um Geld für ihre Abiturfeier im kommenden Jahr zu generieren. „Ich gehe gerne auf Flohmärkte, und so kam die Idee zustande“, berichtet Lotta Vogel, die am Samstagmorgen mit drei Klassenkameradinnen den kleinen Stand betreut.

Die Mitglieder der Klasse hatten daheim geschaut, was sie entbehren können. So kamen vor allem Klamotten, aber auch Schuhe zusammen. „Als wir die Sachen aus dem Wagen geholt haben, haben wir gemerkt, wie viel wir haben und dass der Stand dafür vielleicht ein wenig zu klein ist“, sagt sie weiter. Das Geschäft läuft jedenfalls gut an. Während des Gesprächs kommt eine Frau vorbei und kauft einen Pullover. Insgesamt seien sie die Schüler zu acht, die den Stand betreuen würden, im Laufe des Tages werden die vier von der Frühschicht abgelöst.

Auch an den anderen Ständen dominieren in erster Linie Kleidung und Schuhe. Aber auch alte DVDs und CDs suchen neue Beisitzer. Der Markt dafür scheint aber nicht mehr allzu groß zu sein. Beides geht an vielen Ständen für nur einen Euro über die Theke. Wer Durchhaltevermögen hat und kräftig sucht, bekommt hier dafür aber für seinen Musikgeschmack das eine oder andere Schnäppchen.

Messplatz-Flohmarkt spricht Sammler an

Es gibt auch viele Stände, die sich einem Thema verschrieben haben. So bietet ein Stand fast ausschließlich Playmobil-Spielzeug, an einem anderen Stand sind alte Postkarten und Notgeld aus der Hyperinflationszeit der 1920er-Jahre zu finden. Damals drückten die Städte und Gemeinen ihr eigenes Geld, sodass man hier mit etwas Suche auch ein Stück Heimatgeschichte findet.

Die alten Postkarten sind nach den alten vierstelligen Postleitzahlen sortiert, die 7-er Nummern stehen, passend für Karlsruhe, auf dem Tisch. Andere, etwa aus dem Ruhrgebiet mit den 4er- und 5er-Nummern, sind hingegen unter dem Tisch zu finden.

Ruth Lanser nutzt den Flohmarkt, um neben dem Verkauf ihres Trödels auch Unterschriften für das Bürgerbegehren gegen die Schließung des Rheinstrandbads Rappenwört zu sammeln. Ein großes Schild macht darauf aufmerksam, dass nur Karlsruher ab 16 Jahren unterzeichnen sollen. Das hat einen Grund: „Wir hatten bei einer Online-Petition nach sechs Wochen 13.800 Unterschriften zusammen. Doch die Stadt hat moniert, dass etliche der Unterzeichner nicht aus Karlsruhe kommen“, berichtet sie.

Also nutzt der sich gegen die Schließung richtende Förderverein nun den Wochenmarkt für sein Begehren – und eben den Großflohmarkt auf dem Messplatz.

Nicht jeder hat bei Karlsruher Flohmarkt ein konkretes Ziel

Derweil schlendert Sabrina Meier aus Durlach über den Flohmarkt und hält Ausschau nach Kuriositäten. „Ich liebe Flohmärkte“, gesteht sie. Mit einem bestimmten Wunsch ist sie nicht gekommen. Denn: „Ich kaufe auf dem Flohmarkt eigentlich selten etwas, aber ich finde es immer interessant zu sehen, was angeboten wird.“

Das Angebot wird derweil ganz unterschiedlich dargeboten. Der eine oder andere Marktbeschicker ist weniger professionell und kommt nur mit Decken zum Messplatz. Die Dinge, die verkauft werden sollen, fanden zuvor in ganz normalen Plastiktüten Platz. Ganz anders sieht es bei anderen Marktbeschickern aus, die etwa Antiquitäten in einem Lastwagen hergefahren haben.

Spannend sind auch die drei Klappräder, die hier zu finden sind. Die Räder kommen einfach nicht aus der Mode, wie auch etwa beim Klapprad-Cup in Neustadt an der Weinstraße zu erkennen ist. An dem Gaudi-Rennen auf die Kalmit hinauf nehmen jährlich rund 1.500 Radfahrer, darunter auch einige aus Karlsruhe, teil. Ob die Räder bald auch dort zum Einsatz kommen?

Und so füllt sich im Laufe des Samstagmorgens der Messplatz. Ab 8.30 Uhr dürfen auf dem hinteren Teil auch die Wagen der Flohmarktbesucher gegen eine kleine Parkgebühr abgestellt werden. Bis dahin ist die Straße Alter Schlachthof schon gut zugeparkt. Denn auch an diesem Tag gilt: Wer einen tollen Flohmarkt-Fund mit nach Hause nehmen möchte, der muss schnell und damit früh auf den Beinen sein.

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