Lange haben Nachbarn gekämpft, mehrfach an unterschiedlichsten Stellen auf die Historie des alten Gebäudes hingewiesen. Vergeblich. Im Herbst 2023 rückten die Bagger am Ahornweg an, beseitigten das alte Kötterhaus. Auf dem Grundstück, so wurde es zuvor angekündigt, sollten vier Einfamilienhäuser zur Miete entstehen.

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Zwei Jahre sind vergangen, und wer heute an dem Eckgrundstück in der beschaulichen Wohnsiedlung im Bochumer Süden vorbeiläuft, der fragt sich womöglich: Warum tut sich denn nichts? Von Neubauten keine Spur, das Gelände ist dicht zugewachsen.

Verwildertes Grundstück am Ahornweg bzw. Zedernweg in Bochum-Wiemelhausen

Viel Wildwuchs, aber kein Neubau in Sicht: Das Grundstück an der Ecke Ahornweg/Zedernweg liegt knapp zwei Jahre nach dem Abriss des Kötterhauses brach.
© FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Kötterhaus in Bochum stand vor dem Abriss lange leer

Rückblick: Im Mai 2023 baten der Verwalter des Grundstücks und der Architekt, der den Neubau plante, zum Ortstermin ins Kötterhaus. Sie wollten aufzeigen, warum der Abriss aus ihrer Sicht alternativlos war. Denn während die Natursteinfassade auf der zum Zedernweg gelegenen Seite des Hauses historischen Charme versprühte, wurde beim Blick ins Innere deutlich, wie viel im 20. Jahrhundert verändert wurde. Das Fachwerk: kaum mehr sichtbar. Im Wohnzimmer ein Stahlträger, weil dort mutmaßlich in den 1980er-Jahren auf ganzer Breite ein Anbau errichtet worden war.

Bewohnt war das Haus schon lange nicht mehr, beschäftigte seit 2019 immer wieder die Politik im Stadtteil, die Verwaltung und die Denkmalbehörden. Im Mittelpunkt die Frage: Ist das Gebäude so bedeutend, dass es denkmalgeschützt werden kann? Nur dies hätte einen Abriss verhindern können.

Denkmalbehörde: Haus war „erhaltenswert“ – aber das bedeutet nicht „geschützt“

Die Antwort war am Ende mehrschichtig: Dass das Gebäude historisch bedeutsam war, galt als unstrittig. Auch als „erhaltenswert“ haben die Denkmalbehörden von Stadt und Landschaftsverband Westfalen-Lippe es wiederholt eingeschätzt. Aber: „Erhaltenswert“ bedeutete nicht „geschützt“. Für die Einstufung zum Baudenkmal seien die An- und Umbauten zu gravierend gewesen, urteilten die Behörden. Für die Stadt gab es so keine Handhabe. Sie erteilte im Oktober 2022 die Baugenehmigung für vier Einfamilienhäuser.

Die Natursteinfassade an der Giebelwand versprühte historischen Charme. Im Inneren aber war vieles verbaut.

Die Natursteinfassade an der Giebelwand versprühte historischen Charme. Im Inneren aber war vieles verbaut.
© FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Wo aber bleiben die? Der Eigentümer des Grundstücks will nicht öffentlich in Erscheinung treten, ist für Presseanfragen nicht greifbar. Als Verwalter und Vermarkter wurde seinerzeit Lars Wörmann aus Bochum genannt. Interessenten könnten sich bei seinem Büro auf eine Warteliste setzen lassen, hieß es.

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Neubauprojekt in Bochum-Wiemelhausen: Keine aktuellen Infos zu bekommen

Auf Nachfrage dieser Redaktion ist auch bei ihm keine Stellungnahme zu bekommen. Er werde sich nicht dazu äußern, teilt Wörmann nur mit.

Ob und wann es also losgeht mit den Bauarbeiten am Ahornweg/Zedernweg, bleibt unklar. Rechtlich steht ihnen nichts entgegen. „Die Baugenehmigung ist noch bis Ende März 2026 gültig“, teilt Stadtsprecher Thomas Sprenger mit. Und: „Die Geltungsdauer kann darüber hinaus noch verlängert werden.“

Zur Geschichte des Hauses

Die Geschichte des Kötterhauses reicht Heimatforschern mehrere Jahrhunderte zurück. Auf einer Giebelwand war die Jahreszahl 1865 zu sehen. Anwohnerrecherchen zufolge war das Haus womöglich noch älter. Demnach soll es einst zum Rittergut Haus Brenschede gehört haben, als eines von mehr als 20 vermieteten Kötterhäusern.