Stand: 12.10.2025 15:00 Uhr

Valentin Vacherot hat die Sensation geschafft und als Qualifikant das Masters 1000 in Shanghai gewonnen. Gegen seinen Cousin Arthur Rinderknech setzte er sich in einem packenden Finale durch.


Jörg Strohschein

Diese Familien-Story konnte ja eigentlich nur gut ausgehen. Auch wenn sie auf einer der größten Weltbühnen im Tennis ausgetragen wurde. Im packenden Duell der Cousins zwischen Arthur Rinderknech (30) und Valentin Vacherot (26) setzte sich der Shootingstar Vacherot im Finale des Masters 1000 von Shanghai mit 4:6, 6:4 und 6:3 durch.

In seinem ersten ATP-Finale überhaupt sicherte sich Vacherot den Masters-1000-Titel. Der größte Tag in seinem Tennisleben. „Ich habe keine Ahnung, was hier gerade passiert“, sagte Vacherot, von seinen eigenen Taten selbst überwältigt. „Heute gibt es zwei Sieger, eine ganze Familie hat gewonnen. Und für das Tennis ist diese Geschichte unwirklich.“

Direkt ins Hauptfeld

Für Vacherot hat sich die Reise nach China mehr als gelohnt. Der Monegasse rutscht von Weltranglistenposition 204 hoch auf Position 40, was bedeutet, dass er automatisch im Hauptfeld bei den Australian Open stehen wird. Zudem erhält er mit 985.490 Euro Preisgeld fast doppelt so viel Prämie, wie er bisher in seiner gesamten Karriere verdienen konnte (rund 500.000 Euro).

Doch auch Rinderknech kann trotz der bitteren Pleite mit Stolz auf seine Shanghai-Teilnahme blicken. auch wenn er wohl noch längere Zeit benötigen wird, diese Niederlage zu verarbeiten. Bei der tränenreichen Siegerehrung verließen ihn aber plötzlich die Kräfte, er sank, von Muskelkrämpfen geplagt, zu Boden und musste kurzfristig behandelt werden.

Kurze Phase der Nervosität

Die beiden Kontrahenten, die zusammen trainieren, in den Urlaub fahren und einst in Texas gemeinsam am College – in einem Team und auch im Doppel – spielten, begannen mit ihren ersten Aufschlagspielen hochkonzentriert.

Die erste und einzige Nervosität im ersten Satz zeigte sich bei Vacherot in seinem zweiten Service-Game, als er plötzlich angespannt und körperlich fest wirkte und Fehler produzierte. Der Druck dieser ungewohnten Situation lastete in dieser kurzen Phase sichtlich auf seinen Schultern, was er teuer bezahlen musste.

Denn Rinderkech agierte von Beginn an äußerst zielstrebig und selbstbewusst, ihm gelang das erste Break zur 2:1-Führung. Beide offensiv veranlagten Spieler behaupteten sich im Anschluss in ihren jeweiligen Aufschlagspielen, sodass der Franzose bis zum Ende des ersten Satzes seinen früh erarbeiteten Vorteil nutzen und den ersten Durchgang mit 6:4 gewinnen konnte.

Momentum wechselt zu Vacherot

Im zweiten Satz hielten beide an ihrer offensiven Spielweise fest, hemmende Nervosität spielte so gut wie keine Rolle mehr. Viele Netzangriffe mit direkten Volleypunkten verhinderten längere Ballwechsel, die Aufschlagspiele auf beiden Seiten waren anfänglich klare Angelegenheiten.

Rinderknech agierte dabei zwar einen Tick stabiler und entschlossener. Doch Vacherot erarbeitete sich plötzlich beim Stand von 4:3 seine ersten beiden Breakbälle, von denen er den zweiten zum 5:3 spektakulär mit einer Rückhand die Linie entlang nutzte. Das Momentum war plötzlich auf seiner Seite und der Monegasse gewann den zweiten Satz mit 6:4.

Viele ungenutzte Breakbälle

Und diese positive Phase nutzte Vacherot direkt zu Beginn des dritten Satzes, als ihm sofort das nächste Break zum 1:0 gelang. Danach drehte der Shootingstar auf, ihm gelang nahezu alles. Vacherot surfte plötzlich auf einer Welle des Selbstvertrauens, die ihm einige weitere, allerdings ungenutzte Breakbälle einbrachte.

Vacherot hätte die Partie vorzeitig noch deutlicher in seine Richtung drehen können, aber Rinderknech wehrte sich nach Kräften.

Aber vor allem seine Aufschlagspiele beendete der Monegasse mehr als überzeugend. Damit rettete er seinen knappen Vorsprung bis zum 5:3, ehe ihm ein weiteres Break gelang.

Vacherot verwandelte seinen zweiten Matchball zum 6:3 im dritten Satz – ihm gelang damit ein historischer Sieg.